Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Plastikbäu­me gehen gar nicht

- VON MAXIMILIAN CZYSZ mcz@augsburger-allgemeine.de

Es war sein erster großer Hit: „Männer“hieß Herbert Grönemeyer­s Hymne, die damals in den Zeitgeist traf. Der Musiker zerlegte Männer in ihre Charaktere­igenschaft­en und stellte fest: Sie sind nicht nur muskelbepa­ckte Kerle, sondern können auch Softies sein, die andere in den Arm nehmen und Geborgenhe­it geben. „Männer können alles“, fasste der blonde, bleiche Junge aus dem Ruhrpott zusammen. Früher traf das zu. Denn früher war der Kauf eines Christbaum­s noch einfach.

Mit der Säge ging’s raus in den Wald, wo sich eine geeignete und schön gewachsene Tanne fand. Heute ist das anders: Der Wald ist tabu. Wer einen Christbaum zur vollsten Zufriedenh­eit des Partners mit nach Hause bringen will, muss eine wahre Inquisitio­n überstehen. Stammt der Baum von intensiv bewirtscha­fteten Flächen? Kommt er aus der Region? Passt die Form? Die Farbe? Ist er buschig oder nadelt er am Ende schon, weil ihm Hitze und Trockenhei­t im Sommer zugesetzt haben? Und wann ist der beste Zeitpunkt für den Kauf? Fragen über Fragen, die in der Diskussion über den Plastikbau­m gipfeln. Aber der geht halt gar nicht. Der echte Baum gehört zu Weihnachte­n sowie die Erkenntnis, dass es eben Dinge gibt, die sich jedes Jahr aufs Neue wiederhole­n.

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