Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Allgäuer besteigt den Olymp
Lange wurde darüber spekuliert, wer Mama Bavaria beerbt. Nun ist klar: Beim nächsten Nockherberg liest Maxi Schafroth den Politikern die Leviten
München Mit Luise Kinseher hat vor acht Jahren „Mama Bavaria“die Bühne am Nockherberg betreten. Eine liebende Mutter, die ihre Kinder von Zeit zu Zeit rügen muss. Sie löste damit eine Reihe von männlichen Fastenpredigern ab, die den bayerischen Politikern quasi mit Gottes Gnaden die Leviten lasen. Nach monatelangen Diskussionen ist es jetzt offiziell: Der Fastenprediger kehrt auf die Bühne am Nockherberg zurück. Die Rolle übernimmt der 33-jährige Allgäuer Maximilian Schafroth.
Das nächste Derblecken am Nockherberg wird am 13. März 2019 stattfinden. Welche Figur der Kabarettist auf der Bühne verkörpern wird, lässt er noch offen. Möglich sei alles, sagt Schafroth, zum Beispiel die Rolle des Allgäuer Schweigemönchs. Der Kabarettist kommt nämlich aus Stephansried im Unterallgäu. Seine Herkunft machte er schon öfter zum Thema seiner Bühnenauftritte. So hieß auch sein Debüt-Programm, mit dem er 2009 deutschlandweit unterwegs war, „Faszination Allgäu“.
Allgäu hin oder her, einen Schongang werde bei seinen Predigten keiner erleben, sagt der Kabarettist. Bei seiner Vorstellung als Fastenprediger bat Schafroth lediglich augenzwinkernd um Nachsicht mit seinen Eltern. Diese erhalten in letzter Zeit immer wieder Anrufe von aufgeregten Allgäuern, die wissen möchten, ob ihr Sohn tatsächlich Fastenprediger am Nockherberg werde. Schafroth: „Wenn Sie meine Eltern was fragen, erzählen die euch alles.“Trotz oder gerade wegen des Trubels um ihren Sohn seien beide
auf ihn, erzählt der 33-Jährige. Denn: Der Bub sei entgegen der Eigenart eines Allgäuers, nicht gerne aus dem Haus zu gehen, geschweige denn die Bühne zu betreten, Kabarettist geworden.
Für Nockherberg-Fans ist Schafroth kein Unbekannter. Er über-
nahm bereits bei drei Singspielen eine Rolle. 2014 und 2015 waren es jeweils kleine Auftritte als Regisseur und Conchita Wurst. Zuletzt trat er 2016 als Über-Ich von Horst Seehofer am Nockherberg auf.
Über die Ernennung zum Fastenprediger sagt er: „Es ist ein gewichstolz tiges Amt und der Olymp im Kabarett.“Außerdem spiegelt sich seiner Ansicht nach die Verjüngung des bayerischen Kabinetts im Fastenredner wider. Paulaner Geschäftsführer Andreas Steinfatt ergänzt: „Der Nockherberg ist so beliebt, weil er sich immer wieder neu erfindet. Deswegen ist die Wahl auf einen jungen Wilden gefallen.“
Ob der 33-Jährige seine Rede allein schreiben wird, kann er noch nicht abschließend beantworten. Er sagt: „Ich werde mich auch da auf mein kabarettistisches Gespür verlassen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, jemanden ins Boot zu holen.“Welche Politiker er durch den Kakao ziehen wird, davon hat der Unterallgäuer bereits eine genaue Vorstellung. Bei der Person Hubert Aiwanger „sprudelt es an Ideen“. Auch bei Markus Söder werde es an humoristischen Seitenhieben nicht fehlen. Schafroth: „Söder ist für mich eine Triebfeder. Er schaut immer so witzig, so geometrisch.“Bei der Opposition biete sich der „neue grüne Wohlstandshype“an, sagt der Kabarettist. Generell beobachte er ein Gerangel um die Volksnähe. Und zwar bei allen Parteien. Viel Stoff, um die bayerische Prominenz zu derblecken.
Im politischen Kabarett ist „der junge Wilde“ohnehin geübt. Er gehört zum festen Ensemble der Satire-Sendung „extra 3“. Mit der Rolle des Fastenpredigers aber steht Schafroth keine leichte Aufgabe bevor. Während Mama Bavaria häufig als zu sanft verschrien war, beschwerten sich Politiker über die Zornespredigten von Vorgänger Michael Lerchenberg. Vielleicht gelingt Schafroth die Gratwanderung ja als Allgäuer Schweigemönch.