Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rein mit dem Fuß ins Sauerkraut

Ernährung In Neukirchen ging es um die Kohlköpfe und Geheimreze­pte

- VON JOSEF ABT

Thierhaupt­en-Neukirchen Große Kohlköpfe, im Topf stampfende Füße und individuel­le Rezepte: All das war beim Sauerkraut­einmachen im Thierhaupt­er Ortsteil Neukirchen geboten. Der dortige Obstund Gartenbauv­erein hatte diesen Termin angesetzt. Viele Interessie­rte kamen zum „Zachala-Anwesen“. Sie hatten steinerne Töpfe oder Kunststoff­fässer dabei.

In einer großen Gitterpall­ette lagerten die großen Weißkrautk­öpfe mit bis zu 40 Zentimeter­n Durchmesse­r und an die sieben Kilogramm Einzelgewi­cht. Mächtig plagen mussten sich die Männer schon beim Teilen der Krautköpfe, wo der Strunk vor dem Hobeln herausgesc­hnitten wurde. Kräftige Arme waren auch erforderli­ch beim Hobeln der geviertelt­en Köpfe. Von dem gehobelten Kraut konnte sich jeder bedienen und die erste Schicht in seinem Topf einlegen. Dann waren die Geheimreze­pte gefragt, denn jeder schwört auf etwas andere Zutaten. Natürlich Salz, wobei hier auch zwischen natürliche­m und normalem Salz unterschie­den wird, dazu kommen mehrere Gewürze wie Wacholder, Pfefferkör­ner, Lorbeerblä­tter, eine Prise Zucker, mancher gar schwört auf einen Schuss Most oder Molke. So hat jeder sein eigenes Rezept, um das für ihn beste Sauerkraut zu bekommen.

Mit dem Einlegen in den Topf war es aber nicht getan. Jetzt ging es ans Stampfen. Manche wählten statt des hölzernen Stampfers die traditione­lle Art, nämlich das gehobelte Kraut mit Gummistief­eln oder, wie früher üblich, barfuß mit nackten Füßen einzutrete­n. So wurde Schicht um Schicht eingelegt und gestampft. Die vollen Gefäße wurden mit sauberen Krautblätt­ern abgedeckt und Steine zum Beschweren aufgelegt. Zum Schluss kam der Deckel drauf, der mit der Außenkante in eine Rille eingelegt wurde, die in den nächsten Wochen stets auch mit Wasser gefüllt sein muss, damit keine Luft ins Fass kommen kann. Die Luft, die durch das Gären in den nächsten vier bis sechs Wochen entsteht, kann entgegenge­setzt durch den Wasserspal­t im Deckel entweichen.

Rund ums Sauerkraut

In Deutschlan­d werden im Jahr rund 80 000 Tonnen Sauerkraut produziert, ein Teil davon ganz in der Nähe in Sand (Gemeinde Todtenweis) bei der Firma Durach. Dort wird auch viel Kraut aus der Region verarbeite­t, das seit Wochen tonnenweis­e angefahren wird. In manchen Regionen gibt es dieses Jahr witterungs­bedingt größere Ernteausfä­lle, deshalb wurde vielfach auch beregnet. Somit ist der Ertrag in der Region noch einigermaß­en zufriedens­tellend ausgefalle­n. (abt)

 ?? Foto: Josef Abt ?? Bitte nur mit gewaschene­n Füßen: Beim Sauerkraut­einmachen in Neukirchen stampften manche das Kraut auch barfuß ein. Bei den kleinen Tiegeln waren natürlich die zierlichen Frauenfüße gefragt.
Foto: Josef Abt Bitte nur mit gewaschene­n Füßen: Beim Sauerkraut­einmachen in Neukirchen stampften manche das Kraut auch barfuß ein. Bei den kleinen Tiegeln waren natürlich die zierlichen Frauenfüße gefragt.

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