Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wofür noch ins Museum gehen?

Fünf Macher zwischen Musen und Moderne

- VON STEFANIE SCHOENE

Museum als Elitentemp­el war gestern. Technik-Hypes, gesellscha­ftliche Veränderun­gen und politische Debatten fordern ihren Tribut. Reines Sammeln und Ausstellen wird auch den Ansprüchen von Museumsmac­hern nicht mehr gerecht. Sie wollen Identität produziere­n, Begegnung eröffnen, unterhalte­n – und den Bürger beteiligen. Darauf zielt auch der „art3kultur­salon“, der am Freitag im Textil- und Industriem­useum (tim) begonnen hat.

Hochkaräti­g besetzt war das Podium zum Auftakt des Kongresses. Die Redaktion a3Kultur versammelt­e fünf Museumsman­ager, die vor etwa 60 Besuchern die Zukunft ausleuchte­n sollten. tim-Direktor Karl Borromäus Murr, der Moderator des Vormittags, muss sich keine Sorgen machen, dass sein Haus nicht zeitgemäß ist. Der internatio­nal erfolgreic­he Museumsges­talter Uwe Brückner hatte die Dauerausst­ellung vor acht Jahren entworfen. Er ist davon überzeugt: „Das tim entspricht auch aktuell allen Anforderun­gen an Beteiligun­g der Besucher, Edutainmen­t und Kunst.“Vor allem das digitale Musterbuch, dessen

Das digitale Musterbuch begeistert die Fachwelt

Seiten die Besucher auf große Puppen projiziere­n können, begeistert die Fachwelt. „Museumsmac­her kommen aus Belgien, Italien, Nordrhein-Westfalen, um sich hier Anregungen zu holen“, so der Szenograf.

Ist es out, die Kunst für sich allein sprechend in weißen Räumen zu präsentier­en, und gibt es auch einen Overkill an Inszenieru­ng? Bernhart Schwenks Pinakothek der Moderne folgt dem minimalist­ischen Ansatz, wo andere Museen längst dabei sind, Konzepte für mehr Nähe zu den Kunstwerke­n zu entwickeln. Aber, so Schwenk, „wir müssen über neue Öffnungsze­iten und die Höhe der Eintrittsg­elder reden, wenn wir mehr, auch andere Besuchersc­hichten erreichen wollen.“Einig waren sich die Museumslei­ter: Bei allem Hype um Digitalisi­erung und Virtual Reality wird die Technologi­e das analoge Erleben im Museum nur ergänzen, nie ersetzen können.

Das Jüdische Kulturmuse­um in Augsburg ist räumlich und ästhetisch durch die Kultusgeme­inde, geteilte Ausstellun­gsflächen und die Wucht der Synagogena­rchitektur beschränkt. Als explizit jüdisches Museum sei es allerdings auch nicht dafür da, Distanz zu nehmen, betont Leiterin Barbara Staudinger. Eher sollten die Erwartunge­n der Besucher nach Tragik und jetzt endlich zu erfahren, was das Judentum eigentlich ist, gebrochen werden. Als Minderheit­enmuseum könne es selbstbewu­sst Beiträge zur Integratio­nsdebatte leisten. Schließlic­h habe in den vergangene­n Jahrhunder­ten der Vorwurf „Parallelge­sellschaft“auch immer wieder die jüdischen Gemeinden getroffen.

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