Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dinkelscherber müssen für Wasser mehr zahlen
Die Kosten für das Trinkwasser steigen deutlich – zumindest für den Normalverbraucher. Große Abnehmer müssen sogar weniger zahlen. Woran das liegt
Dinkelscherben Das Wasser aus der Leitung kostet in Dinkelscherben bald deutlich mehr. Das hat der Marktgemeinderat in der jüngsten Sitzung beschlossen. Hintergrund sind die hohen Kosten für die aktuelle Trinkwasserchlorung und die Ausgaben für ein neues Versorgungsnetz in der Marktgemeinde. Besonders Familien sind von den steigenden Wasserkosten betroffen. Großverbraucher, zum Beispiel Landwirte, könnten durch die neuen Regelungen entlastet werden. Das hat einen Grund.
Bei den Wasserkosten für den Verbraucher wird in zwei Gebühren unterschieden. Sie zahlen zum einen die sogenannte Grund- oder Zählergebühr für jeden Wasserzähler. Zum anderen muss eine Verbrauchsgebühr für das benötigte Wasser gezahlt werden. Bisher lag die Zählergebühr für einen durchschnittlichen Haushalt bei 30 Euro im Jahr, die Verbrauchsgebühr bei 1,21 Euro pro Kubikmeter Wasser. Künftig soll die Zählergebühr für den Durchschnittshaushalt auf 100 Euro steigen, die Verbrauchsgebühr jedoch leicht auf 1,13 gesenkt werden. Die Haushalte zahlen künftig also eine deutlich höhere Grundsumme, der tatsächliche Wasserverbrauch hingegen fällt weniger ins Gewicht.
Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb spricht vom „Prinzip Flatrate“. Für ihn sind die neuen Gebühren eine Anpassung an die anfallenden Kosten. Schließlich seien das zum größten Teil Fixkosten, zum Beispiel für die Erschließung oder Instandhaltung des Netzes. Der Wasserverbrauch der einzelnen Haushalte hingegen falle bei den Gesamtkosten weniger ins Gewicht. Bisher habe man die Großverbraucher in Dinkelscherben zu sehr zur Kasse gebeten, meint Kalb. Geringverbraucher hätten da zu wenig gezahlt. Das werde man mit den neuen Gebühren nachhaltig ändern.
Das neue Wasserkonzept in der Gemeinde erklärte ein Experte anhand eines Rechenbeispiels: Eine vierköpfige Familie zahlte bisher durchschnittlich rund 590 Euro bei einem Verbrauch von 140 Kubikmetern Wasser im Jahr. Bei gleichem Verbrauch soll sie künftig rund 700 Euro zahlen. Ein Großverbraucher, mit einem Bedarf von rund 3000 Kubikmetern Wasser im Jahr, zahlte bisher etwa 3900 Euro. Weil die Grundgebühr nicht prozentual zum Verbrauch steigt, zahlt der Großverbraucher künftig etwa 40 Euro weniger.
Für Gemeinderat Hans Marz (SPD) ist das ein falsches Zeichen. Er sagt: „Man hätte Anreize schaffen müssen, Wasser zu sparen.“Durch den immensen Anstieg der Grundgebühr aber, lohne sich das für den Verbraucher in Dinkelscherben nicht mehr. „Das ist ein falsches Zeichen.“Außerdem befürchte er, dass durch günstige Verbrauchspreise mehr Abwasser entstehe. Das sei eine zusätzliche Belastung für die Umwelt. Er plädierte deshalb für eine ausgewogenere Erhöhung zwischen Verbrauchs- und Grundgebühr.
Ähnlich sieht das Gemeinderat Peter Kraus (Freie Wähler). Der „riesige Sprung“der Zählergebühr von 30 auf 100 Euro sei dem Bürger nicht zu vermitteln. Dass der Verbrauchspreis sogar reduziert wird, kann Kraus nicht verstehen. Zwar sei Dinkelscherben eine wasserreiche Gegend, in der nicht unbedingt an Wasser gespart werden müsse, doch auch Kraus gehe es um die Signalwirkung.
Von dieser Argumentation hält Bürgermeister Kalb nicht viel. Denn nicht jeder könne es sich leisten, Wasser zu sparen. Ein Landwirt zum Beispiel habe nun einmal einen hohen Verbrauch – egal wie hoch die Gebühr sei.
Durch die steigenden Gebühren will die Gemeinde den Ausgaben für Chlorung und Neugestaltung des Wassernetzes entgegenwirken. Für das Jahr 2018 rechne man derzeit mit einem Minus von rund 275 000 Euro in der Wasserversorgung. Die Kosten für die Chlorung schätzt Kalb für dieses Jahr auf rund 250 000 Euro. Das neue Wassernetz soll rund 11,7 Millionen Euro kosten.