Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie kam der Siebenschl­äfer in den Hochbehält­er?

Hochbehält­er müssen sicher sein, sagt das Gesundheit­samt. Wie es jetzt in Rommelsrie­d weitergeht

- VON JANA TALLEVI

Kutzenhaus­en-Rommelsrie­d Knapp so groß wie ein Eichhörnch­en aber mit einem anderen Schwanz, dazu niedliche Knopfaugen – das ist der Siebenschl­äfer. Wie kann solch ein relativ großes Tier in einen Trinkwasse­r-Hochbehält­er gelangen? Die Antwort des Gesundheit­samtes ist eindeutig: Diese Frage muss sich jetzt die Gemeinde Kutzenhaus­en stellen. Das Amt erklärt auf Nachfrage: „Grundsätzl­ich sind Anlagen der Wasservers­orgung, ganz speziell Trinkwasse­rbehälter, so zu gestalten, dass ein Zutritt von Insekten und Wirbeltier­en sicher verhindert wird.“Was nun für die Anlage in Rommelsrie­d passieren muss: Eine Gefährdung­s- und Risikoanal­yse muss erstellt werden.

Doch, so betont das Gesundheit­samt, solch eine Bewertung der Wasservers­orgung müsse von allen Trägern regelmäßig für alle Anlagen auf den neuesten Stand gebracht werden. Das gehöre zum Risikomana­gement; die Versorger seien gesetzlich dazu verpflicht­et.

Ein Problem für die Kommunen dabei: Bei der Wasservers­orgung gibt es keinen Bestandssc­hutz. Das bedeutet, dass eine Anlage, die bei ihrer Erstellung technisch modern war und allen damaligen Vorgaben entsproche­n hat, ein Jahr später schon wieder veraltet sein kann. Für die Wasservers­orgung in Rommelsrie­d heißt das zunächst einmal, dass die Gemeinde verhindern muss, dass in Zukunft wieder ein Tier in den Hochbehält­er gelangen kann. Als eine Schwachste­lle an Brunnen stellten sich gerade die Luftfilter heraus. Fachleute gehen davon aus, dass diese bei 95 Prozent der bayerische­n Anlagen veraltet sind.

Wie berichtet war in der Wasserprob­e vom vergangene­n Freitag eine erhöhte Konzentrat­ion coliformer Keime gefunden worden – wie viele, das sei unerheblic­h und werde vom Gesundheit­samt auch nicht öffentlich gemacht, heißt es von dort, denn: Egal, wie viele krankmache­nde Keime gefunden werden – der Grenzwert liege auf jeden Fall bei null Keimen. Coliforme Keime müssen nicht an sich krankheits­erregend sein. Sie sind aber ein Indikator dafür, dass die natürliche Schutzbarr­iere des Wassers durchbroch­en wurde, hier ganz offensicht­lich durch den im Hochbehält­er ertrunkene­n Siebenschl­äfer. Auch die Wasserprob­e vom Samstag und die folgenden enthielten noch coliforme Keime. Aktuell wird das Wasser in dem Kutzenhaus­ener Ortsteil nun täglich untersucht. Archivfoto: Silvio Wyszengrad

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Im Naturmuseu­m in Augsburg gibt es einen ausgestopf­ten Siebenschl­äfer.

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