Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Kampagne der FW kam aus Nordendorf
Tobias Kunz war für Freie Wähler in 91 Stimmkreisen im Einsatz
Nordendorf Der Wahlkampf der Freien Wähler in Bayern lief über einen Tisch – und der steht im Büro von Tobias Kunz. Im Lechtal. In fast allen 91 Stimmkreisen und mit jedem der 314 Kandidaten, der Wahlwerbung machen wollte, war der Kommunikationswissenschaftler vor der Wahl im Gespräch. Zu dieser Aufgabe kam Kunz im Februar dieses Jahres – und es ging direkt los. Seit 2008 ist er ehrenamtlich für die Freien Wähler aktiv. Der studierte Kommunikationsund Politikwissenschaftler arbeitete zuvor in einer Werbeagentur und sitzt aktuell im Gemeinderat von Nordendorf.
Nach dem Auftrag der Freien Wähler war Kunz erst einmal unterwegs. „Zwei bis drei Wochen bin ich durch Bayern getingelt“, erinnert er sich an die Phase vor der Wahl. Im Gepäck hatte er ein Angebotspaket für jeden Kandidaten. Darin enthalten waren Visitenkarten, Großflächenplakate, Webseitenprogrammierung sowie Social-Media-Accounts, ein Lieferanten- und Expertennetzwerk, sprich: Alles, was ein Politiker vor der Wahl benötigt, um potenzielle Wähler über seine Inhalte zu informieren. Die Inhalte wurden mit Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger abgestimmt und mit regionalen Inhalten der Kandidaten ergänzt, erklärt Kunz den Aufwand, der dahinter steckt.
700 bis 800 verschiedene Werbemittel mit dem Logo der Freien Wähler sind in dieser Zeit entstanden – und zwar nicht koordiniert von einer großen Agentur in der anonymen Großstadt, sondern von Kunz aus Nordendorf. Das brachte den Freien Wählern einige Vorteile, weiß der Kommunikationswissenschaftler: Seit zehn Jahren ist Kunz selbst Freier Wähler und kennt sowohl die Strukturen als auch die Leute. Deutlich flexibler als so manche große Agentur konnte er die Wünsche der Kandidaten umsetzen. Vor der Wahl gewährte Kunz eine 24/7-Bereitschaft. Er war buchstäblich 24 Stunden täglich erreichbar und das an sieben Tagen pro Woche.
Der aktuelle Erfolg, den die Freien Wähler einheimsen konnten, war für Kunz keine Überraschung. Die Umfragen hätten das angedeutet und die Reaktionen aus der Bevölkerung waren sehr positiv. Doch das sei nicht immer so gewesen. „Im Frühjahr hätte wohl keiner so gewettet. Da lagen wir in den Umfragen bei fünf bis sechs Prozent. Ein für uns übliches Ergebnis, wenn Bundesthemen in der Öffentlichkeit dominieren“, erinnert sich Kunz. Doch nun bekamen die Freien Wähler eine Bestätigung für die jahrelange kommunale Arbeit an der Basis und die Initiativen im bayerischen Landtag wie etwa die Forderung, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen: Die drittstärkste Kraft zu sein, vor SPD und AfD zu liegen und nun Regierungsverantwortung zu tragen – all das ist mit 11,6 Prozent und bayernweit 1 500 000 Stimmen.
Ein breites Grinsen trug Kunz nach der Wahl, verrät er. Er sei schon stolz darauf, an diesem historischen Ergebnis maßgeblich mitgewirkt zu haben. Kunz wird auch weiterhin für die Freien Wähler beschäftigt bleiben, in welcher Funktion, verrät er allerdings noch nicht.