Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Woher wissen Laubbäume, dass jetzt Herbst ist?“
Frage der Woche Mona hat sie gestellt, wir haben eine Antwort für sie gefunden
Jede Woche stellen uns CapitoLeser kniffelige Fragen, wir Redakteure versuchen, Antworten darauf zu finden. Heute fragt Mona: „Woher wissen die Laubbäume, dass jetzt Herbst ist und sie ihre Blätter abwerfen müssen?“
Liebe Mona, Laubbäume haben natürlich keine eingebaute Uhr, die ihnen an einem besonderen Datum ein Signal gibt: Herbstanfang, Blätter abwerfen. Weshalb sie sich jedes Jahr zur gleichen Zeit erst bunt färben und und dann langsam kahl werden, verrät uns Henning Wildhagen. Er ist Professor für Botanik an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Botanik ist die Lehre und Wissenschaft von den Pflanzen. Damit kennt sich Henning Wildhagen aus.
„Dass Herbst ist, spüren die Bäume über die Tageslänge“, erklärt der Baumexperte. Im Herbst sind die Tage nämlich kürzer als im Sommer, die Nächte sind länger – und die Bäume merken das. Sie haben natürlich keine Augen. Aber sie haben in den Blättern Rezeptoren. Das sind besondere Stoffe in den Zellen, die wie Sinne funktionieren. Diese Rezeptoren erkennen also, dass weniger Tageslicht auf die Blätter trifft. Und dann geben sie Signale, damit das „Herbstprogramm“des Laubbaumes ausgelöst wird: Blätter einfärben, Blätter abwerfen. „Dieses Programm ist in den Genen abgespeichert“, erklärt Henning Wildhagen. Die Gene sind die winzigen Bausteine, aus denen Lebewesen bestehen. Das „Herbstprogramm“der Laubbäume hat übrigens einen ganz einfachen Grund: Über die Blätter verliert der Baum viel Wasser. Es verdunstet dort. Weil im Winter aber nicht so viel Wasser von oben in den gefrorenen Boden gelangt, muss der Baum in der kalten Jahreszeit mit weniger dieser lebenswichtigen Flüssigkeit klarkommen. Also wirft er zum Selbstschutz die Blätter ab. Aber nicht einfach so: In den Blättern stecken nämlich wichtige Nährstoffe, die der Baum im Frühjahr zum BlätterNeubilden braucht.
Diese Nährstoffe transportiert der Baum erst einmal zurück in den Stamm und in die Wurzeln. Zum Beispiel das Chlorophyll. Das ist der grüne Blattfarbstoff. Wenn dieser zurückgezogen wird, bekommen die Blätter eine andere Farbe, zum Beispiel Rot oder Gelb – und dann erst fallen sie ab.
Wie schnell dieses „Herbstprogramm“die Blätter der Laubbäume abwirft, wird auch von der Temperatur beeinflusst, sagt Henning Wildhagen. Je kälter es ist, desto schneller verlieren die Bäume die Blätter. Und wenn es im Spätsommer sehr trocken ist, dann schalten manche Bäume auch schon mal früher auf das „Herbstprogramm“um.
Lea Thies, Capito-Team