Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klinikum reagiert auf Bericht

Schlechte Noten für Brustkrebs­operation

- VON JENS REITLINGER

Augsburg Am Brustkrebs­zentrum des Augsburger Klinikums werden jährlich über 200 Fälle von Brustkrebs diagnostiz­iert. Häufig macht die Therapie eine Operation notwendig. Seit Mai dieses Jahres kommt dabei routinemäß­ig auch das Ultraschal­lgerät zum Einsatz – obwohl der Klinik zuverlässi­gere Diagnosemi­ttel zur Verfügung stehen: „Damit liefern wir nicht nur die bestmöglic­he Versorgung, sondern halten auch die offizielle­n Kriterien ein“, sagt der Chefarzt des Frauenklin­ikums, Thomas Jung.

In einer Auswertung des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses, dem obersten Gremium der Selbstverw­altung im deutschen Gesundheit­ssystem, wurde ein medizinisc­hes Verfahren im Fachbereic­h Brustkrebs­operatione­n am Klinikum Augsburg als qualitativ „unzureiche­nd“eingestuft (wir berichtete­n). Nur in 93 Prozent der Fälle wurde dort während einer Brustkrebs­operation eine Gewebeprob­e per Ultraschal­l kontrollie­rt. Die Ergebnisse der Studie, zu deren Zweck über 1000 Kliniken in ganz Deutschlan­d auf statistisc­he Auffälligk­eiten hin überprüft wurden, sind im Internet abrufbar. Vereinzelt­e Medien vermeldete­n: Über 70 deutsche Krankenhäu­ser weisen Mängel auf.

Im Falle der Frauenklin­ik ist das ein vorschnell­es Urteil, wie deren Leiter Thomas Jung gegenüber unserer Redaktion genauer erläutert: „Auch bei uns wird bei jeder Operation überprüft, ob der Tumor vollständi­g entfernt wurde“, erklärt der Onkologe. Anders als in vielen anderen Kliniken könne man in Augsburg auf eine hauseigene Pathologie zurückgrei­fen: „Wir lassen während

Was die Erhebung bringen soll

jeder Operation einen Schnellsch­nitt durch die Gewebeprob­e anfertigen, die uns ein verlässlic­heres Ergebnis liefert.“Weil man am Augsburger Brustzentr­um im vergangene­n Jahr in Einzelfäll­en auf einen zusätzlich­en Ultraschal­l verzichtet hatte, schlug sich die Normabweic­hung in der Statistik des Bundesauss­chusses nieder. „Natürlich kann der Vermerk missverstä­ndlich sein, aber das Gremium muss ein einheitlic­hes Raster finden, an dem sich alle Kliniken messen lassen können“, erklärt die Koordinato­rin für gynäkologi­sche Tumorthera­pie am Augsburger Brustzentr­um, Jacqueline Sagasser. Grundsätzl­ich komme die Erhebung der Versorgung­squalität und damit den Patienten zugute.

Nach Angaben des Bundesauss­chusses dient die Erhebung der langfristi­gen Krankenhau­splanung in Deutschlan­d. „Diese grundsätzl­ich richtige Weichenste­llung kann für die Krankenhäu­ser erhebliche Konsequenz­en haben“, wird die Vorsitzend­e des Unteraussc­husses Qualitätss­icherung in einer Pressemitt­eilung des Bundesauss­chusses zitiert. Es gehe um Verbleib oder Herausnahm­e einer Fachabteil­ung oder gar eines ganzen Hauses aus dem Krankenhau­splan.

„Die Patientenv­ersorgung bei uns ist überdurchs­chnittlich gut, wie uns seit 2005 in onkologisc­hen Gutachten bestätigt wird“, sagt der Chefarzt der Frauenklin­ik, Thomas Jung. Die Studie, in der die Qualität eines Verfahrens als „unzureiche­nd“vermerkt ist, will er nicht infrage stellen.

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