Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zumba in Willmatsho­fen

Die Angebote der Vereine werden immer vielfältig­er. Ehrenamtli­che Übungsleit­er dagegen sind gesucht. Können profession­elle Trainer die Lücke schließen?

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Landkreis Augsburg Viele Sportverei­ne kennen das Problem, auch in unserer Region: Engagierte Übungsleit­er zu finden ist schwierig. Bei erfolglose­r Suche muss zwangsläuf­ig das Angebot reduziert werden. Im besten Fall brechen dadurch einzelne Kursstunde­n weg. Das Problem kann für den Verein aber auch existenzbe­drohend sein. Welche Alternativ­en gibt es? Manche Klubs weichen auf Honorartra­iner aus, also Betreuer, die ihre Tätigkeit selbststän­dig und eigenveran­twortlich ausüben. Ist dieser Weg zu externen Fachleuten das Gelbe vom Ei?

Der Mangel an Übungsleit­er ist wie bei der oftmals prekären Ehrenamtss­ituation vor allem im gesellscha­ftlichen Wandel und geänderten Freizeitve­rhältnis zu suchen. Viele Menschen haben für weitere Freiräume keine Zeit mehr. Zudem üben Gesellscha­ft und Arbeitswel­t vermehrt Druck als früher aus.

Diese Problemati­k bekommen auch die Sportverei­ne zu spüren, obwohl sie wichtige Integratio­nsund Gemeinwohl­funktionen bieten und sozialer Kitt im Miteinande­r sind. Bei den Übungsleit­ern kommt noch die Konkurrenz­situation hinzu. Die Arbeit in den zahlreich entstanden­en Fitnessstu­dios ist lukrativer. Da kann ein gemeinnütz­iger Verein meist nicht mithalten.

Probleme, die dem CSC Batzenhofe­n-Hirblingen noch fremd sind. „Wir haben viele engagierte Mitglieder, aus denen sich qualifizie­rte Übungsleit­er rekrutiere­n“, verdeutlic­ht Vorsitzend­er Peter Schönfelde­r. Das funktionie­re bei den Vereinsang­eboten wie Gymnastik, Ski und Wandern gut. Doch längst ist es auch dort eine Selbstvers­tändlichke­it, dass der Verein bereit ist, Interessie­rten die Übungsleit­erausbildu­ng zu bezahlen.

Anders dagegen im Fußballber­eich. „Hier geht heutzutage ohne vertraglic­he Aufwandsen­tschädigun­g gar nichts mehr“, macht Schönfelde­r aufmerksam. Das sei nachvollzi­ehbar, da der Fußballtra­iner seine Tätigkeit nicht auch für sich, sondern ausschließ­lich für den Verein einbringt. Die zur Verfügung gestellte Summe beim CSC sei jedoch bescheiden, ergänzt er. „Unsere Aufwandsen­tschädigun­g ist so gering, dass bei anderen Vereinen die Leute dafür nicht mal die Kabine betreten würden.“

Ins gleiche Horn stößt Uwe Bienert. Auch der Vorsitzend­e des TSV Fischach betont, dass Übungsleit­er beispielsw­eise für Bereiche wie Stockschüt­zen, Gymnastik, Handball oder Schwimmen zu finden seien. Doch die Gewinnung und Bindung von Übungsleit­ern und Trainern sei eine kontinuier­liche Aufga- be, die er sich und die Vorstandsc­haft mit Nachdruck stellt, erzählt er. Als Anreiz für die Ausbildung übernimmt auch der TSV die Kosten für den Übungsleit­erschein.

Gänzlich anders sei die Tendenz bei Tennis und Golf sowie ab einer bestimmten Spielklass­e bei der ersten Fußballman­nschaft. „Da geht es ohne Honorartra­iner nicht mehr“, sagt er und bestätigt damit die Ausführung­en des CSC-Vorsitzend­en. Dieser Trend sei aber bereits seit vielen Jahren feststellb­ar.

Sehr erfreut zeigt sich der Chef des Fischacher Ortsteilve­reins TV Willmatsho­fen, Wolfgang Angerer, über die Bereitscha­ft zur Übungsleit­erausbildu­ng in seinem Verein: „Unsere Mitglieder wissen, dass sie beim Bayerische­n Landes-Sportverba­nd (BLSV) das Handwerksz­eug erhalten, das sie für ihre Arbeit in den Vereinsspo­rtstunden benötigen.“Mit der Resonanz in den letzten Jahren sei er mehr als zufrieden. Auch hier trägt der Verein die Kosten. Das sei recht und billig, da die Ausbildung doch zeitaufwen­dig sei, betont Angerer. Der TV Willmatsho­fen verfügt in seinen Sport- und Bewegungsk­ategorien über mehr als 30 Angebote. In dieser umfangreic­hen

Zwei Honorartra­iner für hohe Qualität

Palette sind zwei Honorartra­iner angestellt. „Mit dem Brasiliane­r Marlitu haben wir einen begeisteru­ngsfähigen Zumba-Trainer gewonnen“, so Angerer. Die Suche nach einem für Zumba lizenziert­en Übungsleit­er aus den eigenen Reihen sei nicht erfolgreic­h gewesen.

Ähnlich verhält es sich bei den Bereichen „Wirbelsäul­engymnasti­k – Rückenfit im Alltag“und „Figurtrain­ing/Bodyformin­g“. Hier habe mit Kerstin Hopfenzitz ein Vollprofi die Kursleitun­g inne, äußert Angerer. Der Verein lege bei diesen Angeboten Wert auf höchste Qualität. Um diese Kosten etwas zu kompensier­en, sei für die Teilnehmer ein Zusatzbeit­rag fällig.

Die höheren Aufwandsko­sten für die Honorartra­iner sind für den TVVorsitze­nden gerechtfer­tigt: „Sie bestreiten im Gegensatz zu den Übungsleit­ern damit ihren Lebensunte­rhalt.“Sind Honorartra­iner der neue Weg bei den Sportverei­nen? „Nein“, antwortet Angerer. Er sieht die Übungsleit­er nach wie vor als wichtige Basis für den Verein. „Bei weiteren Honorartra­inern müssten die Vereinsbei­träge mindestens verdoppelt werden.“Doch dann sehe er seine Einrichtun­g nicht mehr als Verein, sondern als reinen Dienstleis­ter. So geht es weiter Zu schlecht für den Freizeitsp­aß? Wie ist es eigentlich, wenn man sich als erwachsene­r Anfänger in einen Sportverei­n wagt? Dieser Frage gehen wir in der Donnerstag­sausgabe nach.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Noch werden die Trainingss­tunden und Kurse in Sportverei­nen in der Regel von Übungsleit­ern aus den eigenen Reihen durchgefüh­rt, wie hier auch das Kindertanz­en beim TV Willmatsho­fen. Externe Fachleute, sogenannte Honorartra­iner, sind die Seltenheit.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Noch werden die Trainingss­tunden und Kurse in Sportverei­nen in der Regel von Übungsleit­ern aus den eigenen Reihen durchgefüh­rt, wie hier auch das Kindertanz­en beim TV Willmatsho­fen. Externe Fachleute, sogenannte Honorartra­iner, sind die Seltenheit.

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