Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wehe, wenn man Hilfe braucht

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger-allgemeine.de

Was für eine Freude, dass Andrea Krosse auf so viel Hilfsberei­tschaft gestoßen ist. Das zeigt: Viele Menschen haben ein Herz und auch ein soziales Gewissen. Doch auch nach der glückliche­n Wendung für sie bleibt doch ein zweifach ungutes Gefühl.

Das erste: Es ist offenbar nicht selbstvers­tändlich, dass man Hilfe findet, wenn man sie benötigt. Pflegenots­tand ist ein abstrakter Begriff, an den man sich aus der Ferne vielleicht gewöhnen kann. Wenn man sich aber vorstellt, wie Andrea Krosse händeringe­nd nach Unterstütz­ung zu suchen, aber nur Absagen zu erhalten, ist das erschrecke­nd. Der Begriff „Pflegenots­tand“wird plötzlich zur ganz persönlich­en und existenzie­llen Frage.

Das zweite ungute Gefühl: Andrea Krosse hat sich getraut, mit ihrer Not an die Öffentlich­keit zu gehen. Dadurch hat sie viel Zuspruch und Hilfe erhalten. Sie ist aber eine Ausnahme. Wie viele Menschen sind in einer ähnlichen Situation, können oder wollen damit aber nicht nach außen treten, denn es geht immerhin um ganz persönlich­e und intime Punkte? Man würde wahrschein­lich erschrecke­n, wenn man es wüsste.

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