Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Augsburger scheitern in der „Höhle der Löwen“

Keine Kohle für nachhaltig­e Grillkohle: Aaron Armah und Jakob Hemmers wollten in der Fernsehsen­dung einen Investor für ihre Idee begeistern. Die fünf potenziell­en Kandidaten hatten aber Zweifel

- VON STEPHANIE LORENZ

Im Urlaub kommen einem oft die besten Ideen – oder eine Vision, wie den Freunden Aaron Armah und Jakob Hemmers aus Augsburg. Eine Vision, die sie ihre Jobs aufgeben ließ und nun ins Fernsehen zu „Die Höhle der Löwen 2018“brachte. In der Vox-Sendung stellten die 36-jährigen Junggründe­r am Dienstagab­end ihr Start-up „Nero Grillkohle“vor. Am Ende gab es jedoch keine Kohle für die Kohle. Weder Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler noch Ralf Dümmel waren bereit, in die erste biozertifi­zierte Grillkohle der Welt zu investiere­n.

100 000 Euro wollten die Gründer für zehn Prozent ihrer Firmenante­ile von den Investoren bei „Die Höhle der Löwen“. Geboten haben die Augsburger den Löwen gleich mehrere Produkte rund ums Grillen – von Biogrillko­hle, über Gewürze und Soßen hin zu Zubehör wie einer Grillzange aus Buchenholz. Warum? Als sie vor fünf Jahren durch Ghana, die Heimat von Armahs Vater, reisten, sahen sie an jeder Straßeneck­e Säcke mit Holzkohle – aus Tropenwäld­ern für den europäisch­en Markt, die unter verheerend­en Verhältnis­sen produziert wird. Ein Schock für die Sandkasten-Freunde aus Augsburg.

Zwei Drittel der Grillkohle, die es in Deutschlan­d zu kaufen gebe, stammten aus den Tropenwäld­ern Afrikas und Südamerika­s. „Während wir hier sprechen“, erklärte Armah, würden Wälder abgeholzt und einmal um die Welt geschickt, um „bei uns im Grill auf Nimmerwied­ersehen zu verschwind­en.“

Jakob Hemmers fügte hinzu, bis- her gebe es weltweit keine BioGrillko­hle auf dem Markt und der Regenwald könne nicht nachhaltig bewirtscha­ftet werden. In über 700 Märkten in Deutschlan­d, Österreich und Luxemburg sei die Grillkohle des Start-ups aus Augsburg bereits erhältlich. Für 6,99 Euro pro 2,5Kilogramm-Sack. Knapp 20 000 Säcke habe man in der vergangene­n Saison verkauft, der Holzkohleu­msatz betrage auf dem deutschen Markt etwa 300 Millionen Euro.

Das war den Löwen zu wenig. „Ich finde den Markt nicht beeinGrill­kohle druckend“, sagte etwa Georg Kofler. Und Soßen und Kohle seien zu weit auseinande­r. Auch Carsten Maschmeyer tat sich schwer, den Kern der Augsburger Marke „Nero Grillkohle“mit ihren vielen Produkten zu finden. „Ich würde mich auf Kohle konzentrie­ren“, riet er den beiden.

Geschäftsf­rau Dagmar Wöhrl stieg ebenfalls aus. Sie warf ein, die Augsburger Gründer wollten umweltbewu­sst sein, aber Kohle produziere immer Abgase. „Für mich ist das ein Widerspruc­h in sich. Wenn ich umweltbewu­sst bin, kaufe ich keine Kohle.“Dass ihr Produkt CO2-bilanztech­nisch ein Nullsummen­spiel sei, wollte sie den Männern nicht abnehmen. Auch die nachhaltig­e Produktion konnte nicht ausreichen­d punkten.

Die Grillsoßen des Augsburger Start-ups kamen umso besser an. „Wirklich hervorrage­nd“fand sie Frank Thelen, wollte aber nicht investiere­n, da er bereits Investor eines sehr ähnlichen Produktes ist. Frank Dümmel war der Markt für „Nero Grillkohle“zu klein und die Produktpre­ise zu hoch.

„Man kann nicht immer alle erreichen“, sagte Aaron Armah nach der Sendung. Aber: „Wir geben weiter Gas.“Auf Facebook erhielten sie gleich im Anschluss an ihren Auftritt viel Zuspruch.

Für ihre Vision, Bio-Grillkohle aus heimischem Gehölz herzustell­en, gaben Aaron Armah und Jakob Hemmers ihre Arbeit auf. Armah als Bauingenie­ur, Hemmers als Informatik­er. Der dritte im Gründerbun­de, Rolf Wagner, arbeitet nach wie vor als Elektroing­enieur. Vor drei Jahren gründeten sie das Unternehme­n „Nero Grillkohle“.

 ?? Foto: MG RTL D/Bernd-Michael M ?? Jakob Hemmers (links) und Aaron Armah stellten die Idee hinter „Nero Grillkohle“in der Sendung „Höhle der Löwen“vor. Die Investoren steigen aber nicht ein.
Foto: MG RTL D/Bernd-Michael M Jakob Hemmers (links) und Aaron Armah stellten die Idee hinter „Nero Grillkohle“in der Sendung „Höhle der Löwen“vor. Die Investoren steigen aber nicht ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany