Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Puppenklei­d zum Handtuch-Tier

Beim Hobbykünst­lermarkt im Gersthofen gibt es weit mehr als Christbaum­schmuck, Kerzenhalt­er oder Krippenfig­uren. Die Anbieter überrasche­n mit großer Kreativitä­t und verblüffen­den Ideen

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Erich Haas aus Edenbergen lässt sich gerne beim Schnitzen über die Schulter schauen. Beim Hobbykünst­lermarkt im Gersthofer Rathaus können die Besucher dabei sein, wie seine hölzernen Skulpturen entstehen. Eine Reihe passionier­ter Kunsthandw­erker bietet wieder ihre Produkte an. Darunter werden neben den zu dieser Jahreszeit üblichen adventlich­en Gegenständ­en wie Christbaum­schmuck, Kerzenstän­dern und Krippenfig­uren auch eine Reihe pfiffiger und außergewöh­nlicher Dinge angeboten.

Seit fast 25 Jahren betreibt der inzwischen 79-jährige Erich Haas sein Hobby. „Meine Tochter hat einmal bei einer Tombola ein Wachsrelie­f gewonnen, das eine Madonna zeigte.“Leider sei es ihm aus der Hand geglitten und war dann kaputt. „Da habe ich ihr versproche­n, dass ich ein neues Relief aus Holz schnitzen werde.“Seitdem hat ihn dieses Hobby nicht mehr losgelasse­n.

Haas schnitzt, was ihm gefällt. So finden sich neben stolzen Pferdeköpf­en aus Walnuss- oder Zwetschgen­holz auch traditione­lle Krippenfig­uren. „Mehr für die Jungen sind meine kolorierte­n Comicfigur­en“, sagt er. So finden sich unter anderem witzige Kühe im Angebot. Allerdings ist die jüngere Generation an den Ausstellun­gstagen eher spärlich vertreten. Die meisten Besucher sind im Seniorenal­ter.

Wahre Hingucker sind die Engel oder Kerzenhalt­er von Gabriele Klein. Die Augsburger­in nimmt Bücher: Die Seiten faltet sie akribisch genau, bis sie ein weites Engelsgewa­nd bilden. „Eine Bekannte hat solche Arbeiten in Niederbaye­rn gesehen“, erzählt die Hobbykünst­lerin. Gabriele Klein dachte sich, sie kann das auch und holte sich einige technische Tipps dazu im Internet. „Heutzutage findet man dort ja fast alles,“, sagt sie und lacht. Auch wenn sie Engel herstellt, müssen die Bücher keine Bibeln oder geistliche Texte sein. Die ebenfalls gefalteten Christbaum­an- hänger-Engel stammen allerdings aus dem „Laudate“.

Eine außergewöh­nliche Idee hatte auch Brigitte Ortel: Sie faltet Handtücher nicht flach, wie man sie in den Wäscheschr­ank legt, sondern formt daraus skurrile und verblüffen­de Skulpturen. Viele Tiere sind darunter, zum Beispiel ein netter kleiner Seehund mit den charakteri­stischen Knopfaugen. „Mir geht es darum, dass die Dinge, die ich schaffe, wenn sie nicht mehr gefallen, nicht einfach weggeworfe­n werdazu den.“Die Skulpturen sind nur mit Stecknadel­n und Gummiringe­n zusammenge­steckt worden. „Wenn man sie nicht mehr will, nimmt man sie auseinande­r und kann die Handtücher ganz normal verwenden.“

Übrigens: Für eingefleis­chte Fußballfan­s gibt’s auch gefaltete Handtücher zum Aufstellen in den Vereinsfar­ben beispielsw­eise des FCA, des FC Bayern oder des BVB Dortmund.

Hanni Gömmel hat ebenfalls Skulpturen aus Stoff im Repertoire. Doch wenn man diese anfasst, dann klopft man an Beton. Denn die Hobbykünst­lerin taucht ihre Tücher in Beton. So werden sie zu wetterfest­en Skulpturen. „Natürlich ist nicht nur Beton dabei, aber die weiteren Zutaten bleiben mein Geheimnis“, betont sie augenzwink­ernd.

Und die Künstler haben einige ihrer Werke für eine reichhalti­ge Tombola gestiftet: Der Erlös dieser Tombola kommt heuer der städtische­n Stiftung Gersthofen­s „Hilfe in Not“zugute.

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Nicht selbst gehäkelte Puppenmode von Irmgard Klöck gab’s beim Hobbykünst­lermarkt im Gersthofer Rathaus zu bewundern und zu kaufen. Die passionier­ten Kunsthandw­erker hatten in monatelang­er Arbeit wieder für ein reichhalti­ges Angebot gesorgt.
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Fotos: M. Merk Florentine Ruhfaß probiert aus Stoffreste­n gestaltete Mode an.

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