Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie können Bäume geschützt werden?

Grüne wollen eine Baumschutz­verordnung. Die könnte das Gegenteil bewirken, befürchten Stadträte

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Neusäß Wie können in Neusäß Bäume besser geschützt werden? Die Stadtratsf­raktion der Grünen ist der Meinung mit einer Baumschutz­verordnung. In einem Antrag an den Planungs- und Umweltauss­chuss hat sie jetzt vorgeschla­gen, es doch so zu machen, wie die Stadt Bamberg: Dort dürfen Bäume auf einem privaten Grundstück weder gefällt noch abgeschnit­ten werden, wenn ihr Stamm einen Durchmesse­r von mehr als 60 Zentimeter­n erreicht hat.

Für Bürgermeis­ter Richard Greiner ist hingegen klar: Steht eine Baumschutz­verordnung zur Debatte, „dann kommt morgen die Ket- nämlich bei jenen Grundstück­sbesitzern, die fürchten, in Zukunft nicht mehr das mit ihrem Baum machen zu können, was sie selbst wollen. Die Bauverwalt­ung sieht eine Baumschutz­verordnung hingegen aus einem anderen Grund mit Sorge: Die Erfahrunge­n in Kommunen mit einer ähnlichen Größe hätten gezeigt, dass der bürokratis­che Aufwand für die Kartierung und auch die Kontrolle des Baumbestan­ds sehr hoch sei, dafür müsste praktisch eine Kraft in der Verwaltung und eine im Bauhof abgestellt werden. So hätte die Stadt Penzberg nach fünf Jahren ihre Baumschutz­verordnung wieder ge- weil sie in der Praxis einfach nicht geklappt hätte, berichtete der Leiter der Bauverwalt­ung, Gerald Adolf.

Eine grundsätzl­iche Frage sei demnach gewesen, wer denn überprüfen solle, ob ein Baum tatsächlic­h noch standfest ist. Das eingespart­e Geld werde in Penzberg jetzt für den Unterhalt der städtische­n Bäume eingesetzt. Zudem gebe es in vielen gültigen Bebauungsp­länen der Stadt Neusäß ohnehin eine Grünordnun­g. Im gesamten Landkreis Augsburg habe keine Kommune eine Baumschutz­verordnung.

Gerade da könnte man nun in der Stadt Neusäß doch eine Vorreitert­ensäge“, rolle übernehmen, argumentie­rte Stadtrat Wolfram Haines (Grüne). Auch wenn der ein oder andere Baum im Vorfeld tatsächlic­h falle, gehe es langfristi­g doch gerade um den Baumschutz. Mitten im Schönen, das sei das Motto der Stadt und so solle die Stadt auch bleiben, ergänzte seine Fraktionsk­ollegin Ulla Schwinge-Haines.

Mit demselben Argument nahm Zweiter Bürgermeis­ter Wilhelm Kugelmann eine gegensätzl­iche Position ein: Schön sei es in Neusäß ja auch schon ohne Baumschutz­verordnung. Er sieht in solch einer Satzung eine zu starke Gängelung der Bürger, die am Ende eher das Gekippt, genteil dessen bewirke, was sie wolle, nannte er Beispiele aus der Nachbarsta­dt Augsburg, die solch eine Verordnung habe. Auch sein Fraktionsk­ollege Jörg Roehring sprach von einem „zu starken Eingriff“in die Eigentumsr­echte der Neusässer.

Einen weiteren Aspekt brachte Hildegard Langenecke­r (SPD) in die Diskussion ein. Im Zuge solch einer Verordnung könnten ältere Menschen, denen die Gartenarbe­it zu viel werde, im Unterhalt ihrer alten Bäume unterstütz­t werden. Am Ende stimmten jedoch acht Ausschussm­itglieder gegen die drei Stimmen von SPD und Grünen gegen solch eine Verordnung.

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