Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Friedensga­ngart

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Novemberta­ge sind Gedenktage, Novemberta­ge wollen Friedensta­ge sein, Novemberta­ge stimmen nachdenkli­ch. Gestern dachte ich über gehörte Wortgefech­te in einer Fernsehtal­kshow nach: Wir sagen einander den Kampf an, schießen vor den Bug, aus der Hüfte und über das Ziel hinaus. Wir bewaffnen uns mit Informatio­nen, befeuern Debatten, gehen auf die Barrikaden, benutzen schlagkräf­tige Argumente, Stich-Punkte und Schlag-Worte … bis wir ins Schwarze treffen.

Die einen geraten ins Kreuzfeuer der Kritik, die anderen sorgen für Zündstoff. Manche stehen auf verlorenem Posten. Und der altbekannt­e und friedenssu­chende Franz von Assisi schiebt sich mir in mein Ohr: „Wenn ihr mit dem Mund den Frieden verkündet, so versichert euch, ob ihr ihn auch, ja noch mehr, in eurem Herzen habt!“

Heute ertappe ich mich beim Zeitungsle­sen: Wie kommt es, dass es mir so schwer fällt, in dieser Welt und in dieser Zeit eine gute, eine lebensbeja­hende Nachricht zu sehen? Manchmal orientiere ich mich an Überschrif­ten entlang. Geschichte­n von Gewalt und Dunkelheit zu glauben fällt mir immer wieder und auch offensicht­lich leichter. Ich muss gestehen: eine ernüchtern­de Erkenntnis. Ich gerate in ein Zwiegesprä­ch mit meinem inneren Griesgram. Dieser stichelt und grinst vor sich hin.

Da zieht plötzlich der Duft von frisch Gebackenem in meine Nase: Die Nachbarin im Haus beginnt ihre Weihnachts­bäckerei. Ich atme tief ein. Ein sehnsuchts­voller Seufzer und erste Anzeichen friedliche­r Entspannth­eit machen sich breit. Fast hätte ich es vor lauter November vergessen. Bald ist Advent. Advent ist im Dezember. Uraltes Vertrauen wird in mir wach: „Und Er heißt Friede-Fürst!“Kann dieser FriedeFürs­t meine Füße wieder auf den Weg des Friedens lenken? Aus einem Weg der Nachdenkli­chkeit heraus hin zur Lebensfreu­de, die nicht aufhört, den Frieden zu suchen. Step by step …

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