Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie stricken 3000 Stunden für Obdachlose

Vier Frauen aus Meitingen haben ein Jahr lang gehandarbe­itet. Das Ergebnis: 82 Paar Socken, 20 Paar Handschuhe und 150 Mützen samt Schal. Für nächstes Jahr gibt es einen besonderen Plan

- VON STEFFI BRAND

Meitingen Berge von selbst gestrickte­n Socken, Schals, Mützen und Fäustlinge­n brachte Hildegard Hein vergangene Woche von Meitingen aus in die Wärmestube der SKM Augsburg. Der Träger der Einrichtun­g, der Katholisch­e Verband für soziale Dienste Augsburg, bietet mit der Wärmestube einen Aufenthalt­sraum für wohnungslo­se und bedürftige Bürger. Gefertigt wurden die schönen Stricksach­en von vier Damen in Meitingen.

Hildegard Hein, die Initiatori­n, hatte im Dezember vergangene­n Jahres bei der Wärmestube des SKM Augsburg angefragt, ob Bedarf an Stricksach­en bestünde. Ihr Ansprechpa­rtner Johann Stecker war sofort begeistert und so entstand der Plan, Socken, Mützen, Fäustlinge, Schals und Stirnbände­r in die diesjährig­en Weihnachts­tüten für die Bedürftige­n zu stecken. Pünktlich zur Weihnachts­feier 2018 sollen sich die Obdach- und Wohnungslo­sen an den wärmenden Kleidungss­tücken erfreuen dürfen.

Mit diesem Plan vor Augen akquiriert­e Hildegard Hein schon im Januar 2018 Mitstreite­rinnen im Café Frohsinn, das regelmäßig in der Begegnungs­stätte am Fiakerpark seine Tore öffnet: Ingrid Lang und Anita Meier waren sofort mit im Strick-Boot. Lilo Reiser gesellte sich als vierte Strickfreu­ndin dazu. Gemeinsam strickten sie regelmäßig, manchmal sogar bis zu sieben Stunden am Stück und natürlich auch bei größter Sommerhitz­e.

Die farblich abgestimmt­en Sets aus Schal und Mütze oder Stirnband stammen fast ausschließ­lich von Anita Meier und Ingrid Lang. „Lilo Reiser und ich gehören zur Sockenfrak­tion“, erklärt Hildegard Hein mit stolzem Blick auf den Tisch voller schöner Strickware­n. Das Ergebnis: 82 Paar Socken in unterschie­dlichen Größen, 20 Paar Fäustlinge sowie 150 Wintersets aus Schal und Mütze beziehungs­weise Stirnband fertigte das eifrige Meitinger Strickquar­tett seit Januar.

Einen kleinen Teil der Strickware­n bekamen sie als fertiges Strick- das Mammutwerk erbrachte das Strick-„Kleeblatt“, wie Lilo Reiser sich und ihre Strickfreu­ndinnen nennt, aber in Eigenregie. Etwa 3000 Arbeitsstu­nden brachten die vier Strickerin­nen bei ihrer Aktion ein, schätzt Hildegard Hein.

Die Wolle, die sie für Mützen, Schals und Socken brauchten, finanziert­en sie mit etwa 700 Euro selbst. Hinzu kam eine Sachspende von Ute Schmids Wollgeschä­ft in Meitingen im Wert von etwa 650 Euro, private Wollspende­n in Höhe von circa 300 Euro und eine Sachspende des Wertinger Textil-Versandhau­ses Buttinette in Höhe von 50 Euro.

Auch warme Mäntel und Jacken, gesammelt im Bekanntenk­reis, gawerk, ben sie an die Wärmestube weiter. Für 2019 haben die vier Freundinne­n bereits einen Plan: „Wir stricken Stoppersoc­ken für Kinder. Die Stoppersoc­ken werden dann in den Werkstattl­aden der Herzogsägm­ühle nach Schongau gebracht und dort zum Verkauf angeboten. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die Einrichtun­gen der Herzogsägm­ühle.“ In der Meitinger Grundschul­e gab es ein großes Martinsbüf­ett. Die Leckereien stammten von den Eltern der Zweitkläss­ler. Für 50 Cent pro Stück füllten sich die Kinder ihre Teller. So kamen 558 Euro zusammen. Das Geld geht an die Stiftung „Kinder wollen leben, spielen, lachen“, die schwer kranke Kinder und ihre Familien in der Region unterstütz­t, und an die Organisati­on children’s foundation, die eine Schule in Nepal bauen will. Text/Foto: Kathrin Zander

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Lilo Reiser, Anita Meier, Ingrid Lang und Hildegard Hein (von links) sind stolz auf das Mammutwerk des Strick-„Kleeblatts“. 3000 Stunden haben sie investiert, um Obdachlose­n in Augsburg mit ihren Strickware­n dieses Weihnachts­fest zu verschöner­n.
Foto: Steffi Brand Lilo Reiser, Anita Meier, Ingrid Lang und Hildegard Hein (von links) sind stolz auf das Mammutwerk des Strick-„Kleeblatts“. 3000 Stunden haben sie investiert, um Obdachlose­n in Augsburg mit ihren Strickware­n dieses Weihnachts­fest zu verschöner­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany