Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn’s ein bisschen mehr sein darf
Was ist besser als ein schönes Auto? Ganz einfach: ein noch schöneres Auto. Die Firma Abt Sportsline zeigt, wie man aus einem SUV von der Stange etwas Besonderes macht – zum Beispiel mit mehr Leistung und markanter Optik
Die Frage ist ja nicht allein, was man im Leben braucht. Sondern was man im Leben will. Insofern müssen sich Menschen, die ihr Auto zum Beispiel mit mehr Leistung, schöneren Rädern und Breitbau-Teilen versehen, nur vor sich selbst rechtfertigen. Zumal das Gute so nahe liegt: Der weltgrößte Veredler von Audiund VW-Modellen sitzt in unserer Region, genauer gesagt in Kempten, wo die Firma Abt Sportsline Automobil-Träume „von der Rennstrecke auf die Straße“bringen will.
Mit Tuning-Schnickschnack, wie man ihn aus bunten Katalogen und von einschlägigen Treffen kennt, hat das wenig zu tun. Vielmehr setzt „der Abt“auf Exklusivität und Individualität – und, was in dem Genre ebenso wichtig ist, auf Qualität. Und zwar auf nachhaltige. So müssen sich Käufer eines Abt PowerPaketes keine Sorgen machen, dass der Garantieanspruch wegen des Eingriffs in die Motortechnik verfällt. Abt selbst übernimmt die Gewährleistung, auf Wunsch sogar zusätzlich in Form einer Anschlussgarantie von bis zu drei Jahren. Zwischen 300 und 900 Euro kostet die Garantieverlängerung.
Wer sich an dem verführerischen Kemptener Sortiment bedienen will, sollte das nötige Kleingeld mitbringen (siehe Kasten). Allerdings bleiben dann kaum Wünsche offen. So war unser Testwagen, ein von Haus aus ja nicht eben schmächtiger Audi SQ5, mit der „Abt Power“Leistungssteigerung gesegnet, die den Dreiliter-Benziner von 354 auf 425 PS pusht. Kostenpunkt inklusive TÜV und Montage: knapp 4000 Euro. Dafür chippt Abt den Wagen nicht, sondern baut ein eigenes, zusätzliches Motor-Steuergerät ein. Der Veredler verspricht außerdem, dass die Leistung steigt, der Verbrauch aber nicht.
Ganz sicher steigt der Spaß. Der Motor hängt phänomenal am Gas und entwickelt gerade oben raus spürbar mehr Dampf. Gleichzeitig liegen die 550 Newtonmeter Drehmoment früh an, sodass der Abt SQ5 schon im Drehzahlkeller vor Kraft strotzt. Durch den bassigen Motorsound, der aus dem Abt-Endschalldämpfer mit Doppelrohrendblenden ertönt, potenziert sich der Lustfaktor noch.
Im Dynamik-Modus streut das Sechszylinder-Orchester wunderbar unvernünftige Fehlzündungen ein und quittiert Runterschalten mit einem fauchenden Zwischengas- Stoß. Am meisten Freude bereitet der Abt SQ5, wenn man die Gänge über die Pedale am Lenkrad selber wechselt. Traktion ist dank des serienmäßigen Quattro-Antriebs reichlich vorhanden.
Auch im Fahrverhalten machen sich die Abt-Gene bemerkbar. Für einen hochhackigen SUV zeigt dieses Exemplar in den Kurven kaum eine Wankneigung der Karosserie; auch das gefürchtete, durch einen hohen Schwerpunkt begünstigte Untersteuern tritt so gut wie nicht auf. Die Lenkung arbeitet auf den Punkt. Die Spreizung überrascht. Selbst auf den mächtigen Abt-22-Zöllern rollt der Wagen im Komfort-Modus recht geschmeidig ab und schluckt grobe Fahrbahnunebenheiten gut weg. Umso kräftiger spannt das Auto im Dynamik-Modus die Muskeln – und der Fahrer bekommt ein Gefühl dafür, dass der Abt-Slogan „Von der Rennstrecke auf die Straße“keine leere Floskel ist. Auch das geflügelte Wort „In der Ruhe liegt die Kraft“würde zu dem Wagen passen: Je schneller, desto gelassener und stoischer präsentiert sich der Abt SQ5. Daran mögen die zahlreichen Aerodynamik-Anbauteile ihren Anteil haben; und wenn nicht, so sehen sie wenigstens eindrucksvoll aus und verleihen dem Wagen einen satten Stand und eine stattliche Breite. Für zusätzlichen Abtrieb sorgt der Heckflügel.
Die Kehrseite der Medaille: Wer den Abt SQ5 so bewegt, wie es das Paket erlaubt, muss sich auf reale Verbräuche von 16 Litern Super Plus und mehr einstellen. 400 Kilometer bis zum nächsten Rendezvous mit dem Tankwart sind keine Seltenheit. Dabei hätte der Wagen auch für stillere Genießer einiges zu bieten. Das spezielle Abt-Interieur hebt die sprichwörtliche Audi-Innenraum-Güte noch mal auf ein anderes Level. Zahlreiche Abt-Insignien schmeicheln dem Auge: So sind die magischen drei Buchstaben etwa im Rückspiegel oder auf dem StartStopp-Knopf eingraviert. Highlight ist der Abt-Schaltknauf aus Carbon für 450 Euro. Braucht kein Mensch, aber hergeben will ihn auch niemand mehr, der ihn einmal in Händen hielt. Insofern passt das Detail zum großen Ganzen.