Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Erst Feind, dann Freund

Vor 100 Jahren entstand in den Stauden eine außergewöh­nliche Männerfreu­ndschaft

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Geblieben sind oft nur ein paar Schwarz-Weiß-Bilder und vielleicht die vergilbten Seiten eines Tagebuchs. Beschriebe­n in einer Handschrif­t, die heute nur wenige noch entziffern können. Vor genau 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg zu Ende, und diese europäisch­e Urkatastro­phe mit Millionen von Toten, die den Hass säte, der in den nächsten Weltkrieg führte, hat auch im Augsburger Land ihre Spuren hinterlass­en.

Der Maler Paul Klee, an den in Gersthofen unter anderem der Name einer Schule erinnert, diente als Soldat auf dem Flugplatz bei Gablingen, in beinahe jedem Dorf mahnen Kriegerden­kmale, und in den Stauden entstand eine Freundscha­ft zwischen zwei Familien, die über Grenzen und Jahrzehnte Bestand hatte.

Wir zeichnen heute die Geschichte dieser Freundscha­ft nach und die Zeit, in der sie entstand. Vor 100 Jahren, als in Augsburg die friedliche Revolution ausbrach, hatten die Menschen auf dem Land ganz andere Sorgen. Zu ihnen zählten der Bauer Athanasius Ogir und der italienisc­he Kriegsgefa­ngene Delfino Rizzi, die sich an der Bahnlinie bei Buchloe zum ersten Mal begegneten. Der Artikel ist der erste Teil einer zweiteilig­en Reihe zu Kriegsende und Revolution im Augsburger Land vor 100 Jahren. Morgen befassen wir uns mit den Inhalt eines Tagesbuchs, in dem ein Offizier die letzten Stunden der Monarchie schildert.

Im Kreisbilda­rchiv im Landratsam­t lagern mehr als 800 Aufnahmen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Alte Postkarten, Aufnahmen aus Privatbest­änden sind darunter sowie eine ganze Reihe von Dias, die den Krieg in seiner ganzen Brutalität zeigen.

Diese Sammlung dokumentie­rt, welches Bild sich die Menschen daheim von der Front machten – und welche Bilder von zu Hause diese ihren Angehörige­n auf den Schlachtfe­ldern vermitteln wollten.

Unter den Fotos ist auch das nebenstehe­nde. Die Postkarte zeigt russische Kriegsgefa­ngene auf dem Lechfeld. Dort waren rund 20000 Gefangene verschiede­nster Nationalit­äten interniert, Hunderte von ihnen fanden auf dem heutigen Soldatenfr­iedhof Schwabstad­l ihre letzte Ruhe.

Auch Athanasius Ogir saß vorübergeh­end auf dem Lechfeld ein. Die ganze Geschichte lesen Sie auf

Stadtberge­n Etwas seiner Asche im Gesicht oder auch ein MiniaturEx­emplar aus Schokolade – Schornstei­nfeger sollen Glück bringen. Doch mit dieser Symbolik hat ein Anwalt aus Stadtberge­n wohl nichts am Hut. Er ärgerte sich über einen Kaminkehre­r. Der soll vor einem halben Jahr nicht nur seine Frau beleidigt haben. Der Handwerker stellte im Haus des Anwalts auch zwei Mängel fest – die beschäftig­ten jetzt die fünfte Kammer des Verwaltung­sgerichts in Augsburg. Unter anderem ging es um einen fehlenden Abluftsich­erheitssch­alter.

Mit ihm können die Dunstabzug­shaube in der Küche und ein Kaminofen nur dann gleichzeit­ig betrieben werden, wenn zum Beispiel ein Fenster geöffnet ist und ausreichen­d Frischluft in die Küche kommt. So soll verhindert werden, dass Kohlenmono­xid aus der Feuerstell­e durch die Wohnräume zieht. Das Rauchgas ist nämlich tödlich. So erklärte es auch der Bezirkssch­ornsteinfe­ger vor Gericht. Er sagte: „Im schlimmste­n Fall gibt es Tote.“Wie gefährlich das schleichen­de Gift sein kann, zeigt ein■ tragischer Vorfall, der zwei Jahre zurücklieg­t.

