Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie kennt Kräuter gegen die Grippewelle
Anika Knöpfle aus dem Dinkelscherber Ortsteil Ried ist eine besondere Pädagogin. Welche Pflanzen bei Erkältungen helfen und welche auch besonders schmackhaft sind
Dinkelscherben-Ried Mit dem Herbst kommt oft auch die erste Erkältung. Wer während der Grippewelle fit bleiben will, muss aber nicht unbedingt zur Apotheke gehen. Auf der Wiese vor der Haustür oder im nahe gelegenen Waldstück gibt es viele Kräuter, die helfen.
Kräuterpädagogin Anika Knöpfle hat ein paar Tipps parat: „Lindenblüten helfen zum Beispiel vielseitig in der Erkältungszeit.“Die Blüten können entweder in kaltes Wasser eingelegt oder als Tee aufgegossen werden. Außerdem können Holunderblüten und Beeren verarbeitet zu Saft helfen. Ansonsten empfiehlt Knöpfle die „Geheimwaffen der Natur“: Kapuzinerkresse und Meerrettich, die durch die enthaltenen Senföle desinfizierend wirken und das Immunsystem stärken.
Anika Knöpfle hat Ende Oktober die Ausbildung zur Kräuterpädagogin abgeschlossen. Ein Jahr lang hat sie am Wochenende Seminare besucht und in theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden alles über die Pflanzen und Kräuter gelernt, die vor jeder Haustüre wachsen. „Es geht um Wildkräuter, die überall zu finden sind. Man lernt, was man verwenden und verarbeiten kann, aber auch was giftig ist“, erklärt die 20-Jährige.
Die Begeisterung für das Botanische fing schon in ihrer Kindheit im Dinkelscherber Ortsteil Ried an. „Wir hatten einen großen Garten und meine Tante eine Landwirtschaft“, erklärt sie. Auf die Ausbildung ist sie dann durch Karin Strobel, die Mutter ihres Freundes aufmerksam geworden, die selbst Kräuterpädagogin ist. Die beiden wohnen mittlerweile unter einem Dach in Wörleschwang und tauschen sich aus.
Insgesamt musste Knöpfle während ihrer Ausbildung 240 theoretische und praktische Unterrichtsstunden absolvieren. Ein Ergebnis der Ausbildung: Anika Knöpfle präsentiert einen dicken Ordner mit getrockneten und gepressten Kräutern. „Das ist so etwas wie meine Abschlussarbeit“, sagt sie und lacht. In dem Ordner hat sie insgesamt 60 heimische Pflanzen gesammelt und beschrieben. „Zu Anfang dachte ich, dass ich das nie schaffe, aber dann ging es schneller als gedacht“, erklärt sie. Außerdem musste sie für den Titel „Kräuterpädagogin“eine zweistündige Prüfung schreiben, eine Kräuterwanderung durchführen und ihre Sammlung von Harzen, Wurzeln und Beeren zum Räuchern präsentieren. Was nach viel Arbeit klingt, scheint ihr vor allem Spaß gemacht zu haben: „Man wird dabei richtig neugierig, will immer mehr herausfinden und sieht die Natur mit anderen Augen.“
Da stimmt auch Karin Strobel zu: „Wir müssen uns mittlerweile entscheiden, ob wir jetzt nur spazieren gehen wollen, oder doch Kräuter sammeln.“Wenn die beiden Kräuterpädagoginnen nach draußen gehen, sehen sie nicht mehr nur Wiese oder Unkraut am Wegesrand, sondern viele nützliche Pflanzen.
Die Wirkstoffe von Heilkräutern können aber nicht nur in Tees und Getränken nützlich sein. Knöpfle und Strobel stellen auch Seifen und Salben her. Gerade setzten sie zum Beispiel den Grundbaustein für eine Engelwurzensalbe an. Außerdem kennen sie viele leckere Rezepte, in denen heimische Kräuter zum Einsatz kommen. Stolz zeigt Knöpfle zum Beispiel ein Glas mit in Olivenöl eingelegten Fichtennadeln und Kümmeln. „Ein bei Erkältungen wohltuendes Bronchialöl“, erklärt sie. Ihre Begeisterung für die heimische Pflanzenwelt wolle sie jetzt unbedingt weitergeben, erklärt Anika Knöpfle, während sie getrocknete Holunderblüten auf eine Räucherschale legt. Sofort erfüllt ein süßlich-würziger Duft den Raum. Ihr Ziel sei es, ab dem kommenden Frühjahr Kräuterwanderungen anzubieten und bei Workshops und Vorträgen über heimische Kräuter zu informieren.