Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nach Schicksalschlägen ist das Lachen wieder zurück
Alexandra Falch-Ottillinger hat eine schwere Zeit durchgemacht. In ihrem Schuhladen spiegelt sich Familiengeschichte wider
Biberbach Der Schuhladen Falch in Biberbach hat nicht nur eine ganz besondere Chefin, sondern auch eine Historie, die bewegt ist. Zwei Weltkriege hat der Laden überlebt, wenn er auch den Unternehmensstandort gewechselt hat. Zudem wurde die Idee von Chefin Alexandra Falch-Ottillinger jäh zerstört, diesen Laden Seite an Seite mit ihrem Mann Manfred zu führen, denn er verstarb früh. Heute hat die 48-Jährige ihre Existenzängste überwunden und ist wieder verheiratet. Doch die Geschichte hat nicht zuletzt auch den Laden gezeichnet.
Stöbert Alexandra Falch-Ottillingers Schwiegermutter, Centa Falch, in der Familiengeschichte, kann sie diese Unternehmenshistorie rekonstruieren: Um 1890 herum muss der Schuhladen erstmals gegründet worden sein. Leonhard und Kreszenz Schuster begründeten damals die lange Unternehmenstradition. Bis 1948 betrieben ihre Nachfolger, Leonhard Schuster mit seiner ersten Frau Rosa und seiner zweiten Frau Johanna, den Laden.
Dann kommt bereits die heute 89-Jährige ins Spiel: Centa Falch übernahm das Geschäft, noch bevor sie ihren Mann Franz Falch heiratete. Sie baute den Laden, der nach dem Zweiten Weltkrieg buchstäblich „am Boden war“, wie sie berichtet, erneut auf. Das lief so gut, dass sie schließlich über einen Neu- bau nachdenken mussten, den sie im Jahr 1975 auch realisieren konnten. Am heutigen Standort: am Marktplatz 5 in Biberbach.
Seit dem Jahr 2000 steht Alexandra Falch-Ottillinger selbst mit im Schuhladen, den ihr erster Ehemann und Centa Falchs Sohn Manfred von seiner Mutter übernommen hatte. Nur fünf Jahre konnte die gelernte Industriekauffrau Seite an Seite mit ihrem Mann den Schuhladen führen, dann wurde ihr Mann schwer krank. Im Jahr 2007 starb Alexandra Falch-Ottillingers Mann Manfred an einem Gehirntumor, und die heute 48-Jährige stand mit zwei kleinen Kindern – Tochter Lisa ist heute 17 und Sohn Michael ist heute 14 – und einer großen Portion an Existenzängsten allein im Laden.
Das, was sie über das Schuhgeschäft wissen musste, konnte sie nun nur noch von Schwiegermutter Centa Falch lernen. Rückblickend erklärt sie lächelnd: „Bei meiner Schwiegermutter habe ich eine gute Lehre erfahren.“Zudem stand ihr in den Jahren der Krankheit ihres Mannes stets eine Mitarbeiterin zur Seite. Nur so konnte der Laden trotz Arztbesuchen und familiären Verpflichtungen weitestgehend geöffnet bleiben.
Was sich seit der Zeit geändert hat, die Alexandra Falch-Ottillinger im Laden auf sich allein gestellt ist, ist optisch und inhaltlich nur wenig sichtbar: Noch immer stehen die Schuhe in den Regalen, die sie einst mit ihrem Ehemann Manfred gebraucht erstanden und eingebaut hat. Nur die Kisten, die sich damals nicht nur im Keller und in den Gängen dorthin türmten, sondern auch im Laden, die hat die 48-Jährige schnell verbannt. Gerne würde sie weiter umbauen, neue Regale einsetzen, einen neuen Boden verlegen und den Laden modernisieren. Wann das klappt, steht jedoch noch in den Sternen.
Was bis dato den Schuhladen Falch ausgemacht hat und auch in Zukunft ausmachen wird, sind der inhaltliche Fokus und der Kundenservice. Alexandra Falch-Ottillinger verzichtet darauf, sich mit den großen Konkurrenten zu messen. Sie kümmert sich um die Kunden, die Beratung benötigen. Deswegen entfallen circa 60 Prozent ihres Schuhvolumens auf Kinderschuhe. Auf Rang zwei liegen Damenschuhe. Für die Herrenwelt hat Alexandra Falch-Ottillinger hauptsächlich die Marken Camel, Fretz Men und Meindl im Sortiment. Daneben schätzen ihre Kunden die Chefin im Schuhladen vor allem für ihre kundenfreundliche Art, mit der sie mit jedem noch so individuellen Kundenwunsch ins Lager läuft und exakt mit dem Schuh wiederkommt, der nicht nur wie angegossen passt, sondern auch noch gefällt.