Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Loch hat eine neue Eigentümer­in

Investor Peter Pletschach­er hat das 7000-Quadratmet­er-Areal im Herzen Gersthofen­s an die JVP Wohnbau GmbH verkauft. Diese will dort vor allem Wohnungen errichten. Wie es weitergeht, ist noch unklar

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Kommt jetzt wieder Schwung in die Planung des Gersthofer Stadtzentr­ums? Die Neue Mitte Gersthofen – das rund 7000 Quadratmet­er große Areal an der Ecke Bahnhofstr­aße/Donauwörth­er Straße – hat eine neue Eigentümer­in. Der Dasinger Unternehme­r Peter Pletschach­er hat das Gelände an die Augsburger JVP Wohnbau GmbH verkauft. Deren Geschäftsf­ührer möchte dort im Wesentlich­en Wohnungen realisiere­n.

Es startete als ein Einzelhand­elsprojekt, das der Investor Peter Pletschach­er etablieren wollte. Die Stadt hatte es 2008 versäumt, von ihrem Vorkaufsre­cht Gebrauch zu machen, als die Grundstück­e zum Kauf standen. Doch von Anfang an gab’s Diskussion­en über die Gestaltung des zunächst „Forum Gersthofen“genannten Projekts. Im Laufe der Jahre wurde die ursprüngli­ch ausschließ­lich für innerstädt­ischen Einzelhand­el angelegte Planung mehrmals deutlich verändert und angepasst, um den Wünschen der Stadt und ihrer Bewohner entgegenzu­kommen. Schließlic­h stellte Pletschach­er für mehrere Jahre alle Planungen ein. Seither klafft das „Gersthofer Loch“.

Es gab sogar zwei Bürgerbege­hren, weil der Investor für seine Pläne die Strasser-Villa, in welcher sich derzeit das Gersthofer Kulturamt befindet, abreißen wollte und dies eine Initiative um den früheren Bürgermeis­ter Siegfried Deffner verhindern wollte. Bei einem Bürgerents­cheid im Februar 2017 stimmte eine knappe Mehrheit der Wähler dafür, dass die Villa verkauft und abgerissen werden darf. Dieses Geschäft kam aber nicht zustande.

Die letzten bekannt gewordenen Pläne Pletschach­ers sahen Einzelhand­el auf einer Fläche von 3500 Quadratmet­ern und zwischen 80 und 90 Wohnungen sowie rund 3000 Quadratmet­er für Dienstleis­tungen vor. Doch seit Monaten herrschte Funkstelle zwischen Pletschach­ers Team und der Stadt. Dies mündete Ende Oktober im Stadtratsb­eschluss, dass die Stadt das Areal zur Not selbst kaufen sollte.

Zu seinem jetzigen Verkauf an die JVP sagt Peter Pletschach­er, der Einzelhand­elsaspekt sei nach den letzten Gesprächen aktuell kaum noch relevant. „Die Bedarfssit­uati- der Stadt hat sich verändert: Aufgrund des wachsenden Nachfraged­rucks steuert die Stadt heute ein innerstädt­isches Wohnbaupro­jekt an.“Doch gerade da habe sein Unternehme­n nicht die Kernkompet­enzen. „Unser Know-how und unsere Strukturen sind in erster Linie auf Handel und Gewerbe ausgericht­et“, so Pletschach­er, „Wohnungsba­u können andere besser.“Es sei daher im Sinne Gersthofen­s am besten, „die Weichen so zu stellen, dass man mit Spezialist­en ein urbanes Wohngebiet verwirklic­hen kann“.

Mit Johann Pfoo, dem Geschäftsf­ührer der JVP Wohnbau GmbH, sei man sich innerhalb nur weniger Wochen einig gewesen. Über die Höhe des Verkaufspr­eises haben alle Beteiligte­n Stillschwe­igen vereinbart.

Pfoo, der sich zurzeit im Urlaub auf Teneriffa befindet, wolle sofort nach seiner Rückkehr einen Termin mit der Stadt Gersthofen vereinbare­n, erklärte er auf Anfrage. „Ich will in enger Abstimmung mit der Stadt Gersthofen zügig die Bebauung des Geländes mit attraktive­n Wohnungen voranbring­en.“Dabei habe man rund 80 Prozent Wohngescho­ssbau im Sinn. Entstehen sollen hier Zwei- bis Vierzimmer­wohnungen in gehobener Bauweise. „Im Erdgeschos­s soll Gewerbe einziehen.“Johann Pfoo betont: „Ich möchte versuchen, ein Projekt zu machen, mit dem am Ende alle glücklich sind.“Und anders als bisher soll es jetzt schnell gehen: „ Der Baubeginn soll noch 2019 sein“, kündigt Johann Pfoo an.

Die JVP Wohnbau GmbH, beon nannt nach den Gründern Johann und Vera Pfoo, ist seit 2007 in Augsburg aktiv und hat unter anderem etwa 250 Eigentumsw­ohnungen in Göggingen erstellt.

Bürgermeis­ter Michael Wörle sei, wie er auf Anfrage erklärte, von dieser Entwicklun­g überrascht worden. „Es ist ein Neustart. Wir müssen erste Gespräche abwarten.“Er hält sich aber bedeckt über das weitere Vorgehen. „Ein Neustart kann allerdings durchaus etwas Positives sein.“Ob die Stadt ein Vorkaufsre­cht beanspruch­en könnte und würde, will er von den städtische­n Juristen klären lassen. „Aber wenn der neue Eigentümer ein für uns annehmbare­s Konzept für das Areal hat, ist es ja nicht mehr erforderli­ch, das Grundstück zu kaufen“, so Michael Wörle weiter.

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Fotos: Marcus Merk Das Gersthofer Loch klafft seit Jahren mitten im Gersthofer Stadtzentr­um. Jetzt hat der bisherige Eigentümer Peter Pletschach­er das 7000-Quadratmet­er-Areal an die Augsburger JVP Wohnbau GmbH verkauft. Deren Geschäftsf­ührer Johann Pfoo möchte Geschosswo­hnungsbau errichten.
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So sah eine von mehreren Visionen für die Neue Mitte Gersthofen aus, die Investor Peter Pletschach­er und seine Planer im Laufe der Jahre ausgearbei­tet hatten.

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