Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Führung für Renault
Bisheriger Chef Ghosn sitzt in Haft
Paris/Tokio Nach der Verhaftung von Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn in Japan hat der französische Autokonzern Renault seine Spitze vorläufig neu strukturiert. Die Weichen wurden bei einer Verwaltungsratssitzung am Dienstagabend gestellt. Die operativen Geschäfte werden künftig von Thierry Bolloré gesteuert, wie das französische Unternehmen mitteilte. Bolloré war bisher als Vize-Generaldirektor nach Ghosn die Nummer zwei im Konzern. Ghosn bleibt als Vorsitzende vorerst im Unternehmen, Bolloré wird künftig dieselben Befugnisse wie er haben.
Ghosn war am Montag wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Börsenauflagen verhaftet worden. Internen Ermittlungen zufolge sollen er und ein weiterer Manager ihre Geldbezüge in offiziellen Berichten an die japanische Börse falsch dargestellt und in Ghosns Fall zu niedrig beziffert haben. Medien hatten berichtet, Ghosn habe seit 2011 über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt fünf Milliarden Yen (rund 40 Millionen Euro) Einkommen zu wenig angegeben.
Der gebürtige Brasilianer Ghosn, der überdies auch die libanesische und französische Staatsbürgerschaft hat, ist bei Nissan derzeit Verwaltungsratschef und bei Renault in Frankreich Vorstandschef. Außerdem führt er die gemeinsame weitreichende Allianz der beiden Autobauer, die über Kreuz aneinander beteiligt sind.