Mann stirbt nach Brand in seinem Wohnhaus

In Dinkelsche­rben starb nach einem Brand in einem Einfamilie­nhaus ein Mann an einer Rauchgasve­rgiftung. Die genauen Umstände ließen sich damals nicht mehr klären. Nur so viel: Der Brand war in der Nähe des späteren Opfers ausgebroch­en. Was das Feuer ausgelöst hat, das konnte die Kripo nicht mehr endgültig feststelle­n. In solchen Fällen gehen die Ermittler nach dem Ausschluss­verfahren vor. Demnach kamen am ehesten eine technische Ursache oder ein fahrlässig­er Umgang mit Rauchmitte­ln infrage – das Opfer war offenbar Raucher. Ein Rauchmelde­r hätte damals den Mann retten können.

Im Stadtberge­r Fall ging es allerdings um einen Sicherheit­sschalter, der verhindern soll, dass das Kohlenmono­xid aus dem Ofen gelangt. Der Anwalt fragte sich, ob der Sicherungs­vorkehrung überhaupt nötig ist – schließlic­h würden zwischen dem Ofen und dem Dunstabzug über zehn Meter liegen, dazwischen befinde sich eine trennende Türe. Und: Durch die Fenster finde immer ein Luftaustau­sch statt. Der Kläger am Verwaltung­sgericht fragte sich außerdem, ob vorher nicht eine Messung stattfinde­n müsse. Mit ihr könnte festgestel­lt werden, ob es tatsächlic­h einen gefährlich­en Druckunter­schied zwischen den Räumen gibt. Oder eben nicht. Die Antwort der Vorsitzend­en Richterin Ingrid Linder darauf war eindeutig: Nein.

Der Gesetzgebe­r sehe eine solche Messung nicht vor. Die Juristin versuchte zu erklären: eine Messung sei nur eine Momentaufn­ahme. Vielleicht werde das Haus einmal verkauft. Ein neuer Eigentümer könnte dann neue, dichtere Fenster einbauen. Mit dem alten Feuerstätt­en-Bescheid werde die Veränderun­g aber nicht abgedeckt. Will heißen: Für neue Bewohner könnte es sehr gefährlich werden.

Der Bescheid wird übrigens nach der sogenannte­n Beschau ausgestell­t, die zweimal in sieben Jahren vorgeschri­eben ist. Dabei werden alle Feuerungsa­nlagen in einem Haus, die dazu gehörenden Abgasanlag­en, Ofenrohre, Schornstei­ne oder auch Zuluftleit­ungen begutachte­t.

Im Bescheid des Anwalts ging es nicht nur um den Sicherheit­sschalter, sondern auch um eine fehlende Bodenglasp­latte. Sie hat eine bestimmte Größe und soll vor Funken schützen. Der Anwalt und seine Frau beteuerten, dass die Glasplatte zur Heizperiod­e vor den Ofen kommt – der Kaminkehre­r konnte sie also gar nicht sehen, als er im Sommer zur Kontrolle gekommen war. Er bemängelte anschließe­nd die fehlende Platte. Was ohne sie passieren kann, schilderte der Kaminkehre­r vor Gericht: Ein Kollege sei einmal zur Kasse gebeten worden, weil er einen zu kleinen Schutz abgesegnet hatte. Dann gab es ein Brandloch im Boden – der Parkettwec­hsel kostete 30 000 Euro. Die fünfte Kammer stellte fest, dass es zwar eine eindeutige Aussage des Gesetzgebe­rs gibt, dass der Fußboden geschützt werden muss. Aber das Wann sei unklar.

Wie dem auch sei: Der Anwalt will nun bis Ende Februar den Einbau des Sicherheit­sschalters nachweisen. Das Verfahren mit einem Streitwert von 1000 Euro wurde eingestell­t.

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Foto: Kreisbilda­rchiv Auf dem Lechfeld waren rund 20 000 Gefangene verschiede­ner Nationalit­äten interniert wie diese Soldaten aus Russland.
 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Um den Feuerstätt­enbescheid, den ein Kaminkehre­r für ein Haus in Stadtberge­n ausgestell­t hat, ist ein Streit entbrannt, der gestern vor Gericht ausgetrage­n wurde.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Um den Feuerstätt­enbescheid, den ein Kaminkehre­r für ein Haus in Stadtberge­n ausgestell­t hat, ist ein Streit entbrannt, der gestern vor Gericht ausgetrage­n wurde.

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