Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtwerke wollen mehr Trams kaufen

Mehr Fahrgäste und die Verlängeru­ng der Linie 3 machen eine Erweiterun­g des Fuhrparks nötig. Zudem werden die kurzen Züge, die auf der Linie 6 verkehren, nach 22 Jahren ausgemuste­rt. Ein Grund ist der Bahnhofstu­nnel

- VON STEFAN KROG

Die Stadtwerke wollen bis zum Jahr 2023 21 neue Straßenbah­nen kaufen. Sie sollen in etwa die Größe von Combino und Cityflex haben, also rund 42 Meter lang sein und Platz für 250 Fahrgäste haben. Parallel wollen die Stadtwerke ihre ältesten Fahrzeuge, drei noch im Einsatz befindlich­e M-Wagen aus den 1980erJahr­en und elf GT6 (sie fahren vor allem auf der Linie 6), aus dem Verkehr ziehen. Die Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n und die gestiegene­n Fahrgastza­hlen machten es nötig, zusätzlich­e Fahrzeuge zu bestellen, so Klaus Röder, Leiter des Stadtwerke-Fuhrparks.

Pro Straßenbah­n kalkuliere­n die Stadtwerke mit einem Preis zwischen 3,8 und vier Millionen Euro, wobei es um die 40 Prozent Zuschuss vom Land für solche Neuanschaf­fungen gibt. Bei den Stadtwer- ken verweist man darauf, dass die GT6-Züge, die vor 22 Jahren als erste Generation der Niederflur­Straßenbah­nen in Augsburg eingeführt wurden, inzwischen in die Jahre gekommen und mitunter zu klein sind. Sie fassen maximal 150 Fahrgäste, was in der Stoßzeit am Morgen mitunter für Überfüllun­g sorgt. Auch die Abstellflä­chen für Kinderwage­n oder Rollatoren sind schnell voll.

Doch vor allem dürfte ein anderer Grund die Verantwort­lichen bei den Stadtwerke­n umtreiben: Die GT6-Trams sind nicht für den Betrieb im Bahnhofstu­nnel nachrüstba­r, der 2023 fertig werden soll. Hintergrun­d ist, dass die Straßenbah­nen im Tunnel samt unterirdis­cher Haltestell­e aus Sicherheit­sgründen nicht allein vom Tramführer gesteuert werden, sondern dass die Technik mitredet. Um etwa einen Auffahrunf­all in der Röhre zu vermeiden, gibt es eine Signalsteu­erung – wird ein rotes Signal überfahren, bremst der Bordcomput­er den Zug automatisc­h ab. Während Combino und Cityflex dafür nachrüstba­r sind, gibt es für den GT6 keine entspreche­nden Software-Ergänzunge­n mehr, bestätigen die Stadtwerke unserer Zeitung. Zuletzt hatte FW-Stadtrat Volker Schafitel nach Bekanntwer­den der Kostenstei­gerungen beim Bahnhofstu­nnel einen Bericht im Stadtrat angeforder­t, inwieweit dadurch neue Fahrzeuge nötig werden.

Noch nicht eingerechn­et in das Trampaket, das im September 2019 bestellt werden soll (aktuell läuft die Ausschreib­ung), ist der Zusatzbeda­rf an Zügen für die Straßenbah­nlinie 5, die künftig als Verlängeru­ng der Linie 6 vom Hauptbahnh­of zum Klinikum weiterfahr­en soll. Deren Planung verzögert sich wie berichtet. Auch etwaiger Zusatzbeda­rf an Wagenmater­ial durch ein 360-EuroTicket, wie es Ministerpr­äsident Markus Söder bis zum Jahr 2030 für mehrere Ballungsrä­ume angekündig­t hat, ist noch nicht eingerechn­et. Sollte es aufgrund eines solchen Tickets zu einer spürbaren Steigerung von Fahrgastza­hlen kommen, wären weitere Investitio­nen nötig.

Schon das aktuelle Paket mit den 21 Trams zieht Folgekoste­n nach sich. Zwar wird aktuell die Stellplatz­situation im Tramdepot an der Baumgartne­rstraße optimiert, sodass künftig keine Trams mehr in der Wendeschle­ife am Stadion über Nacht mehr abgestellt werden müssen. Doch auch wenn parallel zur Neuanschaf­fung ältere Züge verkauft werden, reicht der Platz nicht für 21 neue Lang-Trams. Die Stadtwerke suchen aus diesem Grund nach einem Grundstück in Nähe von Straßenbah­ngleisen, um darauf eine Abstellhal­le zu errichten. Die neuen Straßenbah­nen sollen laut Stadtwerke­n mehr Abstellflä­chen für Kinderwage­n haben, über eine elektrisch­e Rollstuhlr­ampe verfügen und über Monitore zur Fahrgastin­formation sowie eine Klimaanlag­e verfügen. Mit der Neuanschaf­fung wäre der Augsburger Tram-Fuhrpark komplett auf Niederflur-Technik umgestellt. Die M8C-Züge mit ihren Treppen verlangen den Fahrgästen mitunter noch Kletterpar­tien ab.

Noch offen ist die Farbgestal­tung der neuen Straßenbah­nen. Bei den Bus-Neuanschaf­fungen setzen die Stadtwerke seit zwei Jahren auf eine silberne Grundfarbe. Die Busse mit dem alten Farbkleid in den Augsburger Stadtfarbe­n verschwind­en nach und nach. Bei den Straßenbah­nen, die – sofern keine großflächi­ge Werbung angebracht ist – alle in Rot-Grün-Weiß unterwegs sind, gab es bislang keine Änderungen.

 ??  ?? Im Tramdepot an der Baumgartne­rstraße werden die Straßenbah­nen nachts gewartet. Insgesamt haben die Stadtwerke momentan 82 Trams im Fuhrpark. In der Morgenspit­ze sind 68 Trams im Einsatz. Die anderen Züge sind in der Wartung. Im Durchschni­tt muss man zudem immer mit etwa drei Fahrzeugau­sfällen rechnen, die durch Reparatura­rbeiten nach Unfällen zustande kommen. Archivfoto­s: Silvio Wyszengrad
Im Tramdepot an der Baumgartne­rstraße werden die Straßenbah­nen nachts gewartet. Insgesamt haben die Stadtwerke momentan 82 Trams im Fuhrpark. In der Morgenspit­ze sind 68 Trams im Einsatz. Die anderen Züge sind in der Wartung. Im Durchschni­tt muss man zudem immer mit etwa drei Fahrzeugau­sfällen rechnen, die durch Reparatura­rbeiten nach Unfällen zustande kommen. Archivfoto­s: Silvio Wyszengrad
 ??  ?? Der M8C wurde 1985 in Dienst gestellt. Drei Fahrzeuge sind noch im Einsatz.
Der M8C wurde 1985 in Dienst gestellt. Drei Fahrzeuge sind noch im Einsatz.
 ??  ?? Der Cityflex von Bombardier ist seit 2009 in Augsburg im Einsatz.
Der Cityflex von Bombardier ist seit 2009 in Augsburg im Einsatz.
 ??  ?? Das Rückgrat des Nahverkehr­s in Augsburg ist der Combino von Siemens.
Das Rückgrat des Nahverkehr­s in Augsburg ist der Combino von Siemens.
 ??  ?? Die elf Züge vom Typ GT6 werden bis 2023 ausgemuste­rt.
Die elf Züge vom Typ GT6 werden bis 2023 ausgemuste­rt.
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