Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zumba in Willmatshofen
Die Angebote der Vereine werden immer vielfältiger. Ehrenamtliche Übungsleiter dagegen sind gesucht. Können professionelle Trainer die Lücke schließen?
Landkreis Augsburg Viele Sportvereine kennen das Problem, auch in unserer Region: Engagierte Übungsleiter zu finden ist schwierig. Bei erfolgloser Suche muss zwangsläufig das Angebot reduziert werden. Im besten Fall brechen dadurch einzelne Kursstunden weg. Das Problem kann für den Verein aber auch existenzbedrohend sein. Welche Alternativen gibt es? Manche Klubs weichen auf Honorartrainer aus, also Betreuer, die ihre Tätigkeit selbstständig und eigenverantwortlich ausüben. Ist dieser Weg zu externen Fachleuten das Gelbe vom Ei?
Der Mangel an Übungsleiter ist wie bei der oftmals prekären Ehrenamtssituation vor allem im gesellschaftlichen Wandel und geänderten Freizeitverhältnis zu suchen. Viele Menschen haben für weitere Freiräume keine Zeit mehr. Zudem üben Gesellschaft und Arbeitswelt vermehrt Druck als früher aus.
Diese Problematik bekommen auch die Sportvereine zu spüren, obwohl sie wichtige Integrationsund Gemeinwohlfunktionen bieten und sozialer Kitt im Miteinander sind. Bei den Übungsleitern kommt noch die Konkurrenzsituation hinzu. Die Arbeit in den zahlreich entstandenen Fitnessstudios ist lukrativer. Da kann ein gemeinnütziger Verein meist nicht mithalten.
Probleme, die dem CSC Batzenhofen-Hirblingen noch fremd sind. „Wir haben viele engagierte Mitglieder, aus denen sich qualifizierte Übungsleiter rekrutieren“, verdeutlicht Vorsitzender Peter Schönfelder. Das funktioniere bei den Vereinsangeboten wie Gymnastik, Ski und Wandern gut. Doch längst ist es auch dort eine Selbstverständlichkeit, dass der Verein bereit ist, Interessierten die Übungsleiterausbildung zu bezahlen.
Anders dagegen im Fußballbereich. „Hier geht heutzutage ohne vertragliche Aufwandsentschädigung gar nichts mehr“, macht Schönfelder aufmerksam. Das sei nachvollziehbar, da der Fußballtrainer seine Tätigkeit nicht auch für sich, sondern ausschließlich für den Verein einbringt. Die zur Verfügung gestellte Summe beim CSC sei jedoch bescheiden, ergänzt er. „Unsere Aufwandsentschädigung ist so gering, dass bei anderen Vereinen die Leute dafür nicht mal die Kabine betreten würden.“
Ins gleiche Horn stößt Uwe Bienert. Auch der Vorsitzende des TSV Fischach betont, dass Übungsleiter beispielsweise für Bereiche wie Stockschützen, Gymnastik, Handball oder Schwimmen zu finden seien. Doch die Gewinnung und Bindung von Übungsleitern und Trainern sei eine kontinuierliche Aufga- be, die er sich und die Vorstandschaft mit Nachdruck stellt, erzählt er. Als Anreiz für die Ausbildung übernimmt auch der TSV die Kosten für den Übungsleiterschein.
Gänzlich anders sei die Tendenz bei Tennis und Golf sowie ab einer bestimmten Spielklasse bei der ersten Fußballmannschaft. „Da geht es ohne Honorartrainer nicht mehr“, sagt er und bestätigt damit die Ausführungen des CSC-Vorsitzenden. Dieser Trend sei aber bereits seit vielen Jahren feststellbar.
Sehr erfreut zeigt sich der Chef des Fischacher Ortsteilvereins TV Willmatshofen, Wolfgang Angerer, über die Bereitschaft zur Übungsleiterausbildung in seinem Verein: „Unsere Mitglieder wissen, dass sie beim Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) das Handwerkszeug erhalten, das sie für ihre Arbeit in den Vereinssportstunden benötigen.“Mit der Resonanz in den letzten Jahren sei er mehr als zufrieden. Auch hier trägt der Verein die Kosten. Das sei recht und billig, da die Ausbildung doch zeitaufwendig sei, betont Angerer. Der TV Willmatshofen verfügt in seinen Sport- und Bewegungskategorien über mehr als 30 Angebote. In dieser umfangreichen
Zwei Honorartrainer für hohe Qualität
Palette sind zwei Honorartrainer angestellt. „Mit dem Brasilianer Marlitu haben wir einen begeisterungsfähigen Zumba-Trainer gewonnen“, so Angerer. Die Suche nach einem für Zumba lizenzierten Übungsleiter aus den eigenen Reihen sei nicht erfolgreich gewesen.
Ähnlich verhält es sich bei den Bereichen „Wirbelsäulengymnastik – Rückenfit im Alltag“und „Figurtraining/Bodyforming“. Hier habe mit Kerstin Hopfenzitz ein Vollprofi die Kursleitung inne, äußert Angerer. Der Verein lege bei diesen Angeboten Wert auf höchste Qualität. Um diese Kosten etwas zu kompensieren, sei für die Teilnehmer ein Zusatzbeitrag fällig.
Die höheren Aufwandskosten für die Honorartrainer sind für den TVVorsitzenden gerechtfertigt: „Sie bestreiten im Gegensatz zu den Übungsleitern damit ihren Lebensunterhalt.“Sind Honorartrainer der neue Weg bei den Sportvereinen? „Nein“, antwortet Angerer. Er sieht die Übungsleiter nach wie vor als wichtige Basis für den Verein. „Bei weiteren Honorartrainern müssten die Vereinsbeiträge mindestens verdoppelt werden.“Doch dann sehe er seine Einrichtung nicht mehr als Verein, sondern als reinen Dienstleister. So geht es weiter Zu schlecht für den Freizeitspaß? Wie ist es eigentlich, wenn man sich als erwachsener Anfänger in einen Sportverein wagt? Dieser Frage gehen wir in der Donnerstagsausgabe nach.