Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fliegerbombe in Stadtbergen entschärft
Ein Baggerfahrer entdeckt einen 250 Kilo schweren Blindgänger aus dem Krieg in einer Baugrube – und das inmitten eines Wohngebiets. Rund 1900 Menschen müssen daraufhin ihre Wohnung verlassen
Stadtbergen Eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Dienstag in Stadtbergen gefunden worden. Am Vormittag entdeckte ein Baggerfahrer die rund 250 Kilo schwere Fliegerbombe in einer Baugrube an der Pferseer Straße. In der Folge mussten etwa 1900 Menschen ihre Wohnungen verlassen, damit die Bombe entschärft werden konnte. Gegen 19 Uhr war der Blindgänger von Sprengstoffexperten schließlich unschädlich gemacht. Der Fundort befindet sich mitten in einem Wohngebiet.
Am Vormittag untersuchten Sprengstoffexperten den Blindgänger in der Baugrube. Demnach handelte es sich um eine amerikanische Fliegerbombe. Die Experten räumten eine Frist von 48 Stunden ein, erklärt der Stadtberger Bürgermeister Paulus Metz. In dieser Zeit müsse die Bombe entschärft werden. Nach einer Krisensitzung in enger Absprache mit dem Sprengmeister, der Polizei sowie der Feuerwehr am frühen Nachmittag stand fest: Die Bombe wird umgehend entschärft. Ab 15 Uhr klingelten etwa 120 Bereitschaftspolizisten und viele Feuerwehrleute an den betroffenen Wohnungen, um das Gebiet weiträumig zu evakuieren. Auch Lautsprecherwagen fuhren durch das betroffene Gebiet. Die Straßenbahnlinie 3 verkehrte ab dem späten Nachmittag stadtauswärts nur noch bis zur Haltestelle BürgermeisterBohl-Straße, ab 17 Uhr wurde der Straßenbahnverkehr im betroffenen Bereich vollständig eingestellt.
Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, wurden vorher informiert und von Rettungskräften abgeholt, sagt Bürgermeister Metz. Ebenso seien die Bewohner einer Asylunterkunft in der Nähe in Absprache mit den zuständigen Betreuern vorzeitig informiert worden. Andere sensible Einrichtungen, wie Schulen oder Altenheime, gibt es im betroffenen Raum nicht.
Die Aufregung unter den Anwohnern an der Pferseer Straße in Stadtbergen war am Nachmittag groß. Eigentlich ist die Gegend beschaulich, vor allem Einfamilienhäuser sind zu sehen. Nachbarn erzählen, dass in der Nähe Michael Gregoritsch vom FC Augsburg wohnen soll. Kurz vor 15 Uhr kam Peter Selzle zum Fundort der Bombe. Er wohnt gleich gegenüber. „Ich weiß noch nicht, wo ich jetzt hingehen soll“, meinte er. Er war einer von rund einem Dutzend Anwohnern, die entlang des Baugerüsts vor Baugrube standen, bis die Evakuierung begann. Viele gingen daraufhin zu Freunden oder Verwandten. Im Rathaus gab es eine Meldestelle für Krankentransporte. Für Anwohner, die keine Unterkunftsmöglichkeit hatten, richtete das Rote Kreuz in einer Sporthalle eine betreute Anlaufstelle ein.
Dort kümmerten sich dutzende Rettungskräfte um die Anwohner. Fabian Wamser, Sprecher des BRK Augsburg Land, erklärt, dass man auf etwa 2000 Menschen vorbereitet war. Tatsächlich waren es am frühen Abend aber nur rund 150, die die Hilfe in der Sporthalle tatsächlich in Anspruch nahmen. Die betroffenen Anwohner wurden in der Sporthalle mit Getränken versorgt. Außerdem hatten die Rettungskräfte einige Pritschen und Turnmatten zur Übernachtung bereitgestellt.
Der letzte größere Einsatz wegen einer Fliegerbombe im Raum Augsburg war erst im Juli. Damals war in der Herrenbachstraße in Augsburg eine 225 Kilo schwere Fliegerbombe entdeckt worden. Damit der Blindgänger entschärft werden konnte, mussten mehr als 1000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Unverder gessen ist außerdem die Entschärfung einer Fliegerbombe in Augsburg auf einem Grundstück an der Jakoberwallstraße an Weihnachten 2016. Rund 55 000 Augsburger mussten damals wegen einer 1,8 Tonnen schweren Weltkriegsbombe in Sicherheit gebracht werden.
In Stadtbergen selbst sorgte an Ostern 2014 eine englische Brandbombe für Aufregung. Sie war auf einer Baustelle am Ziegelstadel entdeckt worden. Sprengstoffexperten konnten die 15 mal 50 Zentimeter große Bombe abtransportieren und unschädlich machen.