Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Songs aus der Wundertüte

Kültürtage bescheren paradiesis­che Lieder

- VON STEFANIE SCHOENE

Gut, dass der Songabend kein Battle war. Die Jury hätte sich schwergeta­n, aus einem Potpourri aus Klassik, Pop, türkischer Mystik, Rockabilly und deutschem Volksgut einen Sieger zu küren. Unter dem Motto „Paradise Songs“durfte im Zeichen der Kültürtage jeder Akteur vor über 100 Zuhörern im Keller des Grandhotel­s Cosmopolis nur ein Stück spielen. Das Publikum belohnte die Anstrengun­g des Abends mit 500 Euro. Die Hälfte der Spenden soll laut Kültürtage-Gründer Fikret Yakaboylu und Vorstand Silvia Brecheler an das in finanziell­e Schwierigk­eiten geratene Sozialproj­ekt Grandhotel gehen.

Zehn Künstler waren es, die sich auf der Minibühne die Mikros in die Hand gaben. Meist hatten sie Eigenkompo­sitionen im Gepäck. Wenn nicht, waren die Interpreta­tionen so eigenwilli­g, dass die Vorlage nach kurzer Zeit dahinter verschwand. Wie bei „Musique in Aspik“: Petra Küfner und Markus Wangler variierten „Guten Abend, gute Nacht“, schoben das Wiegenlied zusammen mit Songs der 70er, bis Brahms’ Melodie am Ende durchs Megafon zurückkehr­te.

Anatolisch­er Mystik folgt Rockabilly-Straßenmus­ik

Der virtuose Gitarrist und Singer-Songwriter Sedat Cerimi, bekannt aus dem Duo „Troy of Persia“mit Girisha Fernando, hatte sich mit der Rockröhre Grace-Patricia Malone zum Soul zusammenge­tan. Stacia kam solo und spielte „Far Away“, ein Stück ihrer Gruppe Polaroid (Band des Jahres 2016).

Yasar Dogan mit Saz versenkte das Publikum mit einem Lied des berühmten Sängers Asik Veysel in die Mystik Anatoliens. Standort des Paradieses ist hier nicht der Himmel, sondern der Mensch. Die Straßenmus­ikergang Maybelline & Friends spielten mit Mandolinen, Gitarre, Kontrabass und Gesang ihren ohrenschme­ichelnden Country-Rockabilly. Daniel Söll am Klavier legte einen stimmlich herausrage­nden Auftritt hin, der mit dem Sound der Beatles, von Udo Jürgens und Elton John unter die Haut ging. Überrasche­nd auch das Multitalen­t Tomi Simatupang. Der Schlagzeug­er, Sänger, Bassist und Gitarrenle­hrer kam erst von Berlin nach Augsburg und versucht derzeit, eine Band aufzubauen. Moderator Fabio Esposito stellt ihn so vor: „Er ist einer von denen, die für die Konzentrat­ion auf die Musik und ihre Instrument­e sogar den Handyvertr­ag auflösen.“

OTermin Heute, Montag, 20 Uhr folgt in der Kresslesmü­hle das Comedy-Drama „Parasit im Paradies“mit Yasar Dogan und Fabio Esposito.

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