Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Kunst der Etüde mit Julian Riem
Alles fängt mit der Urstunde an: fünf Finger, vom C an, rauf und runter, „pour les cinq doigts“, nach Carl Czerny und seiner „Schule der Geläufigkeit“, Albtraum einiger Schüler, für wenige die Geburt einer Karriere. Was dann Claude Debussy, der impressionistische Magier, mit seinen Zwölf Etüden entwickelt, ist ein Zauberbuch des Klavierspiels. Wenn er das 1. Buch den Intervallen widmet, das 2. Buch den Gesten, harmonischen Wendungen, der Arabeske und den Kontrasten der Klangfarbe, wird die technische Fingerübung zu Kunst. Die Widmung der „Douze Etudes à la mémoire de Frédéric Chopin“bedeutet eine Hommage an das polnische Tastengenie, das in seinen Etüden ebenfalls Übe-Fleiß in Poesie und Ausdruck verwandelt. Julian Riem modelliert diesen Kosmos mit funkelnder Klarheit, verbindet scharfe Analyse mit Lyrik. Ebenso sind die 12 Etüden des Polen Karol Szymanowski, winzige Miniaturen, bei Riem in wahrhaft guten Händen. ★★★★✩