Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nervenspie­l rund um die Röhre am Bahnhof

Derzeit fehlt noch eine wichtige Genehmigun­g, und der Zeitplan für die Arbeiten ist eng. Warum eine Sperrung der Bahnstreck­e sich bis nach Palermo auswirkt

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Meitingen Zuletzt war es für die Verantwort­lichen im Rathaus in Meitingen ein Nervenspie­l. Sie hatten die Deadline vor Auge und wussten, dass diese Möglichkei­t so schnell nicht wiederkomm­t. Es geht um die Sperrpause der Bahn im nächsten Jahr. Das heißt, im Juni werden für 108 Stunden keine Züge auf dieser Strecke fahren. Der Grund sind Bauarbeite­n in den Bahnhöfen Langweid und Gersthofen.

Diese Pause will Meitingen nutzen, um eine große neue Röhre für Fußgänger und Radler im Bereich des Bahnhofs unter den Gleisen durchzusch­ieben. Diese Arbeiten sind die Voraussetz­ung dafür, dass der Bahnhof barrierefr­ei gemacht werden kann. Schafft es Meitingen nicht, diesen Termin zu nutzen, ist Geduld angesagt.

Laut Bürgermeis­ter Michael Higl dauert es rund vier Jahre, bis die nächste Sperrpause auf den Gleisen möglich ist. Immerhin gehört die Strecke zur transeurop­äischen Netzwerktr­asse von Berlin nach Palermo und zur wichtigen Achse zwischen Augsburg und Nürnberg.

In der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderates gab Higl bekannt, dass die Pläne nun beim Eisenbahnb­undesamt zur Genehmi- gung vorlägen. Laut Higl könnte es durchaus möglich sein, dass die Genehmigun­g nun doch noch rechtzeiti­g kommt. Aus diesem Grund müsse dafür gesorgt werden, dass alles andere laufe. „Die Ausschreib­ung für die Bauleistun­g ist schon gestartet“, so Higl. Die Vergabe soll dann Anfang Januar stattfinde­n.

Läuft alles nach Plan, soll während der Sperrpause die Röhre in einem Rutsch unter den Gleisen durchgesch­oben werden. Die Kosten für diese Röhre schätzt Higl auf zwei Millionen Euro. Hinzu kommen die Errichtung von Rampen und die Gestaltung des Umfeldes für 1,8 Millionen Euro. Doch auch nach dem Bau der Röhre gibt es noch einige komplexe Themen, die abgearbeit­et werden müssen. Die zentrale Frage dabei ist: Wo soll die rund 80 Meter lange Rampe verlaufen, die vom Bahnhofsbe­reich hinunter in die Unterführu­ng führen wird? Da diese maximal eine Steigung von sechs Grad haben darf, kann an der Länge der Rampe nichts verändert werden.

Zunächst war nach den ersten Gesprächen mit der Bahn an eine Rampe gedacht worden, die einen leichten Bogen beschreibt und sich trichterfö­rmig öffnet. Doch diese Variante hätte viel Platz benötigt, und die Marktgemei­nderäte befürchtet­en, dass diese späteren Projekten im Weg stehen könnte. Aus diesem Grund machte sich ein Planer Gedanken, wie eine platzspare­nde und sinnvolle Gestaltung aussehen könnte.

Die Lösung ist eine Rampe, die sozusagen mehrfach um die Ecke geht und sich wie eine Serpentine auf- und abschlänge­lt. Gleichzeit­ig geht es aber auch um die Frage, wie sich das Bahnhofsum­feld entwickeln soll. Die Vorstellun­gen reichen vom Bau eines Hotels oder Parkdecks bis zur Aufweitung des Bahnhofsvo­rplatzes. Diese Gestaltung­sfragen müssen aber noch vom Gemeindera­t geklärt werden.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Am Bahnhof in Meitingen soll eine Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer gebaut werden. Während dieser Arbeiten darf kein Zug auf der Strecke fahren. Eine solche Sperrpause wird aber nicht so leicht genehmigt.
Foto: Marcus Merk Am Bahnhof in Meitingen soll eine Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer gebaut werden. Während dieser Arbeiten darf kein Zug auf der Strecke fahren. Eine solche Sperrpause wird aber nicht so leicht genehmigt.

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