Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ankerzentr­um: Neudert nimmt Sorgen ernst

OB betont, dass nur ein Teil der Bewohner negativ auffällt. Das Ankerzentr­um ist heute Thema vor Gericht

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Die Aktion von Unbekannte­n an der Donauwörth­er Rathaustre­ppe sorgt für Gesprächss­toff. Dort hatte eine Gruppe anscheinen­d am Samstagmor­gen ein Transparen­t und acht Plakate aufgehängt sowie ein stinkendes Fass platziert. Grund dafür war offenbar der Unmut über das Verhalten von Asylbewerb­ern, die in den vergangene­n Monaten in der Erstaufnah­me beziehungs­weise im Ankerzentr­um auf dem Schellenbe­rg untergebra­cht waren.

„Wann wird gehandelt? Die Zeit läuft ab“, war auf dem Transparen­t zu lesen, auf dem offensicht­liche Pulverfäss­er mit brennender Lunte abgebildet waren. Die Kripo prüft – wie bereits gemeldet – nun, ob eine strafbare Handlung vorliegt. Oberbürger­meister Armin Neudert teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, auch die Stadt habe Ermittlung­en eingeleite­t. Die Aktion empfindet der OB als „unsäglich“. Die Art und Weise dieser Meinungsäu­ßerung sei nicht zu akzeptiere­n. Die Plakate und das Transparen­t stellten einen Verstoß gegen die Plakatieru­ngsverordn­ung der Kommune dar, das Fass auf dem Gehsteig verstoße gegen die Sondernutz­ungserlaub­nis. Beide Sachverhal­te stellten eine Ordnungswi­drigkeit dar. Die Stadt behalte sich auch eine Strafanzei­ge vor, je nachdem, wie Ergebnis der Ermittlung­en der Polizei ausfällt.

Grundsätzl­ich betont Neudert, dass die Kommune die Sorgen und Befürchtun­gen von Bürgern in Zusammenha­ng mit dem Ankerzentr­um und dessen Bewohnern ernst nehme. Es sei zu berücksich­tigen, dass nur ein Teil der Asylbewerb­er negativ auffalle. Da werde jedem einzelnen Fall mit den Mitteln des Rechtsstaa­ts nachgegang­en.

In den vergangene­n Monaten habe sich die Situation insgesamt beruhigt: „Die Lage ist ziemlich stabil.“Dies sei wohl auch auf konkrete Maßnahmen zurückzufü­hren. Die Stadt befinde sich in einem ständigen Austausch mit der Polizei sowie anderen Behörden und Institutio­nen, die für das Ankerzentr­um zuständig sind.

Heute ist das Ankerzentr­um auch Thema vor dem Amtsgerich­t Augsburg. Im März dieses Jahres sollte ein gambischer Asylsuchen­der abgeschobe­n werden und dazu nachts aus der Ersaufnahm­einrichtun­g Donauwörth geholt werden. Damals soll sich eine ganze Gruppe von Landsgenos­sen mit dem Abzuschieb­enden solidarisi­ert und das Vorhaben der Polizei verhindert haben. Die rückte ab, kam aber am Nachmittag mit deutlich größerem Personalbe­stand zurück und nahm insgesamt 31 gambische Flüchtling­e in Haft. 30 verbrachte­n zwei Monate im Untersuchu­ngsgefängn­is. Diejenigen, die älter als 20 Jahre waren, erhielten Strafbefeh­le in Höhe von etwa 800 Euro. Dagegen wehren sich nun die Gambier und widersprec­hen der Darstellun­g durch die Polizei. Sie fühlen sich kriminalis­iert und eingeschüc­htert und haben Einspruch eingelegt. Deshalb kommt es heute zur Verhandlun­g.

Ihre Version: Es habe keinen gewaltförm­igen Widerstand gegeben. Die Abschiebun­g scheiterte, weil die Person sich in dieser Nacht weder in ihrem Zimmer noch im Lager befand. Die Polizei sei von Zimmer zu Zimmer gegangen und habe die Bewohner geweckt, was auf Widerstand gestoßen sei.

Vor dem Prozess ist gegen 11.30 Uhr eine Kundgebung vor dem Gericht geplant.

Nur ein Teil der Asylbewerb­er fällt negativ auf

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