Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dem Abstieg davongesprungen
Der TSV Buttenwiesen erkämpft Zweitliga-Klassenerhalt auf den letzten Drücker. 15:0 Sprung-Punkte legen die Basis zum ersten Saisonsieg am letzten Saisonwettkampftag
Buttenwiesen Es ist exakt 20.17 Uhr, als in der Riedblickhalle alle Dämme brechen. Nicolai Ullrich hat soeben seine Übung am Reck mit einem sicheren Abgang beendet, als Turner, Betreuer und Verantwortliche des TSV Buttenwiesen ein Knäuel von glücklichen Menschen auf der Matte bilden. Nicht die Leistung des Mannschaftsführers des TSV ist dafür ausschlaggebend, sondern die Eilmeldung vom 33:31-Sieg der KTV Ries beim VfL Kirchheim. Durch dieses Ergebnis und den eigenen 51:32-Erfolg gegen die TV Schiltach bleibt Buttenwiesen ein weiteres Jahr in der Zweiten Bundesliga.
Fast vergisst Hallensprecher und Teammanager Luitpold Friedel den letzten Akteur des Abends, Schiltachs Roman Shkliarenko, für die noch ausstehende Reck-Übung anzusagen. Als der Ukrainer in Diensten der Schwarzwälder mit einer starken Vorstellung vier Scorepunkte für sein Team einfährt und damit den Gästen einen 7:6-Erfolg am Königsgerät beschert, spielt dies für die meisten der 550 Zuschauer keine Rolle mehr. Sie klatschen, singen und jubeln mit der Heimmannschaft.
Nicolai Ullrich springt auf die Tribüne und herzt einige seiner besten Freunde. Als der 28-Jährige endlich zum Durchatmen kommt, spricht er von einer „stressigen Saison“, die sich so ein zweites Mal nicht mehr wiederholen dürfe. Dass er und seine Teamkollegen bis zur letzten Übung immer an den Klassenerhalt geglaubt haben, beweise die mentale Stärke der Mannschaft, die gegen Schiltach voll zum Tragen gekommen sei. Lediglich bei einer von insgesamt 24 Übungen gibt es im TSV-Lager betrübte Gesichter, als Moritz Kraus am Seitpferd absteigen muss und im direkten Duell mit Tom Nakic drei Scorepunkte verliert.
Zu diesem Zeitpunkt glaubt auf den Zuschauerrängen Karl Hillenbrand nicht an ein Happy End für den TSV Buttenwiesen. Der 77-Jährige, der viele Jahre lang die Frauen im Verein trainierte, ist auch auswärts bei fast jedem Wettkampf dabei und kennt seine Pappenhei- mer wie aus dem Effeff. Er berichtet von Übungen, welche bisweilen etwas zu riskant gewesen seien. An diesem Abend aber stimme die „Dosierung“, die TSV-Verantwortlichen um Cheftrainer Markus Kehl machen auch taktisch vieles richtig. Sie setzen mit Matthias Schwab (Boden/Reck), Oleksandr Petrenko (Pferd/Barren) und Vinzenz Höck (Ringe/Sprung) insgesamt drei Ausländer an je zwei Geräten ein. Und alle Trümpfe stechen.
26 Scorerpunkte gehen auf das Konto des Ausländer-Trios
26 der 51 Scorepunkte Buttenwiesens gehen auf das Konto dieses Trios, wobei der Österreicher Vinzenz Höck an den Ringen eine Galavorstellung mit der Tageshöchstwertung von 14,80 Punkten hinlegt. In seinen Armen sind keine Zuckungen oder andere Unsicherheiten zu erkennen, den Abgang steht er bombensicher, das Publikum in der Halle ist begeistert und spart nicht mit dem verdienten Beifall.
25:16 führt Buttenwiesen zur Pause bei 5:1-Gerätepunkten. Vor allem mit dem 8:8-Unentschieden am Pferd konnte nicht gerechnet werden.
Begeistert ist Karl Hillenbrand, als die TSV-Jungs ihr Können beim Sprung zeigen. Vor allem die beiden Youngster Johannes Seifried (Szukahara mit halber Schraube) und Daniel Kehl haben es dem Senior angetan. Da auch Fabian Ulrich und Vinzenz Höck den Absprung voll erwischen und in der Luft keine Fehler machen, gewinnt Buttenwiesen dieses Gerät fast schon sensationell mit 15:0 Punkten.
Am Gesamtsieg zweifelt in der Halle kaum noch einer. Doch was macht die KTV Ries in Kirchheim? Einige Zuschauer richten ihre bangen Blicke immer wieder auf ihr Handy, um den Zwischenstand aus Kirchheim zu erfahren. Die Gastgeber holen mit jeder Übung auf, kommen aber nur noch auf 31:33 heran. Die Schützenhilfe der KTV Ries macht Trainer Markus Kehl so richtig glücklich. Im Freudentaumel über den eigenen Erfolg und dem Ergebnis aus Kirchheim werde man sich überlegen, wie man sich bei der KTV Ries bedankt. Vielleicht lassen Fassbier und Spanferkel grüßen ...