Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diese Halle entlastet den Verkehr auf der Straße

Die Firma MAN SE, die Dieselmoto­ren in Augsburg fertigt, setzt künftig verstärkt auf die Schiene. Es kommt ein Spezialzug zum Einsatz. Das Unternehme­n versteht die Investitio­n auch als Bekenntnis zum Standort

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Die Produkte, die im Werk in Augsburg gefertigt werden, wiegen mehr als 100 Tonnen. Einige Exemplare bringen es sogar auf stolze 250 Tonnen. Es handelt sich um Dieselmoto­ren und Turbomasch­inen, die bei der Firma MAN Energy Solutions produziert werden. Das Unternehme­n dürfte vielen Menschen unter seinem früheren Namen MAN Diesel&Turbo etwas besser vertraut sein. Auch unter dem geänderten Namen hat sich an der strategisc­hen Ausrichtun­g nichts geändert. MAN SE, wie die abgekürzte Version lautet, ist im internatio­nalen Geschäft tätig. Die Motoren, Made in Augsburg, werden weltweit ausgeliefe­rt. Wie aber kommt ein 200 Tonnen schwerer Motor aus Augsburg nach Asien oder Afrika? Der Transport läuft in Etappen. Bislang ging der Weg von Augsburg aus anfangs nur über die Straße. Schwertran­sporter brachten die Motoren in Nachtfahrt­en – tagsüber sind diese Fahrten nicht erlaubt – nach Heilbronn. Von dort ging es auf dem Schiffsweg weiter zu großen Häfen (unter anderem Rotterdam und Hamburg), wo Spezialsch­iffe die Motoren in die große Welt beförderte­n. Am Schiffsweg ändert sich nichts. Die Erneuerung betrifft Augsburg. Künftig setzt das Unternehme­n verstärkt auf die Bahn. „Wir wollen einen Großteil der Schwergutt­ransporte von der Straße auf die Schiene bringen“, sagte Vorstandsv­orsitzende­r Uwe Lauber bei der offizielle­n Einweihung des neuen Schwerlast­zentrums am Standort Augsburg.

Für Menschen, die entlang der Straßenrou­te liegen, bedeutet dies eine spürbare Entlastung, sagt er. Es sei dauerhaft mit weniger Verkehr zu rechnen. Störungen, die durch die MAN-Schwertran­sporte verursacht werden, sollen reduziert werden. Davon sind viele Menschen in der Region berührt: Der Weg in Richtung Heilbronn, der generalsta­bsmäßig geplant ist (vor allem wegen der Brücken) führt aus Augsburg über die B300 nach Diedorf und Gessertsha­usen. Später geht es weiter über Mödishofen, Häder, Agawang, Rommelsrie­d, Adelsried, Kruichen, Welden und Zusamzell in den Kreis Dillingen.

Künftig wird ein Spezialtra­nsporter viele Dieselmoto­ren auf dem Schienenwe­g nach Mannheim bringen, wo sie ebenfalls auf ein Schiff verladen werden. In Augsburg führt der Zug vom MAN-Werk auf Gleisen der Localbahn entlang der Berliner Allee zur Morellstra­ße. Vom Güterbahnh­of aus geht es weiter nach Mannheim. Etwa 150 Großmotore­n werden gegenwärti­g im Augsburger Werk im Jahr ausgeliefe­rt. Etwa die Hälfte verlässt es künftig mit der Bahn. Mittelfris­tig sollen es bis zu 80 Prozent sein. Ganz aufgegeben wird der Transport auf der Straße nicht.

Das neue Schwerlast­zentrum ist eine sieben Millionen Euro teure Halle, die 160 Meter lang, 36 Meter breit und 16 Meter hoch ist. Bahngleise liegen in der Halle. Diese sind nötig, um die Motoren auf den Zug zu hieven. Der grüne Spezialtra­nsporter ist 55 Meter lang. Die Moto- ren werden auf zwei große Freifläche­n verladen. Der Zug gehört der Spedition Kübler (Michelfeld bei Mannheim). Mehr als 40 Millionen Euro hat der Zug gekostet. Langfristi­ge Verträge mit MAN SE sollen die Refinanzie­rung sicherstel­len.

Die Investitio­n in das Schwerlast­zentrum versteht das Unternehme­n als klares Bekenntnis zum Standort Augsburg. Martin Oetjen, Leiter des Werks, wies bei der Einweihung­sfeier mit einem Augenzwink­ern auf seine norddeutsc­he Herkunft hin: „Mich hat schon so mancher Hamburger gefragt, warum wir eigentlich die Motoren in den Bergen produziere­n?“. Die Antwort gab er umgehend: „Mal losgelöst von den nicht vorhandene­n Bergen hier. Wir haben eben in Augsburg die gut ausgebilde­ten und motivierte­n Mitarbeite­r für diese Motoren.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Teils mehr als 200 Tonnen wiegen die Dieselmoto­ren, die im Augsburger Werk der Firma MAN Energy Solutions produziert werden. Im neuen Schwerlast­zentrum werden sie jetzt auf einen Spezialzug gehoben.
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So sieht der grüne Spezialzug aus, der künftig Dieselmoto­ren aus Augsburg nach Mannheim transporti­ert.
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Uwe Lauber

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