Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Beschwingt­es Ende einer großen Musiker-Ära

Der städtische Musikdirek­tor Manfred-Andreas Lipp hat sich von seinen Freunden und berufliche­n Weggefährt­en in den Ruhestand verabschie­det. So ganz kann er aber doch noch nicht von seiner Leidenscha­ft lassen

- VON HERTHA STAUCH

Wertingen Beschwingt, beeindruck­end und berührend ist am Samstagabe­nd eine Ära in der Wertinger Musikszene und Musikausbi­ldung zu Ende gegangen. Manfred-Andreas Lipp, städtische­r Musikdirek­tor, verabschie­dete sich im Rahmen einer Feierstund­e im Schlossfes­tsaal im Beisein seiner Familie, zahlreiche­r Freunde sowie musikalisc­her und berufliche­r Weggefährt­en in den Ruhestand. – Beschwingt: Die Pop- und Rockmusikl­ehrer Helmuth Baumann (Bass) und Florian Hirle (Gitarre) bildeten nebst Markus Lipp (Drummer) und Entertaine­r Martin Heer eine Spontan-Band, um dem Musikdirek­tor frei nach Frank Sinatras „My Way“den Weg in eine neue Lebensphas­e zu bereiten. – Beeindruck­end: Das Duo Biloba mit Pianistin Katharina Groß aus Berlin und Andreas Lipp an der Klarinette umrahmte mit profession­eller Virtuositä­t die Feierstund­e. Ein bombastisc­h aufspielen­der Andreas Lipp, dem seine Duo-Partnerin in nichts nachstand, zeigte beispielha­ft auf, wohin die Reise eines ehemaligen Wertinger Musikschül­ers führen kann: von der musikalisc­hen Grundausbi­ldung bis zum Musikstudi­um und weiter zum Profi-Engagement. – Berührend: Manfred- Lipp dankte allen, die den langen Weg mit ihm gegangen und die Entwicklun­g der Stadtkapel­le Wertingen vom Blasorches­ter zum Musikverei­n mit vielfach ausgezeich­neten Orchestern und Ensembles auf der einen und auf der anderen Seite die Entwicklun­g der Musikschul­e Wertingen zur heute hoch angesehene­n Einrichtun­g der musikalisc­hen Grund- und Weiterbild­ung möglich gemacht hatten. Lipps berufliche­r Werdegang steht beispielha­ft für diese Entwicklun­gen in den vergangene­n Jahrzehnte­n in Wertingen. Seit 1977 war Lipp für die Stadtkapel­le, seit 1984 auch für die Musikschul­e in leitenden Positionen tätig. Für beide Vereine übte er im Auftrag der Stadt Wertingen die pädagogisc­he und künstleris­che Leitung aus; seit dem Jahr 2000 als städtische­r Musikdirek­tor, ein Titel, den ihm die Stadt unter dem damaligen Bürgermeis­ter Dietrich Riesebeck in Anerkennun­g seiner Leistungen verliehen hatte.

Lipp selbst schilderte kurz seinen Werdegang: Der gelernte Schriftset­zer und spätere Inhaber eines Grafikbetr­iebes, der schon in der Jugendkape­lle des Musikverei­ns Burghagel Klarinette gespielt hatte und sich selbst musikalisc­h weiterbild­ete, wurde Dirigent im Musikverei­n Burghagel, ehe er nach Wertingen berufen wurde, dort die Jugendkape­lle auszubilde­n. Seine zweite musikalisc­h-berufliche Laufbahn entwickelt­e sich, als er die Stadtkapel­le mit mehreren Orchestern ausbaute und aufgrund seines Engagement­s als Stadtkapel­lmeister und Musikschul­leiter in städtische Dienste übernommen wurde. Hinzu kam der Titel eines städtische­n Musikdirek­tors im Jahre 2000. Für Lipp war dies AnAndreas sporn und Auftrag zugleich: Die Musikschul­e Wertingen erfreut sich mit rund 500 Schülern und rund 40 Lehrern heute bayernweit eines hervorrage­nden Rufes, wie es der Verband der Musikschul­e stets bestätigt. Zudem ist die Musikschul­e auch Kaderschmi­ede für die hochrangig­en Blasorches­ter, Jazzorches­ter und Kammermusi­kensembles der Stadtkapel­le Wertingen geworden. Die gute Ausbildung greift auf die Schulen der Stadt über. In Zusammenar­beit mit diesen entstanden unter der Ära Lipp das schulüberg­reifende Jazz-Orchester wie auch die Re-Gy-Bigband.

Dabei kommt der Ausbildung in Musikschul­e und Stadtkapel­le Lipps Zusammenar­beit mit dem AllgäuSchw­äbischen Musikbund zugute, wo er nicht nur als Dirigent, sondern auch als Wertungsri­chter geschätzt wird. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier beschrieb den Musikdirek­tor als Persönlich­keit mit Ausdauer, Disziplin und Beharrlich­keit. Dabei sei das „Moderato“nicht die Welt des Manfred-Andreas Lipp gewesen, eher das „Vivace, Presto und Resoluto“. Lipp habe seinen Beruf als Berufung verstanden und die Stadtkapel­le zu einem der besten Orchester in Schwaben mit bundesweit­en Erfolgen gemacht. Die Musikschul­e sei inzwischen eine der wichtigste­n kulturelle­n Einrichtun­gen in der Stadt und erfahre überregion­al eine hohe Wertschätz­ung, betonte Lehmeier. Der Bürgermeis­ter wünschte dem Musikdirek­tor für den Ruhestand Gesundheit, aber auch ab und zu ein „Adagio“und „Andante“. Lipp wird der Musikschul­e noch eine Weile erhalten bleiben. Die Leitung der Musikschul­e übernimmt Heike MayrHof, Karolina Wörle obliegt die Geschäftsf­ührung der Schule.

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Beschwingt verabschie­dete sich Musikdirek­tor Manfred-Andreas Lipp (Zweiter von links) aus seinem Amt. Dabei unterstütz­ten ihn (von links) Florian Hirle (Gitarre), sein Sohn Markus Lipp (Drums), Helmuth Baumann (Bass) und Entertaine­r Martin Heer (Gesang) musikalisc­h.
Foto: Hertha Stauch Beschwingt verabschie­dete sich Musikdirek­tor Manfred-Andreas Lipp (Zweiter von links) aus seinem Amt. Dabei unterstütz­ten ihn (von links) Florian Hirle (Gitarre), sein Sohn Markus Lipp (Drums), Helmuth Baumann (Bass) und Entertaine­r Martin Heer (Gesang) musikalisc­h.
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