Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Chefs für das Augsburger Land
Trotz Vollbeschäftigung wieder mehr Firmengründungen
Landkreis Augsburg Lässt sich Gründergeist messen? Die Statistik sagt Ja und nimmt die Gewerbeanmeldungen und die Bevölkerung als Maßstab. Denn eigentlich müssten überall im Land alle gleich scharf darauf sein, Chef oder Chefin oder zumindest selbstständig zu werden. Ist aber nicht so: Bezogen auf die Gewerbeanmeldungen hatte der Kreis Augsburg bis Ende 2017 rund 102 Firmengründer je 10000 Einwohner. Das ist Platz 32 in der Gründerbundesliga unter 403 ausgewerteten Stadtstaaten, Stadt- und Landkreisen.
Bundesweit schrumpft die Lust am Unternehmertum: 2017 wurden in Deutschland 80394 weniger Gewerbeanmeldungen abgegeben als noch 2012. Bei uns sieht es nicht besser aus, da liegt das Minus beim Vergleich dieser beiden Jahre bei 199 Gründungen. Die jüngste Entwicklung zeigt im Kreis Augsburg, dass die Zahl der Gewerbeanmeldungen bis Ende 2017 mit 2531 Anmeldungen um sieben gegenüber 2016 wieder nach oben ging, die Gründer im Kreis Augsburg derzeit also gegen den Trend schwimmen.
Die Erfolgschancen zu beurteilen, die sich am Ende in Arbeitsplätzen, lokaler Wirtschaftskraft und interessanten Unternehmen niederschlagen, ist schwieriger. Dafür schätzen die Statistiker die Chancen der Gründung ab, so weit das möglich ist: 2017 bekamen von den 2531 Gewerbeanmeldungen im Kreis Augsburg insgesamt 1865 das Prädikat „Neuerrichtungen“, womit Gewerbe beschrieben werden, die es bei uns vorher noch nicht gab. In denen wiederum wurden 413 als „Betriebsgründungen“eingestuft, denen die Experten eine größere wirtschaftliche Bedeutung beimessen, weil sie meinen, dass diese Firmen auf lange Sicht wirtschaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze bringen. 2016 hatte deren Zahl bei 382 gelegen. Diese besonders wichtigen Gründungen lagen 2017 im Kreis Augsburg also um 31 höher als im Vorjahr.
Bleibt ein letzter Indikator für das lokale Gründungsgeschehen: Zieht man die 2257 Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeanmeldungen ab, blieb 2017 ein Gründersaldo von plus 274 Gründerinnen und Gründern, die Hoffnung auf zusätzliche Jobs machen. Ist das jetzt gut oder schlecht?
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bringt jedes Jahr einen Gründungsmonitor auf den Markt. Die Überschrift des KfW-Gründungsmonitors 2017 lautet „Beschäftigungsrekord mit Nebenwirkung: So wenige Gründer wie nie.“Oder: Wenn die Menschen satt sind, sind sie nicht hungrig auf Selbstständigkeit.
Und je weniger neue Chefs, desto weniger Chancen auf künftige Arbeitsplätze.