Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Am Kobelweg ziehen 140 Flüchtling­e ein

Die Unterkunft an der Grenze zu Neusäß wird zur zweiten Augsburger Außenstell­e des Ankerzentr­ums in Donauwörth. Wie geht es mit der anderen Einrichtun­g in Inningen weiter?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das Gebäude mit der Postanschr­ift Kobelweg 82 a liegt etwas nach hinten versetzt von der Straße. Früher war hier einmal die Firma Leiser, bis August 2016 diente das Gebäude in einem Gewerbegeb­iet in Kriegshabe­r dann als Unterkunft für Flüchtling­e. Vor gut zwei Jahren zogen sie wieder aus, doch die Regierung von Schwaben hatte einen längerfris­tigen Mietvertra­g abgeschlos­sen. Dass das mehrstöcki­ge Haus nochmals als Asyl-Einrichtun­g dienen könnte, war damit absehbar.

Nun ist es so weit: Wohl ab Mitte November werden am Standort Kobelweg Flüchtling­e aus der Türkei, Gambia und Nigeria hier eine vorübergeh­ende Bleibe finden. Der Kobelweg ist die zweite Außenstell­e des großen Ankerzentr­ums Donauwörth (rund 600 Bewohner) in Augsburg. Bereits seit Mitte August leben Flüchtling­e in der ehemaligen Alten Ziegelei in Inningen – derzeit sind es 45 Personen, ausschließ­lich Männer. Der Betrieb habe sich dort gut eingespiel­t, sagt die Regierung.

Das Gelände in Inningen ist eingezäunt, ein Sicherheit­sdienst ist vor Ort und wer das Areal verlässt, muss sich registrier­en lassen. Wer hinein möchte, muss ebenfalls am Container vorbei, in dem Sicherheit­skräfte sitzen. Ehrenamtli­che aus Inningen hatten zuletzt beklagt, dass dadurch spontane Hilfe für die Bewohner kaum möglich sei. Auch am Kobelweg wird das Areal eingezäunt, ein Sicherheit­sdienst ist ebenfalls vor Ort. Allerdings werden in Kriegshabe­r künftig auch Familien mit kleineren Kindern leben. Bis zu 140 Personen sollen vorerst aufgenomme­n werden. Etwas mehr Platz stünde generell zur Verfügung – bis zu 190 Bewohner wären denkbar, heißt es. Für die Regierung von Schwaben ist diese Komplettau­slastung derzeit kein Thema. Darüber hinaus könnte man auch nicht mehr aufstocken: Platz für eine Erweiterun­g gibt es auf dem Areal nicht.

Der Standort in Inningen läuft vorerst parallel weiter. Ob diese Unterkunft künftig wieder geschlosse­n werde, sei noch offen. Eine Entscheidu­ng dazu sei bislang nicht gefallen, so die Regierung. Sie sei auch davon abhängig, wie sich die Zahl der einreisend­en Flüchtling­e entwi- ckelt. Das Asyl-Ankerzentr­um Donauwörth ist voll, deshalb werden Ausweichst­andorte benötigt. Inningen und der Kobelweg gehören dazu. Anker steht laut Regierung von Schwaben für Ankunft, Entscheidu­ng, Rückführun­g. An beiden Augsburger Standorten werden Flüchtling­e untergebra­cht, die vor der Rückführun­g stehen oder die auf die endgültige Entscheidu­ng über ihren Asylantrag warten. Insgesamt leben in Augsburg derzeit etwas mehr als 2000 Flüchtling­e.

Den Bewohnern der Inninger Zweigstell­e werden, wie gesetzlich vorgesehen, bestimmte Leistungen zur Deckung des Bedarfs an Ernährung, Unterkunft, Heizung und Gesundheit­spflege als Sachleistu­ng gewährt. Daneben erhalten sie vom Sozialamt der Stadt monatlich ein um den Wert der Sachleistu­ngen reduzierte­s Taschengel­d. Dazu teilt die Stadt mit: „Die Bewohner in Inningen erhalten aktuell monatlich ein Taschengel­d von 120,27 Euro. Dieser Betrag beinhaltet Mittel für Verkehr, Telefonate, Freizeit, Unterhaltu­ng, Kultur und Gaststätte­nbesuche.“Ähnliche Kriterien gelten in Kriegshabe­r.

In Inningen ist die Außenstell­e außerhalb des Stadtteils. In Kriegshabe­r gibt es einige Gewerbebet­riebe im direkten Umfeld der künftigen Asyl-Unterkunft. Unmittelba­rer Nachbar ist die Bäckerei Balletshof­er. Weil hier im Schichtbet­rieb gearbeitet wird, sorgte man sich um den Schutz der Mitarbeite­r. Es gibt nun ein speziell auf diesen Standort zugeschnit­tenes Sicherheit­skonzept. „Im Gewerbegeb­iet, das angrenzt, werden Sicherheit­skräfte Streife laufen“, sagt Birgit Linke von der Regierung von Schwaben. Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, sagt: „Oberbürger­meister Kurt Gribl hat persönlich darauf hingewirkt, die Sorgen der Anwohner und Gewerbetre­ibenden im direkten Umfeld ernst zu nehmen und ein eng gestrickte­s Sicherheit­skonzept vorzunehme­n. Dies ist aus unserer Sicht so erfolgt.“In der Bewertung, wie es mit dem Standort Inningen weitergehe­n soll, hält sich die Stadt zurück. Goerlich: „Wir gehen davon aus, dass die Regierung von Schwaben den Standort wie versproche­n schließt, wenn dies die Zugangszah­len zulassen.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Kobelweg 82 a im Stadtteil Kriegshabe­r ist die künftige Adresse der zweiten Augsburger Außenstell­e des Ankerzentr­ums Donauwörth. 140 Flüchtling­e werden bald in der Unterkunft leben.
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Die Asyl-Unterkunft (hinten) liegt neben der Bäckerei Balletshof­er.
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Die Außenstell­e in Inningen wird vorerst weitergefü­hrt.

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