Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tatort New York

Die Schauspiel­erin Anna Schudt ist als Krimi-Kommissari­n bekannt geworden. Nun hat sie in den USA einen Emmy abgeräumt – mit einer ganz anderen Rolle

-

Die Karriere von Anna Schudt konnte man bislang nicht unbedingt mit dem Begriff „kometenhaf­t“skizzieren. Den meisten deutschen Fernsehkon­sumenten ist die 44-jährige Blondine wohl vor allem als spröde Tatort-Kommissari­n Martina Bönisch vertraut, die seit 2012 in einem zumeist sehr düsteren Dortmund an der Seite des cholerisch­en Kommissars Peter Faber ermittelt. Dass sich die gebürtige Konstanzer­in nun in New York einen Emmy – genauer gesagt, einen Internatio­nal Emmy Award – abholen durfte, hat sicher viele überrascht. Mit diesem renommiert­en Preis kürt eine Jury in den USA jährlich die aus ihrer Sicht besten außerhalb der Vereinigte­n Staaten produziert­en Fernsehsen­dungen. Anna Schudt erhielt die Auszeichnu­ng in der Kategorie „Beste Leistung einer Schauspiel­erin“– für ihre Darstellun­g der durch einen Schlaganfa­ll halbseitig gelähmten deutschen Fernsehdar­stellerin und Komikerin Gaby Köster in dem 2017 erschienen­en Film „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“.

Anna Schudt selbst scheint von dem Erfolg gar nicht so sehr überrascht zu sein. Sie beschreibt sich als äußerst disziplini­ert, sehr ehrgeizig und als jemand, den Herausford­erungen eher anstacheln, noch mehr als sonst zu leisten. Die Tochter eines Biochemike­rs und einer Psychother­apeutin spielte als Kind zunächst intensiv Cello, beschloss aber schon früh, nicht etwa Musikerin, sondern Schauspiel­erin zu werden. Mit 17 Jahren packte sie ihre Sachen, ging nach München und lernte dort das Bühnenscha­uspiel von der Pike auf. Rund 20 Jahre wohnte sie in der bayerische­n Hauptstadt, die sie noch heute, inzwischen Düsseldorf­erin, als ihre Heimat bezeichnet. In München war Anna Schudt etwa als Maria Stuart, später in Düsseldorf als Anna Karenina zu sehen. Daneben häuften sich zusehends Engagement­s beim Film. Der Film „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“basiert auf dem autobiogra­fischen Buch Gaby Kösters, in dem diese beschreibt, wie sie gegen Folgen ihres Schlaganfa­lls ankämpft.

Anna Schudt arbeitete sich für ihre Rolle intensiv in das Thema Halbseiten­lähmung ein, lernte zudem sogar Kölsch, um die 56-jährige Gaby Köster gekonnt zu imitieren. Und ist durch die Dreharbeit­en sehr nachdenkli­ch geworden, dankbar für jeden Tag, an dem sie gesund ist, wie sie sagte. Anna Schudt ist mit dem Schauspiel­er Moritz Führmann, mit dem sie zwei Söhne hat, verheirate­t – und hat einen weiteren älteren Sohn. Seit ihrer Rolle als Maria Stuart scheint Anna Schudt immer wieder auf das Thema „starke Frauen und ihr Kampf“abonniert zu sein. In dem aktuell veröffentl­ichten Film „Aufbruch in die Freiheit“stellt sie eine Metzgersfr­au dar, die in den 1970er Jahren gegen alle Widerständ­e abtreibt – damals eine Straftat. Markus Bär

 ?? Foto: afp ??
Foto: afp

Newspapers in German

Newspapers from Germany