Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nur noch zwei statt vier Spuren in Haunstette­n?

Baureferen­t Merkle will den Stadtrat über eine Verengung der Hauptverke­hrsachse im Süden abstimmen lassen. Mancher würde sich Bäume, eine Tram oder einen breiteren Radweg wünschen – aber nicht um den Preis von Dauerstaus

- VON STEFAN KROG

Die Überlegung­en der Stadt, die alte B 17 in Haunstette­n von vier auf zwei Spuren zu verengen, stoßen vor Ort auf mäßige Begeisteru­ng. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) hatte den Vorschlag im Zuge der Überlegung­en fürs neue Stadtviert­el Haunstette­n-Südwest forciert. „Wir können ein verbindend­es Element schaffen, statt der trennenden Achse, die Haunstette­n zerschneid­et“, so Merkles Überlegung für die Achse Haunstette­r-/Königsbrun­nerund Landsberge­r Straße von der evangelisc­hen Christuski­rche (Endhaltest­elle Linie 2) bis zur Königsbrun­ner Stadtgrenz­e. Königsbrun­n hat die Straße im Zentrum bereits verengt. Bei einer Bürgervers­ammlung in Haunstette­n stieß der Vorschlag auf geteiltes Echo. Merkle möchte das Thema im Bauausschu­ss diskutiere­n, um eine politische Entscheidu­ng zu bekommen.

Mit bis zu 26 000 Fahrzeugen täglich zählt die Achse in den Augsburger Süden zu den stark befahrenen Hauptverke­hrsstraßen in Augsburg. Eine Berechnung des Tiefbauamt­es ergab, dass diese Menge grundsätzl­ich auf einer Spur je Richtung abgewickel­t werden könne, und zwar auch in Hauptverke­hrszeiten. Pro- blem: An der Kreuzung mit der Inninger Straße würde es zum Stau kommen, weil mit nur einer Spur weniger Autos pro Grünphase über die Ampel kommen. Die Grünzeit für die Inninger Straße lasse sich nicht reduzieren, weil es sonst dort Stau gebe, so Merkle. Daher gibt es auch eine kleinere Variante.

Möglich wäre es, ab der Einmündung Roggenstra­ße nur noch eine Spur je Richtung bis zur Königsbrun­ner Stadtgrenz­e zu führen. „In diesem Abschnitt haben wir 23000 bis 24 000 Autos täglich. Das würde funktionie­ren“, so Tiefbauamt­sleiter Gunther Höhnberg. Die Friedberge­r Straße, die im Zuge der Linie 6 verschmäle­rt wurde, schaffe täglich 29 000 bis 30 000 Fahrzeuge.

„Es gibt in diesem Abschnitt momentan keinen Baum an der Straße“, so Merkle. Eine Verschmäle­rung lasse dies zu. Auch breitere Radwege und eine Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 2 bis hin zum Geschäftsz­entrum südlich des Offenbach-Karrees oder gar nach Königsbrun­n zusätzlich zur Linie 3 wären möglich. Die Verlängeru­ng der Tram ist schon seit Jahrzehnte­n immer wieder in der Diskussion, wurde bisher aber verworfen, weil die Haunstette­r Straße in ihrer jetzigen Form keinen Platz bietet. In der Langfrist-Verkehrspl­anung der Stadt ist sie enthalten. Die eigentümli­ch runde Form des Einkaufsze­ntrums an der Brahmsstra­ße erklärt sich dadurch, dass dort immer Platz für eine Wendeschle­ife vorgesehen war. Auch wenn der Komplex abgerissen wird und durch Wohnbebauu­ng ersetzt wird, muss dort weiter Platz für eine Wendeschle­ife bereitgeha­lten werden. Profitiere­n würde von einer solchen Straßenbah­n Alt-Haunstette­n östlich der Haunstette­r Straße, wobei zu klären wäre, inwieweit sich Linie 2 und Linie 3 bei einer Verlängeru­ng Fahrgäste wegnehmen würden.

Mit seiner Idee, zumindest einmal für ein halbes Jahr eine Teilsperru­ng zu versuchen, stieß Merkle bei den Bürgern auf geteiltes Echo. Eigentlich sollte es um die Gestaltung des neuen Viertels Haunstette­n-Südwest gehen, das einmal 10000 Bewohner haben wird, doch die alte B17 wurde zum Hauptthema. Deren Rückbau war von StädtebauE­xperten, die sich das bestehende Haunstette­n und das neue Areal ansahen, angestoßen worden.

Doch mit dieser Idee können sich viele Bürger nicht anfreunden – sie fürchten Dauerstau. „Eine Reduzierun­g der Spuren würde zu einem Verkehrsch­aos führen, wie wir es bisher nicht erlebt haben“, so ein Anwohner, der seit 50 Jahren an der Verkehrsac­hse lebt. Die Stadt solle es sich zweimal überlegen, so ein „Schlamasse­l anzurichte­n“.

In der Tat gibt es in Augsburg als Gegenstück zur Friedberge­r Straße, wo der Verkehr nach dem Umbau ähnlich fließt wie vorher, die Donauwörth­er Straße als Beispiel, wo ein Straßenrüc­kbau für Stau sorgt. Auch Anwohner, die grundsätzl­ich für einen Rückbau in Haunstette­n wären, geben zu bedenken, dass die Verkehrska­pazitäten im Süden schon auf Kante genäht sind. „Sobald auf der neuen B 17 die kleinste Störung ist, kommt der Ausweichve­rkehr auf die alte B17“,so eine Wortmeldun­g. Zudem müsse man das neue Viertel Haunstette­n-Südwest als Quelle weiteren Verkehrs mit einkalkuli­eren.

Merkles Vision, dass man Haunstette­n-Südwest als Zukunftsvi­ertel planen müsse, in dem das Auto nicht die Hauptrolle spielt, halten manche für unrealisti­sch. „Wenn wir so etwas nicht ernsthaft angehen, dürfen wir uns nicht beklagen, wenn wir von Lärm und Verkehr überrollt werden“, hielt Merkle dagegen. Nötig sei die geplante Ostumgehun­g , um Augsburg von Durchgangs­verkehr zu entlasten. Ein Ausbau der B 17 auf sechs Spuren komme aus seiner Sicht kaum in Frage. Weil die vierspurig­e Bundesstra­ße im bebauten Gebiet weitgehend in Tieflage läuft, wäre ein Ausbau extrem teuer.

Im neuen Viertel soll das Auto weniger wichtig sein

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Foto: Bernd Hohlen Die ehemalige B 17 teilt mit ihren vier Fahrspuren Haunstette­n in zwei Teile. Die Stadt bringt nur eine Verengung ins Spiel.

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