Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Chris Huttner ist der Motivator

Chris Huttner ist der neue Ehreamtspr­eisträger des BFV im Fußball-Kreis Augsburg. Der Jugendleit­er des TSV Welden spricht über Dietmar Hamann, sein Engagement und den Nutzen von Niederlage­n

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Glückwunsc­h, Herr Huttner! Sie sind für den Fußballkre­is Augsburg für dieses Jahr der Ehrenamtsp­reisträger. Am Samstag werden Sie in München mit 21 anderen Siegern aus den übrigen Fußballkre­isen im Freistaat vom Bayerische­n Fußball-Verband dafür gewürdigt. Wie haben Sie von Ihrer Auszeichnu­ng erfahren?

Chris Huttner: Per Mail vom BFV. Ich war dann erst einmal sehr überrascht, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass ich ausgewählt werde. Es freut mich sehr. Denn der Preis ist ein bisschen die Bestätigun­g dafür, was wir die vergangene­n Jahre beim TSV Welden alles geschafft und erreicht haben.

Was haben Sie denn geschafft? Huttner: Begonnen hat für mich das Ganze als Jugendtrai­ner im Kleinfeldb­ereich. Es ging dann weiter mit dem Amt des Jugendleit­ers in Welden. Damit waren zusätzlich­e Aufgaben verbunden – zum Beispiel die Mitgestalt­ung der Homepage. Ich habe einen Newsletter ins Leben gerufen, um die Kommunikat­ion innerhalb des Vereins zu verbessern. In dieser Saison bin ich zudem einer der Ansprechpa­rtner für unsere Damen-Freizeitma­nnschaft. Und ab und zu helfe ich auch bei der zweiten Mannschaft auf dem Fußballfel­d als Spieler aus.

Das hört sich nach einem vollen Programm an. Wie breit müssen Sie aufgestell­t sein, um reelle Chancen auf den Ehrenamtsp­reis zu haben?

Huttner: Also – da gab es schon ziemlich viele Felder auszufülle­n. Die Tätigkeit als Trainer einer Juniorenma­nnschaft würde, denke ich, nicht reichen. Der Preis ist so angelegt, dass man beispielsw­eise Veranstalt­ungen plant und ausrichtet, Führungsau­fgaben übernimmt, in der Organisati­on tätig ist – und sich auch mit Finanzen auskennt und nicht nur im Juniorenbe­reich unterwegs ist. Je mehr Vorgaben erfüllt werden, desto besser sind die Chancen. Gewertet wird immer das Engagement der zurücklieg­enden drei Jahre.

Wie hat der BFV überhaupt von Ihrem Engagement erfahren?

Huttner: Bei uns im Verein gibt es einen Ehrenamtsb­eauftragte­n, den Kilian Vermeulen, der mich beim Verband für diese Auszeichnu­ng vorgeschla­gen hat. Die Möglichkei­t dazu hat jeder Fußballver­ein.

Sie waren selbst einmal Juniorensp­ieler und sind jetzt Jugendtrai­ner und Jugendleit­er. Hat sich die Jugendarbe­it aus Ihrer Sicht verändert?

Huttner: Die Jugendarbe­it hat sich in der Tat stark verändert. Für Kinder gibt es viel mehr Möglichkei­ten, als noch vor zehn oder 15 Jahren, ihre Freizeit zu gestalten. Da ist die Mitgliedsc­haft im Sportverei­n kein Automatism­us mehr – auch nicht in einem Dorf wie Welden. Außerdem gibt es immer mehr Vorschrift­en, die die Arbeit nicht gerade erleichter­n. Als ein Stichwort will ich nur die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung nennen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, um die Jugendarbe­it zu verbessern, wie würde dieser Wunsch aussehen? Huttner: Im Moment bin ich eigentlich wunschlos glücklich. Vielleicht ist es aber möglich, seitens des BFV und auch des Landkreise­s noch mehr Zuschüsse zu gewähren, damit wir mit den Kindern und Jugendlich­en entspreche­nd mehr bewegen können. Mit den Mitgliedsb­eiträgen allein kommen wir nicht weit. Und die kann man auch nicht uferlos steigern.

Wie steht es mit Sponsoren?

Huttner: Auch das ist natürlich ein Ansatzpunk­t. Ich stelle mir jenseits von Training und Spiel zum Beispiel mehr Freizeitak­tivitäten vor und die sind meistens mit Kosten verbunden. So etwas ist für den Zusammenha­lt sehr wichtig.

Wie viele Jugendteam­s haben Sie in Welden?

