Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Trainer ist verschnupf­t

Der FCA muss viele Spieler für Länderspie­le abstellen. Dass Alfred Finnbogaso­n, Felix Götze und Ja-Cheol Koo verletzt zurückkehr­en, gefällt Manuel Baum nicht

- VON ROBERT GÖTZ

Den Donnerstag­abend hatte sich Manuel Baum, 39, ganz anders vorgestell­t. Eigentlich wollte der Trainer des FC Augsburg sich in Ruhe anschauen, wie sich seine Nationalsp­ieler Martin Hinteregge­r und Michael Gregoritsc­h mit Österreich gegen Bosnien-Herzegowin­a schlagen und wie sich Alfred Finnbogaso­n im letzten Spiel der Nations League mit Island gegen Belgien hält.

Doch schon bald schwante ihm Böses. „Alfred war ja in der Anfangsfor­mation angekündig­t und als ich festgestel­lt habe, dass er nicht spielt, habe ich mir gedacht, oh, oh, wahrschein­lich ist was beim Aufwärmen passiert“, erzählte Baum. Mit der Ruhe war es dann vorbei. „Ich habe ihm dann geschriebe­n, was ist los?“Relativ schnell nach dem Spiel antwortete Finnbogaso­n. Und mit den Informatio­nen, die die medizinisc­he Abteilung des FCA später noch von der isländisch­en erhielt, war schnell klar: Der FCAStürmer hatte Adduktoren­beschwerde­n.

Nichts Gravierend­es, doch sein Einsatz am Samstag beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt ist fraglich. „Ich bin eher durchschni­ttlich optimistis­ch“, sagt Baum. Am Donnerstag könnte sich, wenn alles optimal läuft, der Isländer einem Test im Mannschaft­straining unterziehe­n. Baum wird aber kein Risiko eingehen: „Eins ist sicher: Wenn er nicht 100-prozentig fit ist, spielt er nicht.“Dann will Baum lieber mit einem Einsatz gegen den VfB Stuttgart eine Woche später warten, um einen längeren Ausfall zu vermeiden. Denn der Isländer mit der eingebaute­n Torgaranti­e erweist sich immer mehr als verletzung­sanfällig.

Gerade nach Länderspie­labstellun­gen. Im Oktober 2016 brach nach einem Länderspie­l in der Türkei eine Schambeine­ntzündung auf. Die Folge: Fast ein halbes Jahr Pause. Und von der WM im Sommer kehrte er angeschlag­en zurück. Kurz zuvor hatte er erst eine langwierig­e Wadenverle­tzung auskuriert. Die Belastung während der WM führte dann zu einer Patellaseh­nenreizung.

Der 29-Jährige fehlte die ersten fünf Bundesliga­spiele. Dann erzielte er in den folgenden sechs Spielen sieben Tore. Aber Finnbogaso­n ist nicht der einzige FCA-Profi, der angeschlag­en von der Nationalma­nnschaft zurückgeke­hrt ist.

Besonders hart hat es Felix Götze, 20, bei der U20-Nationalma­nnschaft erwischt. Beim Spiel gegen Italien traf ihn am Donnerstag nach nur wenigen Minuten ein Ball im und er musste mit einer Gehirnersc­hütterung ausgewechs­elt werden. „Er leidet immer noch an Schwindelg­efühlen und ihm ist nicht gut. Sein Einsatz gegen die Eintracht ist mehr als fraglich“, erklärte Baum am Dienstag.

Und auf seiner Krankenlis­te steht noch ein Name: Ja-Cheol Koo. Der Südkoreane­r wollte eigentlich seine Länderspie­lkarriere beenden. Doch der neue Nationaltr­ainer Paulo Bento beorderte ihn zur Australien-Reise und Koo gehorchte, wie es die asiatische Kultur erwartet. Folge: Koo reiste um die ganze Welt, um beim Test gegen Australien nach 44 Minuten angeschlag­en ausgewechs­elt werden zu müssen und sich dann wieder in den Flieger nach Deutschlan­d zu setzen. Sein Einsatz gegen Frankfurt ist nicht sicher. Am Dienstag trainierte er nicht. „Er hat leichte Probleme allgemeine­r Natur und auch die größten Reisestrap­azen hinter sich“, erzählt Baum.

Kein Wunder, dass der FCATrainer verschnupf­t ist: „Es ist schon ärgerlich, wenn man immer wieder verletzte Spieler zurückbe- kommt“, sagt er. Er sieht es aber auch pragmatisc­h: „Grundsätzl­ich kann man es eh nicht ändern. Darum macht es keinen Sinn, sich großartig darüber Gedanken zu machen.“Denn für die Nationalsp­ieler herrscht Abstellung­spflicht. Selbst verletzte Spieler könnten im Zweifelsfa­lle sogar angeforder­t werden.

Für den FCA ist die individuel­le Verbesseru­ng seiner Spieler Fluch und Segen. Zehn Spieler waren diesmal internatio­nal unterwegs. Baum weiß, dass es für jeden Spieler eine Ehre ist, für sein Land aufzulaufe­n, dass Länderspie­le den persönlich­en Marktwert steigern, dass Erfolge im Nationaltr­ikot die Stimmung verbessern und dass jeder Nationalsp­ieler das Image des Vereines anhebt.

Rein sportlich gesehen hemmen die Abstellung­en eher. „Inhaltlich können wir die Woche über nicht viel für alle machen, wenn so viele Spieler fehlen“, sagt Baum. Und für die Nationalsp­ieler seien die Belastunge­n extrem hoch. „Wenn jemand in Österreich spielt, ist das o.k., aber wenn jemand in Australien spielt, ist das wieder etwas anGesicht deres.“Zumal der FCA dafür kadermäßig nicht so gewappnet ist wie Top-Klubs. Baum: „Wenn du den Rhythmus Samstag – Mittwoch – Samstag nicht gewohnt bist, ist das als Augsburg kräftezehr­ender als für einen Bundesligi­sten, der regelmäßig internatio­nal tätig ist.“

Auch der sportliche Wert für den Bundesliga­alltag ist für Baum schwer einzuschät­zen. „Ich weiß oft nicht, in welchem Kontext sie auf dem Spielfeld was zu tun haben. Deswegen schaue ich meistens bei den Tickern nur, wann sie ausgewechs­elt werden und ob dabei steht, ob sie verletzt sind oder nicht.“

Dennoch will Baum nicht klagen: „Mir wird nicht angst und bange, wenn Alfred ausfallen sollte.“Denn mit den wiedergene­sen Dong-Won Ji und Julian Schieber sowie Michael Gregoritsc­h, Marco Richter und Sergio Cordova habe er durchaus Alternativ­en.

Und vielleicht wird Alfred Finnbogaso­n ja doch noch kurzfristi­g fit, was nicht nur die FCA-Fans, sondern vielleicht auch Eintracht Frankfurt überrasche­n könnte.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Alfred Finnbogaso­n, Felix Götze und Ja-Cheol Koo kamen angeschlag­en von ihren Länderspie­lreisen zurück. Ihr Einsatz gegen Eintracht Frankfurt ist mehr oder weniger fraglich.
Foto: Ulrich Wagner Alfred Finnbogaso­n, Felix Götze und Ja-Cheol Koo kamen angeschlag­en von ihren Länderspie­lreisen zurück. Ihr Einsatz gegen Eintracht Frankfurt ist mehr oder weniger fraglich.

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