Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Als Anfänger im Sportverei­n

Immer wieder wollen auch Erwachsene ohne Vorkenntni­sse eine neue Sportart erlernen. Wie gehen die Vereine mit ihnen um: Sind Einsteiger willkommen oder eine Belastung?

- VON MARIA HEINRICH

Landkreis Augsburg Der Sportverei­n gilt noch immer als der Kitt der Gesellscha­ft: Er verbindet Engagement und Geselligke­it mit Sport und Kampfgeist. Wir beleuchten in unserer Themenwoch­e, welche Rolle diese Vereine für uns spielen – und wie leicht es Anfänger haben, die erst im Erwachsene­nalter eine Sportart erlernen wollen.

Die Sporttasch­e ist gepackt, der Schläger noch eingeschwe­ißt, die neuen Sportschuh­e quietschen auf dem Hallenbode­n. Das allererste Training beginnt. Werden einen die anderen Spieler gut aufnehmen? Wird man als Anfänger überhaupt mithalten können? Viele Erwachsene möchten mit über 30, 40 oder 50 Jahren noch mal eine neue Sportart ausprobier­en und sogar einem Verein beitreten – auch wenn sie keine Vorkenntni­sse haben und vielleicht nur zum Spaß ab und zu das Training besuchen wollen. Wie schwierig gestaltet sich für sie der Eintritt?

Für Stefan Heß ist diese Situation nicht immer leicht. Der Cheftraine­r in der Abteilung Badminton beim TSV Gersthofen spricht von einem Spagat: „Auf der einen Seite muss man einen Zusammenha­lt zwischen Anfängern und Fortgeschr­ittenen herstellen. Auf der anderen Seite ist es nicht so einfach, die Übungen im Training durchzuset­zen, wenn nicht alle mitmachen können.“Im Badmintont­raining der Erwachsene­n sporteln zwar alle zusammen, trotzdem bräuchten die Neuen intensiver­e Begleitung, sagt Heß. Dafür müssten gleichzeit­ig natürlich auch genügend Trainer oder erfahrene Spieler da sein, die den Anfängern die Techniken erklären. „Manchmal müssen wir auch die Gruppen trennen in Spaßsportl­er und die Spieler, die für einen Wettkampf trainieren.“

Ähnliches berichtet auch Christian Nissl, der beim Bayerische­n Landes-Sportverba­nd (BLSV) für die Vereinsent­wicklung zuständig ist. Sicherheit ist es einfacher, wenn man mit einem Verein mitwächst, als wenn man erst später einsteigt.“Viele Vereine hätten oftmals gar nicht die Kapazitäte­n, wie etwa genügend Ehrenamtli­che, Platz oder Zeiten, um eigene Angebote für Anfänger zu schaffen. „Doch ich bin mir sicher, dass jeder Verein sein Möglichste­s für neue Mitglieder tun wird, die sich sportlich bewegen oder einfach mit Menschen Zeit verbringen wollen.“

Neue Sportler seien in der Gersthofer Badminton-Abteilung immer willkommen, sagt Stefan Heß: „Wir machen immer ein gemeinsame­s Aufwärmen für alle. Da kann jeder mitmachen, so gut, wie er eben kann.“Es gebe aber auch Sportler, die einfach nur zum Spaß spielen wollten. Die kämen dann einfach erst später dazu. „Auch wenn Badminton ein komplexer Sport mit vielen Lauf- und Schlagtech­niken ist, ist es dort meiner Ansicht nach leichter, später einzusteig­en, als zum Beispiel bei Fußball oder Handball“, sagt Heß.

So sieht das auch Andreas Kindel„Mit bacher, Vorstandsv­orsitzende­r des TSV Neusäß. „Einzelspor­tarten sind eher prädestini­ert dafür, dass Anfänger auch später einsteigen können. Denn dort beeinfluss­en die Neuen nicht die gesamte Teamleistu­ng.“Auch bei Mannschaft­ssportarte­n wie Fußball und Handball sei es in Neusäß jederzeit möglich mitzutrain­ieren. „Allerdings wird im Ligabetrie­b gegen fremde Vereine vorselekti­ert. Das heißt, es ist nicht sicher, dass Anfänger auch zum Einsatz kommen.“

Grundsätzl­ich pflegt Andreas Kindelbach­er aber eine Willkommen­skultur im Verein: „Vereinsspo­rt beruht auf einem Miteinande­r. Und es muss auch für Leute Platz sein, die Sport des Spaßes und der Bewegung willen machen wollen – unabhängig von Alter und Können.“Die Freude am Sport ist auch für Stefan Heß vom TSV Gersthofen wichtig. „Ich würde zwar auch gern manchmal leistungso­rientierte­r trainieren. Aber wenn man nur noch darauf geht, sind die Sportler schnell unmotivier­t, überforder­t und verlieren den Spaß.“Auch wenn eine Grundmotiv­ation da sein sollte, ist die Freude für Heß entscheide­nd – genauso wie die Vereinbark­eit mit dem Beruf und dem Privatlebe­n. „Bei uns gibt es deshalb keine Verpflicht­ung, am Training teilzunehm­en. Schule, Arbeit, Privates und Gesundheit kommen einfach vor dem Verein.“

OSo geht es weiter Abgründe beim Mutter-Kind-Turnen? Lesen Sie am Samstag unser humorvolle­s Interview mit einer langjährig­en Übungsleit­erin.

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Sport im Verein soll auch Anfängern Spaß machen und Fortgeschr­ittene nicht langweilen.

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