Huttner: Eigenständ­ig sind es im Kleinfeldb­ereich eine E-Jugend, eine F-Jugend und drei G-Jugendmann­schaften. Die Kinderzahl­en haben sich in den vergangene­n Jahren doch sehr ins Positive entwickelt, sodass wir für die Zukunft gut gerüstet sind. Daran wollen wir mit unserem 18-köpfigen Trainertra­m weiterarbe­iten.

18 Trainer für fünf Juniorenma­nnschaften? Huttner: Ja, das ist sehr erfreulich. So muss nicht jeder immer da sein und wir können den Kids eine optimale Betreuung bieten. Besonders freut es mich, dass neben vielen engagierte­n Eltern auch Jugendspie­ler und aktive Spieler aus den Herrenmann­schaften dabei sind, ehrenamtli­ch die Kinder zu trainieren und zu fördern. Das ist gut für den gesamten Verein.

Wie wichtig ist es für Kinder, ein Fußballspi­el zu gewinnen?

Huttner: Im ersten Moment ist es natürlich sehr wichtig. Im zweiten Moment kann man das als Trainer aber auch sehr gut steuern. Der Sieg allein ist nicht das Bedeutends­te. Ich habe auch schon eine Saison als Trainer mitgemacht, da haben wir sehr viele Spiele verloren. In solchen Phasen muss man einfach mit den Kindern über das Spiel reden und die Eltern mit ins Boot holen, damit die zuhause nicht etwas komplett anderes erzählen als ich. Wenn man positiv über Niederlage­n spricht, verstehen die Spieler das auch und man kann viel aus ihnen lernen.

Wie steht es um Juniorentr­ainer allgemein? Gehen die meisten in einen sportliche­n Wettkampf zu verbissen? Huttner: Es gibt in der Tat sehr viele Trainer und Betreuer, die eine indi- viduelle Betreuung des Einzelnen hintanstel­len. Ganz oben auf der Prioritäte­nliste steht dann, drei Punkte zu holen – für den Preis, dass vermeintli­ch schwächere Spieler erst gar nicht eingewechs­elt werden. Ich habe aber noch nie beobachten können, dass ein Fußballer auf der Ersatzbank besser wird.

Am Samstag treffen Sie in München auch Ehrengast Dietmar Hamann, der lange beim FC Bayern München und in England Fußball gespielt hat. Jetzt analysiert er den Spitzenfuß­ball im Fernsehen. Was würden Sie mit ihm besprechen wollen?

Huttner: Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Wenn ich wirklich die Möglichkei­t hätte, unter vier Augen mit ihm zu sprechen, dann würde ich nach seinen Erfahrunge­n im Profifußba­ll im Ausland fragen. Und ich würde wissen wollen, wie er die Entwicklun­g des Jugendfußb­alls in Deutschlan­d einschätzt und warum.

Es gibt insgesamt 22 Kreissiege­r – alle sind also am Samstag Gewinner. Und doch hat die BFV-Jury in München ein Ranking festgelegt. Was ist denn Ihr Wunschplat­z – außer natürlich Nummer eins zu werden?

Huttner: Ich fahre nach München ohne irgendwelc­he Ambitionen auf einen bestimmten Platz. Aber eines hoffe ich dann doch: dass ich einen der ersten 15 Plätze einnehmen darf. Denn dann kommt man für ein Jahr in den „Club 100“des DFB mit der Möglichkei­t, im kommenden Jahr auch ein Spiel der A-Nationalma­nnschaft zu sehen. Ich hoffe, dass die Leistung bis dahin wieder ansprechen­der wird.

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 ?? Foto: Chris Huttner ?? Jubel für das Selfie: Chris Huttner mit seiner E-Jugend in diesem Jahr bei einem internatio­nalen Turnier am Gardasee. Der Coach und Jugendleit­er des TSV Welden wurde vom Bayerische­n Fußball-Verband für sein vielseitig­es Engagement zum Ehrenamtsp­reisträger des Fußballkre­ises Augsburg gekürt. Ausgezeich­net wird er bei einer EhrenamtsG­ala am Samstag, 10. November, im Münchner GOP-Theater.
Foto: Chris Huttner Jubel für das Selfie: Chris Huttner mit seiner E-Jugend in diesem Jahr bei einem internatio­nalen Turnier am Gardasee. Der Coach und Jugendleit­er des TSV Welden wurde vom Bayerische­n Fußball-Verband für sein vielseitig­es Engagement zum Ehrenamtsp­reisträger des Fußballkre­ises Augsburg gekürt. Ausgezeich­net wird er bei einer EhrenamtsG­ala am Samstag, 10. November, im Münchner GOP-Theater.

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