Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie stricken 3000 Stunden für Obdachlose
Vier Frauen aus Meitingen haben ein Jahr lang gehandarbeitet. Das Ergebnis: 82 Paar Socken, 20 Paar Handschuhe und 150 Mützen samt Schal. Für nächstes Jahr gibt es einen besonderen Plan
Meitingen Berge von selbst gestrickten Socken, Schals, Mützen und Fäustlingen brachte Hildegard Hein vergangene Woche von Meitingen aus in die Wärmestube der SKM Augsburg. Der Träger der Einrichtung, der Katholische Verband für soziale Dienste Augsburg, bietet mit der Wärmestube einen Aufenthaltsraum für wohnungslose und bedürftige Bürger. Gefertigt wurden die schönen Stricksachen von vier Damen in Meitingen.
Hildegard Hein, die Initiatorin, hatte im Dezember vergangenen Jahres bei der Wärmestube des SKM Augsburg angefragt, ob Bedarf an Stricksachen bestünde. Ihr Ansprechpartner Johann Stecker war sofort begeistert und so entstand der Plan, Socken, Mützen, Fäustlinge, Schals und Stirnbänder in die diesjährigen Weihnachtstüten für die Bedürftigen zu stecken. Pünktlich zur Weihnachtsfeier 2018 sollen sich die Obdach- und Wohnungslosen an den wärmenden Kleidungsstücken erfreuen dürfen.
Mit diesem Plan vor Augen akquirierte Hildegard Hein schon im Januar 2018 Mitstreiterinnen im Café Frohsinn, das regelmäßig in der Begegnungsstätte am Fiakerpark seine Tore öffnet: Ingrid Lang und Anita Meier waren sofort mit im Strick-Boot. Lilo Reiser gesellte sich als vierte Strickfreundin dazu. Gemeinsam strickten sie regelmäßig, manchmal sogar bis zu sieben Stunden am Stück und natürlich auch bei größter Sommerhitze.
Die farblich abgestimmten Sets aus Schal und Mütze oder Stirnband stammen fast ausschließlich von Anita Meier und Ingrid Lang. „Lilo Reiser und ich gehören zur Sockenfraktion“, erklärt Hildegard Hein mit stolzem Blick auf den Tisch voller schöner Strickwaren. Das Ergebnis: 82 Paar Socken in unterschiedlichen Größen, 20 Paar Fäustlinge sowie 150 Wintersets aus Schal und Mütze beziehungsweise Stirnband fertigte das eifrige Meitinger Strickquartett seit Januar.
Einen kleinen Teil der Strickwaren bekamen sie als fertiges Strick- das Mammutwerk erbrachte das Strick-„Kleeblatt“, wie Lilo Reiser sich und ihre Strickfreundinnen nennt, aber in Eigenregie. Etwa 3000 Arbeitsstunden brachten die vier Strickerinnen bei ihrer Aktion ein, schätzt Hildegard Hein.
Die Wolle, die sie für Mützen, Schals und Socken brauchten, finanzierten sie mit etwa 700 Euro selbst. Hinzu kam eine Sachspende von Ute Schmids Wollgeschäft in Meitingen im Wert von etwa 650 Euro, private Wollspenden in Höhe von circa 300 Euro und eine Sachspende des Wertinger Textil-Versandhauses Buttinette in Höhe von 50 Euro.
Auch warme Mäntel und Jacken, gesammelt im Bekanntenkreis, gawerk, ben sie an die Wärmestube weiter. Für 2019 haben die vier Freundinnen bereits einen Plan: „Wir stricken Stoppersocken für Kinder. Die Stoppersocken werden dann in den Werkstattladen der Herzogsägmühle nach Schongau gebracht und dort zum Verkauf angeboten. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die Einrichtungen der Herzogsägmühle.“ In der Meitinger Grundschule gab es ein großes Martinsbüfett. Die Leckereien stammten von den Eltern der Zweitklässler. Für 50 Cent pro Stück füllten sich die Kinder ihre Teller. So kamen 558 Euro zusammen. Das Geld geht an die Stiftung „Kinder wollen leben, spielen, lachen“, die schwer kranke Kinder und ihre Familien in der Region unterstützt, und an die Organisation children’s foundation, die eine Schule in Nepal bauen will. Text/Foto: Kathrin Zander