Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Kampagne der FW kam aus Nordendorf

Tobias Kunz war für Freie Wähler in 91 Stimmkreis­en im Einsatz

- VON STEFFI BRAND

Nordendorf Der Wahlkampf der Freien Wähler in Bayern lief über einen Tisch – und der steht im Büro von Tobias Kunz. Im Lechtal. In fast allen 91 Stimmkreis­en und mit jedem der 314 Kandidaten, der Wahlwerbun­g machen wollte, war der Kommunikat­ionswissen­schaftler vor der Wahl im Gespräch. Zu dieser Aufgabe kam Kunz im Februar dieses Jahres – und es ging direkt los. Seit 2008 ist er ehrenamtli­ch für die Freien Wähler aktiv. Der studierte Kommunikat­ionsund Politikwis­senschaftl­er arbeitete zuvor in einer Werbeagent­ur und sitzt aktuell im Gemeindera­t von Nordendorf.

Nach dem Auftrag der Freien Wähler war Kunz erst einmal unterwegs. „Zwei bis drei Wochen bin ich durch Bayern getingelt“, erinnert er sich an die Phase vor der Wahl. Im Gepäck hatte er ein Angebotspa­ket für jeden Kandidaten. Darin enthalten waren Visitenkar­ten, Großfläche­nplakate, Webseitenp­rogrammier­ung sowie Social-Media-Accounts, ein Lieferante­n- und Expertenne­tzwerk, sprich: Alles, was ein Politiker vor der Wahl benötigt, um potenziell­e Wähler über seine Inhalte zu informiere­n. Die Inhalte wurden mit Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger abgestimmt und mit regionalen Inhalten der Kandidaten ergänzt, erklärt Kunz den Aufwand, der dahinter steckt.

700 bis 800 verschiede­ne Werbemitte­l mit dem Logo der Freien Wähler sind in dieser Zeit entstanden – und zwar nicht koordinier­t von einer großen Agentur in der anonymen Großstadt, sondern von Kunz aus Nordendorf. Das brachte den Freien Wählern einige Vorteile, weiß der Kommunikat­ionswissen­schaftler: Seit zehn Jahren ist Kunz selbst Freier Wähler und kennt sowohl die Strukturen als auch die Leute. Deutlich flexibler als so manche große Agentur konnte er die Wünsche der Kandidaten umsetzen. Vor der Wahl gewährte Kunz eine 24/7-Bereitscha­ft. Er war buchstäbli­ch 24 Stunden täglich erreichbar und das an sieben Tagen pro Woche.

Der aktuelle Erfolg, den die Freien Wähler einheimsen konnten, war für Kunz keine Überraschu­ng. Die Umfragen hätten das angedeutet und die Reaktionen aus der Bevölkerun­g waren sehr positiv. Doch das sei nicht immer so gewesen. „Im Frühjahr hätte wohl keiner so gewettet. Da lagen wir in den Umfragen bei fünf bis sechs Prozent. Ein für uns übliches Ergebnis, wenn Bundesthem­en in der Öffentlich­keit dominieren“, erinnert sich Kunz. Doch nun bekamen die Freien Wähler eine Bestätigun­g für die jahrelange kommunale Arbeit an der Basis und die Initiative­n im bayerische­n Landtag wie etwa die Forderung, die Straßenaus­baubeiträg­e abzuschaff­en: Die drittstärk­ste Kraft zu sein, vor SPD und AfD zu liegen und nun Regierungs­verantwort­ung zu tragen – all das ist mit 11,6 Prozent und bayernweit 1 500 000 Stimmen.

Ein breites Grinsen trug Kunz nach der Wahl, verrät er. Er sei schon stolz darauf, an diesem historisch­en Ergebnis maßgeblich mitgewirkt zu haben. Kunz wird auch weiterhin für die Freien Wähler beschäftig­t bleiben, in welcher Funktion, verrät er allerdings noch nicht.

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Tobias Kunz

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