Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie sich der Bund Naturschutz neue Wohnprojekte vorstellt
Umwelt Der Vorstand hat sich einiges vorgenommen, um Augsburg als lebenswerte Stadt mit viel Grün voranzubringen
Aus ihrer Arbeit im Landtag hat die langjährige Grünen-Abgeordnete Christine Kamm eine Erfahrung mitgenommen: Klimaschutz und Artenschutz hätten in der Landespolitik bislang nicht den nötigen Stellenwert gehabt, sagt sie. Nun sitzt die 66-Jährige nicht mehr im Landtag.
Als neue Vorsitzende beim Bund Naturschutz in Augsburg will sie gemeinsam mit Mitstreitern Umweltthemen ehrenamtlich auf lokaler Ebene voranbringen – etwa umweltverträgliches Bauen und Wohnen. Der Wille zu Veränderungen müsse aus der Bevölkerung kommen und „von unten erkämpft werden“, so ihre Überzeugung.
Die Augsburger Ortsgruppe im Bund Naturschutz hat für ihre Arbeit im kommenden Jahr einige Schwerpunkte gesetzt. Einer sollen Stadtbäume sein. Es müsse alles dafür getan werden, Baumstandorte in Augsburg zu schützen, zu sichern und möglichst zu vermehren, so Kamm. Nötig sei ein umfassendes Konzept, das bei der Stadt auch schon in Arbeit sei. Der Bund Naturschutz will es mit Experten begleiten.
Als weiteren Schwerpunkt sehen die Augsburger Naturschützer, auf Grün- und Blühflächen in der Stadt für mehr Artenvielfalt zu sorgen. Geplant sei, Experten aus anderen Kommunen einzuladen, die ihre Erfahrungen weitergeben sollen, etwa mit saisonal angepassten Mähterminen für Blühstreifen.
Als ein weiteres wichtiges Thema sieht die Ortsgruppe die Zukunft der alten Flugplatzheide in Haunstetten. „Wir lehnen eine Bebauung nach wie vor ab und wünschen uns, dass die Heide als Ausgleichsfläche für das neue Uniklinikum ausgewiesen wird“, sagt Kamm. Der BN fordert, einen besser integrierten, „nicht diskriminierenden“Standort für das geplante Wohnprojekt für 300 anerkannte Flüchtlinge und heimische Bedürftige zu suchen. Alle dafür vorgesehenen Mittel aus dem staatlichen Förderprogramm müssten umgewandelt und für „normalen sozialen Wohnungsbau“verwendet werden, so die Naturschützer.
Generell müsse es darum gehen, aus dem BN-Gutachten zum Flächensparen in Augsburg Konsequenzen zu ziehen und bei neuen Bauprojekten für eine verträgliche Nachverdichtung zu sorgen. „Bereits jetzt beklagen Anwohner die Bebauung der letzten Hinterhöfe, besonders in der Innenstadt“, so Kamm. Geplant sei etwa, auf die Hochschule und auf Bauträger zuzugehen, um gemeinsam Modellprojekte zu entwickeln. Denkbar sei beispielsweise ein Architekturwettbewerb zur Überbauung von Flachbauten. Auch eine Umnutzung von Gewerbeflächen für Wohnen sei denkbar.
Kamm ist als neue Vorsitzende froh darüber, dass die ehrenamtliche Arbeit in der Ortsgruppe auf viele Schultern verteilt ist, nicht nur im Vorstand. Denn es gebe viel zu tun. Als ein Beispiel nennt sie die Pflege der vereinseigenen Biotopflächen auf dem Lechfeld und an der Wertach. Der BN gibt aber auch naturschutzfachliche Stellungnahmen zu Bebauungsplanverfahren in Augsburg ab und begleitet das staatliche Projekt „Licca Liber“zum naturnahen Umbau des Lechs.
Auch die zweite Vorsitzende der Ortsgruppe, Pia Winterholler, hat sich fürs kommende Jahr einen Schwerpunkt gesetzt. Sie will ein Veranstaltungsprogramm aufbauen, das neue Zielgruppen ansprechen soll. „Es geht uns besonders auch um die jüngere Generation“, sagt sie.
In Planung seien etwa ein Umweltbildungs-Workshop zum Thema Mikroplastik und eine Vortragsreihe mit Experten zum Klimaschutz und Artenschutz.