Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie finden Gersthofer, was sie brauchen?

Ein neues Gutachten sieht durchaus Entwicklun­gspotenzia­l im Stadtzentr­um, zum Beispiel für einen Biomarkt

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Ein Biomarkt mitten in der Stadt? Dies schlägt zumindest ein Gutachter vor, der die positiven und negativen Seiten des Gersthofer Einzelhand­elsangebot­s untersucht hat. Mit dem gut 70 Seiten umfassende­n Ergebnis seiner Arbeit befasste sich der Stadtrat. Eines steht wohl fest – der Internetha­ndel nimmt weiter zu. Und ein weiterer Drogeriema­rkt, beispielsw­eise auf dem heutigen Gersthofer Loch, könnte das Stadtzentr­um aufwerten.

Erstellt wurde das Einzelhand­elsgutacht­en, wie schon das letzte vor zehn Jahren, vom Diplomgeog­rafen Christian Hörmann vom Büro Cima. Es soll dem Stadtrat Hinweise an die Hand geben, welche Handelsspa­rten in Gersthofen noch angesiedel­t werden sollen. Nicht zuletzt im Stadtzentr­um mit seinem unbebauten „Loch“ist das von großer Bedeutung. Schließlic­h sollen die Bewohner Dinge des täglichen Bedarfs auch zu Fuß kaufen können, ohne an den Stadtrand fahren zu müssen.

Weil die Stadt bis 2030 ihre Einwohnerz­ahl von heute 22 500 auf 27000 erhöhen will, muss für das entspreche­nde Angebot beim Handel und im Dienstleis­tungsberei­ch gesorgt werden. Demzufolge wird die Stadt auch bei künftigen größeren Wohngebiet­en, beispielsw­eise nördlich der Thyssenstr­aße oder in der Stiftersie­dlung die Möglichkei­ten schaffen müssen, das sich dort Nahversorg­er ansiedeln können.

Wegen der komplexen Thematik und der Bedeutung einer sinnvollen Einzelhand­elsentwick­lung regte Christian Hörmann an, dass die Stadt über die Einstellun­g eines City-Managers nachdenken soll.

Hörmann geht davon aus, dass der Anteil der über 65-Jährigen steigen wird. Für diese müsse ein wohnortnah­es Angebot sichergest­ellt werden. Die Stadt habe nicht zuletzt wegen der Läden im HeryPark und dem Möbelhaus Ikea „eine zentrale Bedeutung als Einzelhand­elsund Fachmarkts­tandort in der Region“.

Im Bereich Gesundheit und Körperpfle­ge sieht der Gutachter noch Entwicklun­gspotenzia­l. Im Bereich Spielwaren, Möbel, Schuhe/Lederwaren und Bekleidung/Wäsche sei die Stadt gut ausgestatt­et und ziehe Kunden von außerhalb an.

In den letzten zehn Jahren haben die Betriebe allerdings von 120 auf 116 abgenommen, die Verkaufsfl­äche sankt von 89 400 Quadratmet­ern auf 79 900. Dies führt Christian Hörmann unter anderem auf die Schließung­en des Praktiker-Markts, der Penny-Filiale im Hery-Park und des Schuhfachm­arkts Reno zurück. Der Umsatz hingegen stieg von 219 auf knapp 254 Millionen Euro pro Jahr. Derzeit liege der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsa­tz bei 9,5 Prozent, schätzt Hörmann. Bis 2022 könnten es circa 15 Prozent sein. Daher könnten zwischen 3000 und 5500 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche wegbrechen. Das heißt, die Gersthofer müssen, wenn nichts unternomme­n wird, damit rechnen, dass das stationäre Angebot in den Läden abnimmt.

Das Lebensmitt­elangebot in der Stadt ist Hörmann zufolge optimierun­gsbedürfti­g. So seien die beiden Rewe-Filialen im City-Center und im Hery-Park zu versteckt, Aldi und Lidl im Gewerbegeb­iet wiederum hätten an den heutigen Markterfor­dernissen gemessen recht kleine Verkaufsfl­ächen.

Das Gutachten schlägt für das Gersthofer Loch eine Nutzungsko­mbination aus Biomarkt, Discounter und Drogeriema­rkt vor. Dies ist Hörmann zufolge eine „eminente Chance für die Innenstadt­entwicklun­g“. So wird eine Verlagerun­g des Drogeriema­rkts Müller empfohlen.

Auch Geschäfte für Sportartik­el sowie Bekleidung und Schuhe sollten mehr im Zentrum angesiedel­t werden.

Eine „Gersthofer Liste“von Branchen, die angesiedel­t werden sollen und solchen, die nicht angelockt werden sollten, hat das Gutachten bislang aber noch nicht aufgestell­t.

 ??  ?? Der Gersthofer Hery-Park lockt Kunden aus der ganzen Region an. Im Stadtzentr­um ist allerdings das Einzelhand­elsangebot noch ausbaufähi­g. Archivfoto: Marcus Merk
Der Gersthofer Hery-Park lockt Kunden aus der ganzen Region an. Im Stadtzentr­um ist allerdings das Einzelhand­elsangebot noch ausbaufähi­g. Archivfoto: Marcus Merk

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