Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fujitsu-Aus trifft auch Gersthofen
Die Firma Andreas Schmid Logistik ist mit rund 200 Mitarbeitern für den Computerhersteller tätig. Nun müssen für diese neue Jobs gefunden werden. Doch derzeit herrscht Zuversicht, dass dies gelingt
Gersthofen/Landkreis Augsburg Das aus für den Fujitsu-Standort Augsburg bedeutet nicht nur für die dort 1800 Beschäftigten einen überraschenden Einschnitt. Auch Zulieferer werden davon in Mitleidenschaft gezogen. Eines davon ist die Gersthofer Andreas Schmid Logistik AG.
Wie berichtet will der japanische Konzern Fujitsu das Augsburger Computerwerk nahe der B17 in Augsburg bis September 2020 schrittweise dichtmachen. „Die Nachricht hat uns völlig überrascht“, erklärt Andreas-SchmidLogistik-Unternehmensvorstand Gianluca Crestani gegenüber unserer Zeitung. „Wir sind zwar zeitnah informiert worden – aber keineswegs zu früh.“
Das Gersthofer Unternehmen Andreas Schmid Logistik AG ist im Auftrag des Computerherstellers als Hausdienstleister unterwegs. „Wir betreuen mit knapp 200 Mitarbeitern die Werkslogistik für Fujitsu.“Das entspreche in etwa zehn Prozent der Gesamtbelegschaft des Gersthofer Unternehmens. Diese liegt eigenen Angaben zufolge bei 2073 Mitarbeitern.
Vor Jahren hatte der Logistiker eigens neben dem Computerhersteller eine Halle errichtet. „Doch diese wird von uns schon länger für andere Zwecke und Kunden genutzt“, sagt Crestani. Die Schmid-Mitarbeiter seien direkt im Computerwerk beschäftigt sowie in einem Außenlager in Gersthofen. Das abrupte Aus sei „nicht schön im Sinne der Kundenpartnerschaft mit den Computerherstellern – die hätte im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern können.“In dieser Zeit sei einiges an gegenseitigem Vertrauen entstanden.
„Es heißt nun, kühlen Kopf zu bewahren“, so der Vorstand weiter. „Nach derzeitiger Sicht haben wir ein Zeitfenster bis September 2020 – da müssten wir für unsere Mitarbeiter eine Beschäftigung finden können“, gibt sich Crestani „vorsichtig optimistisch: Von heute auf morgen 200 Mitarbeiter in neuen Jobs unterzubringen, das wäre eine wahnsinnige Herausforderung gewesen.“Allerdings seien ihm noch keine Details bekannt, mit welchem Zeitplan die Werksauflösung vonstattengehen soll. „Da wird es erst in den nächsten Wochen mehr Klarheit geben.“
Aber er ist überzeugt: „Unser Unternehmen ist robust genug, diesen Schlag zu kompensieren.“Schließlich sei die Konjunktur nach wie vor gut und auch die Geschäfte laufen – ein weiterer Anstieg der Aufträge nach derzeitigen Prognosen zu erwarten. „Es geht jetzt aber darum, diese guten und qualifizierten Leute unterzubringen“, betont Crestani. Allein im vergangenen Dreivierteljahr habe Andreas Schmid 100 neue Stellen geschaffen. Deswegen hofft Crestani auch, dass die Zeit bis September dann auch wirklich zur Verfügung steht.
Derzeit gibt es im Wirtschaftsraum Augsburg nach Angaben von Schwabens IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank gut 1000 Logistikunternehmer – vom Großbetrieb bis zum einzelnen selbstständig arbeitenden Fahrer. Weiteres lässt sich laut IHK kaum aufschlüsseln.
In den Jahren 2014/2015 wurde gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und dem Logistikcluster Schwaben eine Erhebung gemacht: Damals waren rund zehn Prozent aller Beschäftigten in der Region Augsburg in der Logistik beschäftigt. Aktuell wären dies von insgesamt 252 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigen immer noch circa 25 000, derzeit dürften es mehr sein. Die Schließung eines Firmensitzes mit 1800 Mitarbeitern bedeute angesichts dieser Zahlen nicht unbedingt eine Katastrophe für die gesamte Region. Für die Logistikkräfte seien die Chancen recht gut. Anders sieht es wohl für die Mitarbeiter der japanischen Firma in der Fertigung aus.