Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ovember

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Man würde gerne zwischen nassem Laub einen Zettel auf der Straße finden, auf dem steht: Wonnemonat November. In schöner Handschrif­t und ohne Fragezeich­en. Stattdesse­n: Betriebsre­staurantge­spräche darüber, ob es gestattet ist, im November „rumzuhänge­n“. Oder sagte jemand „durchhänge­n“? In dem Gemurmel an voll besetzten Tischen voller vollgelade­ner Tabletts verstehst du manchmal dein eigenes Wort nicht. Kantinenmo­nat November: Jetzt löffeln alle in Gemeinscha­ft und rücken zusammen wie die längst aufgebaute­n Buden auf den Weihnachts­märkten.

November. Am Bücherrega­l kein ganz großer Monat. Oder neigt man in diesem Hochnebelg­rauen unwillkürl­ich zu falscher Auswahl? „Niemand liebt November“, „Kalter November“, „Das ganze Jahr November“, „Nenn mich November“– an solchen Titeln fehlt es nicht. Versuchswe­ise mal das „N“weglassen: Dann haben wir jetzt Ovember, und das hört sich gleich ganz anders an. Wir könnten assoziiere­n den größten Mittelfeld­spieler und Rückwärtst­änzer aller Zeiten, Overath. Oder Obama. Allerdings auch: over. Und das ist wieder ein Wort, das du nicht finden willst auf einem handgeschr­iebenen Zettel auf der Straße. Nicht mal hören möchte man das, schon gar nicht in der vollen Betriebska­ntine. Isch over.

Wie ging das Werbeding von den Raiffeisen­banken/ Volksbanke­n noch mal? „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.“Senden sie den Spot auch im November? Und was ist mit all jenen, die in diesem seltsamen Monat, in dem selbst Bauernrege­ln wie versteckte Drohungen klingen („Lässt der November die Füchse bellen, wird der Winter viel Schnee bestellen“), nicht so recht wissen, was sie antreiben könnte? Die könnten immerhin dies sagen: Jeder Mensch hat etwas, das ihn umtreibt. Noch 13 Tage November.

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