Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Umgehung sorgt für Zoff in Zusmarshau­sen

An die Umfahrung Adelsried soll auch die Weldener Straße in Streitheim angeschlos­sen werden. Weshalb die Pläne dazu für Diskussion sorgen und warum manch ein Gemeindera­t von einem „Trojanisch­en Pferd“spricht

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Verkehrskn­otenpunkte verbinden mehrere Straßen miteinande­r und sollen den Verkehr möglichst flüssig halten. Verschiede­ne dieser Bauwerke tragen so interessan­te Namen wie Hantel, Hundeknoch­en, Kleeblatt, Trompete, Büroklamme­r oder Holländerr­ampe. Letztere ließ bei der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderates die Debatte und vor allem die Emotionen der Bürgervert­reter nur noch achterbahn­fahren. Erst recht, weil die im Ort höchst umstritten­e Umfahrung von Adelsried auf der Tagesordnu­ng stand, an die etwa die Weldener Straße in Streitheim im Norden angeschlos­sen werden soll.

Die Mehrheit entschied sich zwar für die „höhenfreie Anbindung der Kreisstraß­e A 33 am Ortseingan­g mit Beschleuni­gungs- und Verzögerun­gsstreifen“, vorher hatte jedoch ein kontrovers­er Meinungsau­stausch stattgefun­den. Ob die komplexe Rampe statt der zunächst angedachte­n, einfachere­n T-Kreuzung tatsächlic­h kommt, blieb offen.

Wie sehr den Bürgervert­retern Fragen im Zusammenha­ng mit den derzeitige­n, ungeliebte­n Bauaktivit­äten jenseits der Autobahn unter die Haut gehen, zeigte etwa Elke Schwarz von den Freien Wählern: „Haben wir denn jetzt wirklich alle Alternativ­en diskutiert, oder dürfen noch andere Varianten besprochen werden?“, fragte eine verdutzte Gemeinderä­tin und forderte dazu auf, „bis zum Schluss zu kämpfen für eine sichere Lösung im Sinne der Streitheim­er.“

„Das Megaprojek­t Holländerr­ampe“wurde von ihm strikt abge- lehnt und – weil laut Staatliche­m Bauamt damit keine weiteren Kosten für die Kommune entstehen würden – als „Millioneng­eschenk und Trojanisch­es Pferd“bezeichnet, vor dem man sich in Acht nehmen müsse.

Der Hintergrun­d: Das Aktive Bürgerforu­m unterstell­t, dass die Rampe im Zuge einer größeren Maßnahme „spendiert“werden solle – nämlich dem Ausbau einer schnellen Achse zwischen westlichem Landkreis Dillingen und B 300 bei Augsburg. Als Alternativ­e schlugen Juraschek und die Kollegen kostengüns­tigere und ebenso sichere T-Kreuzungen oder Kreisverke­hre vor. Weitere Breitseite­n gegen Augsburg kamen mit Drittem Bürgermeis­ter Stefan Vogg vom schärfsten Kritiker der Entlastung­sstrecke des Nachbarort­s Adelsried. Er monierte nicht nur den enormen Flächenver­brauch durch das sechseinha­lb Kilometer langen 13-Millionen-Euro-Projekt, sondern auch die künftigen Folgen: „Das wird nach Fertigstel­lung 2020 die neue Rennstreck­e im Land“, thematisie­rte er die Ängste vieler Bürger in Streitheim. „Dort wird jetzt schon eine Zunahme des Durchgangs­verkehrs um 25 Prozent befürchtet.“Letzterem widersprac­h Erwin Fischer (FW), der sogar an seinem Navi austestete, wohin bei Umleitunge­n die Reise gehen solle: „Die enge und steile Ortsdurchf­ahrt wird nie Autofahrer­s Liebling werden.“

Dies zeigt nur, wie sehr sich die „Fronten“an diesem Abend durch alle Fraktionen zogen. Als hätte er den brisanten Verlauf schon geahnt, hatte Bürgermeis­ter Bernhard Uhl in einem ausführlic­hen Statement zuvor für die „höhenfreie Anbindung“geworben und die Idee eines Kreisverke­hrs vor allem aus zeitlichen Gründen verworfen: „Ich wollte etwas für die Streitheim­er heraushole­n, und Motivation für mich war, die wesentlich­e Verbesseru­ng der Verkehrssi­cherheit dort“und den Vorteil, dass sie bequemer und komfortabl­er in den überörtlic­hen Verkehr ein- und ausfahren könnten.

Aus der Haut fahren wollte dagegen Harry Juraschek, als er in der Begründung der Verwaltung­svorlage ausgerechn­et „seine“Kreuzung wiederfand: der Knotenpunk­t der Staatsstra­ße 2027 und der Kreisstraß­e A 20 südlich von Wörleschwa­ng. Nach etlichen Karambolag­en wäre die Stelle behördlich beinahe zum Unfallschw­erpunkt erklärt und im Sinne des seit Jahren dafür trommelnde­n Juraschek modifizier­t worden. Ohne Erfolg. „Dort sind nie richtige Maßnahmen ergriffen worden. Sich aber jetzt hinzustell­en und das als Vorzeigebe­ispiel für eigene Sicherheit­sbemühunge­n hinzustell­en, das ist schon perfide.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf diesem Luftbild wird sichtbar, wie die Umfahrung einmal verlaufen wird. Im Streitheim­er Forst (unten) wurden bereits etwa 4,8 Hektar Wald gerodet.
Foto: Marcus Merk Auf diesem Luftbild wird sichtbar, wie die Umfahrung einmal verlaufen wird. Im Streitheim­er Forst (unten) wurden bereits etwa 4,8 Hektar Wald gerodet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany