Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Dann kommt ihr mit der Motorsäge“
Bürger in Binswangen fordern, dass Bäume vor ihren Grundstücken entfernt werden. Das führt zu einer kontroversen Diskussion im Rat. Dass Natur zerstört werden soll, stößt bei manchen auf Unverständnis
In der Binswanger Schertlinstraße und im Baugebiet „an der Hetze“werden sieben von insgesamt 21 Bäumen entfernt. Mit drei Gegenstimmen beschloss das der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend. Leicht gemacht hätten sich die Ortsvertreter die Entscheidung nicht, wie Bürgermeister Anton Winkler sagte.
Der Grund für die Maßnahme war der Antrag von Anwohnern, die darauf hingewiesen hatten, dass die Wurzeln der Ahornbäume inzwischen so gewachsen seien, dass sie die angrenzenden Mauern, die den Zaun tragen, anheben und damit zerstören. Auch die Straße werde bald Schaden nehmen. Nur diese Gründe ließen die Ratsmitglieder gelten: Anträge auf Baumfällungen, weil die Bäume „zu viel Dreck machen“, seien nicht berücksichtigt worden.
Um eine tragfähige Entscheidung zu treffen, zog der Bauausschuss, der sich die Lage vor Ort angeschaut hatte, noch Kreisfachberater Manfred Herian zurate. Auch der Binswanger Baumexperte Franz Endres, der die Bäume vor rund 20 Jahren gepflanzt hatte, war bei der Ortsbesichtigung dabei. Laut Bürgermeister Winkler erklärte Herian, dass ein großer Teil der Bäume durchaus erhalten werden könne. Winkler führte aus: „Dann müssen sie öfter als einmal im Jahr geschnitten werden.“So kämen sie wieder in die richtige Form und könnten sich erholen. Die Bäume stehen alle auf Gemeindegrund, aber nahe an den Grenzen der privaten Grundstücke.
Während Erika Heindel anregte, die sieben Bäume nicht gleichzeitig wegzumachen, sah Bürgermeister Winkler dafür einen guten Grund: „Wenn wir die Ersatzbepflanzung einem Zug machen, gibt das ein einheitliches Bild.“Alexander Gumpp betonte: „Mir tut es in der Seele weh, die Allee ist so schön.“Doch wenn die Wurzeln den Zaun anheben, greifen sie in privaten Grund ein.
An seinem eigenen Grundstück möchte er, dass ein entsprechender Baum bleibe, doch das könne er anin deren nicht vorschreiben. Und wenn Kreisfachberater Herian zugestehe, die Bäume seien zu groß für diesen Ort, sei das ein guter Grund, sie zu entfernen und dort etwas anderes anzupflanzen.
Erika Heindel ergänzte, dass Herian sage, dass heutzutage andere Baumarten in Wohngebieten angepflanzt werden. Roland Karl konnte sich bei bestimmten Bäumen nicht damit anfreunden, dass sie umgesägt werden sollen: „Jetzt haben wir endlich einen schönen Baum, wo Insekten und Vögel ihren Raum haben, dann kommt ihr mit der Motorsäge. Und das in Zeiten des Klimawandels.“
Daraufhin meinte der Bürgermeister, dass Roland Karl und Erika Heindel sich als Baumbeauftragte der Gemeinde engagieren könnten. Heindel erklärte, dass Herian anrege, ein Baumkataster zu erstellen, in dem eingetragen würde, wann welche Bäume eingepflanzt wurden. Johannes Rigel hält das nicht für sinnvoll: „Da geben wir 6000 bis 7000 Euro aus, dann kommen noch die Folgekosten für die Baumpflege. Mit diesem Geld könnten wir viel Gutes machen.“Winkler entgegnete allerdings, dass dieses Kataster für Bäume auf öffentlichem Grund vorgeschrieben sei. Reiner Bühler fügte hinzu, dass er eine professionelle Baumpflege im Dorf vermisse: „Durch den Hausmeisterschnitt im Frühjahr werden die Bäume unansehnlich.“Erika Heindel bat angesichts der Neupflanzungen noch: „Wenn die Ersatzpflanzung vorgenommen wird, bitte wählt keine Mutanten aus, zu denen keine Biene mehr hinfliegt.“