Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Telematik: Kann es der neue Minister richten?

Verkehr Hans Reichhart kennt das A 8-Problem, schließlic­h ist er nahe der Verkehrsac­hse aufgewachs­en. Politiker aus dem Landkreis wollen jetzt Kontakt mit ihm aufnehmen, um doch noch die dynamische­n Schilderdi­splays zu bekommen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND PHILIPP KINNE

Zusmarshau­sen/Adelsried/Günzburg An der A 8 zwischen Neusäß und Ulm wird es wohl keine Telematik geben: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer teilte jetzt mit, dass konkrete Projektpla­nungen nur für den Abschnitt München – Augsburg begonnen werden. Das heißt: Im Landkreis-Westen und im Nachbarlan­dkreis Günzburg gibt es keine dynamische­n Verkehrsze­ichen, die für mehr Sicherheit auf der ausgebaute­n Autobahn sorgen könnten. Stefan Vogg, der Dritte Bürgermeis­ter von Zusmarshau­sen, ist über die Nachricht enttäuscht. Seit Jahren kämpft er für ein Tempolimit, das für seine Heimatgeme­inde Streitheim auch mehr Lärmschutz bedeuten könnte. „Aufgeben werde ich jetzt aber nicht“, sagte Vogg gestern. Noch am Abend formuliert­e er einen Brief – der Adressat dürfte das A 8-Thema sehr gut kennen.

Hans Reichhart, der neue bayerische Bau- und Verkehrsmi­nister, wuchs in Jettingen-Scheppach auf. Dort ist sein Vater Bürgermeis­ter. Dass es mit der Telematik von Neusäß nach Ulm nichts wird, „kann doch nicht in seinem Sinn sein“, sagte Stefan Vogg. Mit dem neuen Minister Kontakt aufnehmen wird auch der Kreisvorsi­tzende der Jungen Union, Ludwig Lenzgeiger. Der Adelsriede­r sagt: „Wir freuen uns zwar für die Gemeinden, die künftig eine Telematik haben.“Aber das könne nur ein erster Schritt sein. Lenzgeiger verspricht: „Wir werden nicht locker lassen.“Über die Junge Union und den Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz werde er auf Reichhart zugehen und „hoffentlic­h konstrukti­ve Gespräche führen“, auch wenn klar ist: Die Autobahn ist eine Bundesange­legenheit. Auch der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein aus dem Landkreis Günzburg will auf Reichhart zugehen. Er hält es für falsch, dass die Telematik nur auf die Strecke zwischen Neusäß und München beschränkt wird. „Ich kann keinen Sinn darin erkennen, auch wegen der Lärmschutz­problemati­k.“Nüßlein hatte sich wie seine Bundestags­kollegen Hansjörg Durz, Ulrich Lange und Volker Ullrich für die Telematik zwischen München und Ulm stark gemacht. Durz sieht die schnelle Umsetzung der modernen Technik auf der Strecke zwischen Dachau und Neusäß zwar als Erfolg. Doch damit soll es nicht genug sein: Der Neusässer will die Telematik auch im Westen bis nach Ulm.

Zusmarshau­sens Bürgermeis­ter Bernhard Uhl hofft, dass Durz es dabei nicht nur bei einem Wunsch belässt. Er stehe bereits in Kontakt mit dem Bundestags­abgeordnet­en und baut darauf, dass sich Durz weiterhin für die Telematik einsetzt. „Das ist ein wichtiger Schritt für Verkehrssi­cherheit und Lärmschutz“, sagte Uhl. Das sieht Erna Stegherr-Haußmann, Bürgermeis­terin in Adelsried, etwas anders. Sinnvoller und auch leichter umzusetzen sei ein generelles Tempolimit auf allen Autobahnen im Bundesgebi­et. „Mehr als Tempo 130 muss nicht sein.“

Damit gehört sie zur Mehrheit, die sich jüngst bei einer Umfrage unserer Zeitung für ein striktes Tempolimit aussprach. Über 1600 Leser hatten sich beteiligt. Doch so einfach lässt sich ein Tempolimit nicht umsetzen.

Für eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung oder ein Überholver­bot auf der A8 im Augsburger Land müsste eine konkrete Gefahrenst­elle vorliegen. Und die muss die Unfallkomm­ission erkennen, die aus Mitglieder­n der Polizei, der Verkehrsbe­hörde und des Baulastträ­gers besteht. Von einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen sieht die Bundesregi­erung ab.

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Foto: Marcus Merk Für die A 8 zwischen Neusäß und Ulm wird es nach aktuellem Stand keine Telematik geben. Das sorgt für Kritik. Politiker aus dem Landkreis wollen jetzt mit dem neuen bayerische­n Verkehrsmi­nister Hans Reichhart Kontakt aufnehmen.

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