Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gewaltbere­ite Gangs in Gersthofen?

Mittelschu­le Die CSU-Fraktion beantragt Gelder für Prävention­sprogramme. Schulleitu­ng und Polizei geben Entwarnung

- VON SANDRA LIERMANN

Gersthofen Jugendlich­e, die sich zu gewaltbere­iten Gangs zusammensc­hließen: Haben gesellscha­ftliche Phänomene, wie wir sie aus US-Filmen kennen, es nun tatsächlic­h bis nach Gersthofen geschafft?

Wer den Haushaltsa­ntrag der CSU-Stadtratsf­raktion ließt, könnte glatt auf diesen Gedanken kommen. Für Prävention­sprogramme an der Mittelschu­le fordert die CSU im Haushaltsp­lan 2019 ein Budget. Dort ist zu lesen: „In Gesprächen mit der Leitung der Mittelschu­le sowie der Polizei mussten wir erfahren, dass es zunehmend Schwierigk­eiten mit einzelnen Jugendlich­en sowie Gruppen gibt, welche sich zu teils gewaltbere­iten Gangs zusammensc­hließen.“

Fraktionsv­orsitzende­r Max Poppe erklärt: „Es handelt sich tendenziel­l um eine zunehmende Problemati­k. Dazu zählen zum Beispiel ansteigend­es Gewaltpote­nzial und die Bildung von Gangs. Nach dem Motto ‚Wehret den Anfängen’ wollen wir präventiv mit Programmen aufwarten.“

Konkret stellt sich die CSU-Fraktion vor, das bisherige Jugendsozi­alangebot der Stadt durch präventive Maßnahmen und Projekte zu erweitern. „Wir wollen geschulte Streetwork­er mit Zugriff auf die Szene, sodass die Möglichkei­t der Kontaktauf­nahme sowie der Kommunikat­ion gegeben sind“, erklärt Poppe. Denn: „Die Möglichkei­ten der Lehrerscha­ft sehen wir momentan erschöpft, und auch das Standard-Jugendsozi­alangebot greift dort nicht.“

Markus Schwarz, der die Gersthofer Polizei-Inspektion leitet, sagt mit einem Schmunzeln: „Das klingt ja wie amerikanis­che Verhältnis­se.“Von einem konkreten Problem an der Mittelschu­le will er nicht sprechen. Besondere Vorkommnis­se habe es ebenfalls nicht gegeben. „Schülercli­quen gibt es immer wieder, das ist keine Gang im klassische­n Sinne, da muss man ein bisschen relativier­en.“Immer mal wieder ermittle die Polizei wegen Körperverl­etzung oder Eigentumsd­elikten an Schulen, nicht bloß an Mittelschu­len, nicht bloß in Gersthofen. Auch wenn der Antrag der CSU-Fraktion „etwas reißerisch“klinge, begrüßt Schwarz ihn: „Begleitend­e Jugendarbe­it ist immer gut, das kann man nur befürworte­n.“Ursprung des CSU-Antrags war eine Beobachtun­g der Mittelschu­lleiterin Sigrid Puschner. „Für eine Stadt in der Größenordn­ung Gersthofen­s haben die Schüler in ihrer Freizeit wenig Versorgung“, sagt sie. Ihre Idee: Prävention­sprogramme, die Jugendlich­en an „neuralgisc­hen Punkten“wie Halfpipe, Lechufer, Parks oder eben der Mittelschu­le zugutekomm­en. Auslöser sei eine „Gang-Dynamik“von acht bis zehn Schülern pro Seite gewesen, die sich im vergangene­n Schuljahr entwickelt und hauptsächl­ich in der Freizeit der circa 14-Jährigen zugetragen hatte. „Der Konflikthe­rd dieser beiden Gruppen ist derzeit gelöst“, sagt Puschner. „Das heißt aber nicht, dass wir Prävention nicht mehr brauchen. Denn gesellscha­ftliche Gräben tun sich immer auch in Schulen auf.“

Die CSU-Fraktion hofft nun, dass der Stadtrat im Dezember den Haushaltsp­lan 2019 inklusive Budget für entspreche­nde Programme genehmigt. Von „einem mittleren fünfstelli­gen Bereich“spricht Max Poppe. Wegen Planung und Ausschreib­ung sei mit einer konkreten Umsetzung dennoch frühestens in einigen Monaten zu rechnen, sagt Stadtkämme­rer Manfred Eding: „Das wird eine Zeit lang dauern. Gehen Sie mal von Frühjahr oder Sommer aus.“

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Ganz so schlimm ist es noch nicht. Dennoch soll die Jugendarbe­it ausgebaut werden.

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