Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Jugendamt gibt es das nächste Debakel
Die Ausschreibung für die Amtsleitung führt nicht zum Erfolg. Juristischen Ärger gab es um diese Stelle schon viel früher. Die frühere Amtsleiterin hatte sich in die Position geklagt. Was der Sozialreferent sagt
Das Jugendamt der Stadt Augsburg steht seit Monaten in den Schlagzeilen. Es geht um ein Finanzdesaster, das durch einen gravierenden Fehler in der Verwaltung entstanden ist. Die Stadt kommt die Panne im Amt teuer zu stehen. 2,87 Millionen Euro sind es, die für nicht-städtische Kindertagesstätten nicht von staatlichen Zuschüssen abgedeckt sind. Die Stadt muss dafür zahlen. Es hätte noch schlimmer kommen können. Eine Rückzahlung von 28,5 Millionen Euro stand im Raum. Ein Mitarbeiter des Amtes hatte eine Frist verstreichen lassen. Amtsleiterin Sabine Nölke-Schaufler ist danach von ihren Aufgaben entbunden worden. Sie ist jetzt im OB-Referat tätig – zu reduzierten Bezügen.
Die Stelle der Amtsleitung war im Oktober ausgeschrieben worden. Nun erlebt die Stadt ein weiteres Es ist kein geeigneter Bewerber gefunden worden. Die Stelle muss folglich nochmals ausgeschrieben werden. Das wäre auf den ersten Blick nicht so besonders, doch mit der Amtsleitung im Jugendamt läuft es seit Jahren höchst kompliziert. Die versetzte Amtsleiterin hatte sich in die Stelle geklagt. Bereits unter dem damaligen Sozialreferenten Max Weinkamm (CSU) gab es juristischen Ärger wegen der Ausschreibungsmodalitäten.
Einem möglichen juristischen Ärger geht der amtierende Referent Stefan Kiefer (SPD) wohl aus dem Weg, wenn das Ausschreibungsverfahren neu aufgerollt wird. Offenbar sieht man bei der Stadt die Gefahr, dass es bei einer derzeitigen Festlegung auf eine Person doch wieder Klagen von Mitbewerbern geben könnte. Kiefer sagt auf Anfrage: „Die Stelle wurde ausgeschrieben und es gingen mehrere Bewerbun- gen ein. Die Bewerbungsgespräche führten leider zu keiner Stellenbesetzung. Daher wird die Stelle erneut ausgeschrieben.“Wann dies geschieht, ist offen. Ob womöglich an den Kriterien der Ausschreibung etwas geändert wird, ist ebenfalls derzeit nicht geklärt, heißt es. Kommissarisch ist Peter Joanni Amtsleiter. Er ist auch Leiter des Amtes für soziale Leistungen. Kiefer sagt: „Selbstverständlich ist es unser Bestreben, die Doppelbelastung für Herrn Joanni bald zu beenden.“
Wenn jetzt im Rathaus über die Nachfolge von Sabine NölkeSchaufler diskutiert wird, kommt zwangsläufig ihr damaliger Weg ins Amt zur Sprache. Ende Februar 2014 hatte der Stadtrat hinter verschlossenen Türen einstimmig entschieden, dass Nölke-Schaufler die Spitzenposition einnehmen soll. Es war eine Personalie, die in den Monaten zuvor wegen der VorgeDebakel. schichte für sehr viel Wirbel gesorgt hatte. Denn erst im dritten Anlauf fiel die Wahl auf Sabine NölkeSchaufler, die zuvor das Büro für bürgerschaftliches Engagement geleitet hatte. Die Stelle im Jugendamt war insgesamt dreimal ausgeschrieben, was Sozialreferent Max Weinkamm vom politischen Gegner wiederholt vorgehalten wurde. Es ist immer bekannt gewesen, dass Weinkamm eine andere Kandidatin bevorzugt hatte. Nölke-Schaufler war bei der ersten Ausschreibung unterlegen, hatte dagegen geklagt und recht bekommen. Das Verfahren sei nicht transparent gelaufen, urteilte das Arbeitsgericht. Die Stelle musste nochmals ausgeschrieben werden. Dies zog sich wegen der Krankheit der anderen Bewerberin, die kommissarisch das Amt geleitet hatte, hin. Als klar wurde, dass sie nicht mehr zur Verfügung steht, gab es eine dritte Ausschreibung.