Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lebenstipp­s von Jérôme

Fußball-Nationalsp­ieler Jérôme Boateng hat nun ein eigenes Lifestyle-Magazin: „Boa“soll das Lebensgefü­hl von hippen Großstädte­rn darstellen. Die müssen aber auch das nötige Kleingeld mitbringen

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Manchmal weiß man gar nicht, dass man etwas haben möchte – bis man von dessen Existenz erfährt. Aus der Werbung zum Beispiel. Oder aus einer Zeitschrif­t. Wer sein Herz leicht an einen Goldring verliert, dessen Front die Buchstaben „DAD“zeigt, und bereit ist, dafür schlappe 135 Euro auszugeben, ist bei Boa richtig aufgehoben. Das Magazin, das bei Gruner + Jahr erschienen ist, hat mit Fußball-Nationalsp­ieler Jérôme Boateng einen Paten, der nicht nur Namensgebe­r, sondern auch Sinnstifte­r ist. Beim Durchblätt­ern des Lifestyle-Magazins, das laut Verlags-Info „das Lebensgefü­hl von urban millennial­s“einfangen soll, meint man förmlich wummernde Hip-Hop-Bässe zu spüren.

Laut Vorwort (im Heft als „The Message“bezeichnet), als dessen Verfasser Boateng geführt ist, geht es in Boa um „Menschen mit Stil, die etwas zu sagen haben“.

So viel darf gesagt sein: Um dezente Einkaufsti­pps geht es schon auch. Bis man beim Vorwort/Message angekommen ist, werden auf Doppelseit­en zuerst Uhren, dann Sportwagen, schließlic­h Jeans und Schmuck beworben. In der Rubrik „Pick it like Boa“gibt der Boss selbst exklusive Empfehlung­en. Neben dem eingangs erwähnten Goldring legt er seiner Leserschaf­t eine Sonnenbril­le aus eigener Kollektion (179 Euro) oder eine limitierte Armbanduhr zum Vorzugspre­is von 29 000 Euro ans Herz.

Die Sparfüchse unter den urban millennial­s haben da natürlich längst den weiter hinten versteckte­n Rabattcode entdeckt, mit dem Boa-Leser 17 Prozent (Rückennumm­er!) auf die Brillenkol­lektion ihres Idols erhalten. Es muss ja nicht gleich der Pool für 980 000 Euro sein, der in der Rubrik „Gönnung des Monats“aufgeführt ist. Dass Boa-Leser nicht in der zerlumpten Jogging-Hose ins FitnessStu­dio gehen, unterstell­t die Rubrik „Gym Gym Gym“- mit Tipps für Kopfhörer oder Bodypeelin­g.

Tatsächlic­h gibt es in dem Heft aber auch was zu lesen. Das Motto der Erstausgab­e „Deutschlan­d ist cooler“beschäftig­t sich mit der politische­n Lage. Das ist ungewohnt für Fußballer, die sonst einen großen Bogen um alles Politische machen und sich lieber in Belanglosi­gkeiten flüchten. Boateng verrät im Doppel-Interview mit Herbert Grönemeyer, wie er Rassismus im Alltag und auf dem Fußballpla­tz erlebt hat und dass er seine beiden Töchter in manche Gegenden von Berlin nicht lassen würde: „Mit anderer Hautfarbe hast du da immer was zu befürchten.“Überrasche­nde Einblicke, gefärbt in der Boa-Lebenswelt, gibt Kida Ramadan, Star aus der Gangster-Serie „4 Blocks“, im Interview. Den Erfolg der Serie beschreibt er so: „Die heftigsten Leute zeigen plötzlich Respekt. Stars behandeln uns wie Stars. Ich kriege keinen Anruf von Coppola, aber Mails von Jogi Löw.“Der Bundestrai­ner hat demnach „die Serie gefeiert“, ebenso wie die ganze Nationalel­f. „Sogar Karl-Heinz Rummenigge will ein Foto von mir haben.“Ergänzung seines Co-Stars Veysel Gelin: „Rummenigge will halt auch unser Bruder sein.“

Ob der Bayern-Boss und die beiden Schauspiel­er tatsächlic­h Brüder geworden sind, steht vielleicht in der neuen Boa. Alle zwei Monate erscheint eine neue Ausgabe. Kostenpunk­t sind vergleichs­weise günstige 4,90 Euro.

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Foto: Gruner + Jahr Jérôme Boatengs Magazin „Boa“ist seit kurzem im Handel.

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