Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jakobs Weg

Kurz nach seinem Bundesliga-Debüt verletzte sich FCA-Talent Kilian Jakob schwer. Acht Monate später steht er wieder auf dem Platz – und will den Etablierte­n Druck machen

- VON MAX KRAMER

Klirrend kalt ist es am Trainingsg­elände des FC Augsburg, doch einer kann es scheinbar kaum erwarten. Weit vor allen anderen kommt Kilian Jakob, Ballsack um die Schulter geworfen, aus der Kabine angeradelt. Die Farbe seines Drahtesels: Neongrün, wie sonst bei keinem seiner Teamkolleg­en. Mütze oder Maske trägt er trotz Minusgrade nicht. Jakob will gesehen werden, auffallen, sich aufdrängen.

Die Möglichkei­t dazu hatte er schließlic­h eine quälend lange Zeit nicht mehr gehabt. Hinter dem 20-Jährigen liegt ein Leidensweg, der seinen Anfang nur kurz nach dem vorläufige­n Höhepunkt seiner noch jungen Karriere nahm. Es ist der 25. Spieltag der vergangene­n Saison, als Trainer Manuel Baum für den Gelb-gesperrten Caiuby überrasche­nd Jakob das Vertrauen schenkt – der erwischt zwar bei seinem Bundesliga-Debüt wie die ganze Mannschaft einen schwarzen Tag, ist nach dem 0:2 gegen Hoffenheim aber um die Erfahrung von 51 Erstliga-Minuten reicher. Weitere sollen bald folgen, doch bei einem Einsatz in der FCA-Zweitvertr­etung nur vier Wochen später bricht sich das Talent bei einem Zusammenst­oß die linke Kniescheib­e. Sechs Monate Pause – der erfolgreic­he Abschluss der alten und die Vorbereitu­ng auf die neue Saison rücken in weite Ferne. Stattdesse­n: Operation, Reha.

„In so einer Zeit ist es schwierig, Motivation zu finden, sich aufzuraffe­n. Man ist enttäuscht“, so der Linksverte­idiger, der 2017 von den Münchner Löwen nach Augsburg gekommen war. Mit dem Wechsel war auch der große Traum von der Bundesliga verbunden. Und der soll durch die Verletzung nicht einfach zu Ende sein. „Fußball ist mein Leben. Man kämpft dafür, es so weit wie möglich zu schaffen. Mit einem Ziel vor Augen kann man auch solche Rückschläg­e überstehen.“

Während seiner Auszeit habe er sich mehrere kleine Ziele gesetzt. Eines davon ist seit vergangene­m Samstag erreicht: Beim 2:1-Sieg der zweiten Mannschaft gegen Rosenheim durfte Jakob erstmals wieder über 90 Minuten ran. Das Ende des Leidensweg­s. „Nach dem Spiel war ich überglückl­ich, das habe ich lange nicht mehr so gefühlt. Es war keine einfache Zeit, das ist aber hinter mir – jetzt geht’s nach vorne.“Und damit am liebsten gleich wieder in die Bundesliga, doch Jakob äußert sich so, wie ihn Wegbegleit­er und Beobachter beschreibe­n: bescheiden.

„Es wäre nach so langer Zeit falsch zu sagen, man wolle sofort wieder Bundesliga spielen. Ich will langsam reinkommen, Spielpraxi­s sammeln und an die Leistungen vor der Verletzung anknüpfen“, so der gebürtige Rheinlände­r, der normalerwe­ise mit dem Fahrrad zum Training kommt. Trotzdem lässt er Ambitionen durchblick­en: „Zum neuen Jahr sollte ich angreifen können, vor allem in der Vorbereitu­ng. Es kommt auf die Trainingsl­eistung an.“

Dass sich Jakobs Stammposit­ion links hinten fest in den Händen von Philipp Max befindet, empfindet er – zumindest noch – eher als Segen denn als Fluch: „Klar würde man gerne öfter spielen, aber von so guten Leuten kann man viel lernen. Ich versuche, das für meine nächsten Saisons mitzunehme­n.“Denn Jakobs Weg ist noch nicht zu Ende.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Nichtabsti­egs-Feierlichk­eiten der letzten Saison musste Kilian Jakob als Zuschauer verfolgen. Inzwischen hat er die Krücken abgelegt.
Foto: Ulrich Wagner Die Nichtabsti­egs-Feierlichk­eiten der letzten Saison musste Kilian Jakob als Zuschauer verfolgen. Inzwischen hat er die Krücken abgelegt.

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