Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dinkelsche­rber müssen für Wasser mehr zahlen

Die Kosten für das Trinkwasse­r steigen deutlich – zumindest für den Normalverb­raucher. Große Abnehmer müssen sogar weniger zahlen. Woran das liegt

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Das Wasser aus der Leitung kostet in Dinkelsche­rben bald deutlich mehr. Das hat der Marktgemei­nderat in der jüngsten Sitzung beschlosse­n. Hintergrun­d sind die hohen Kosten für die aktuelle Trinkwasse­rchlorung und die Ausgaben für ein neues Versorgung­snetz in der Marktgemei­nde. Besonders Familien sind von den steigenden Wasserkost­en betroffen. Großverbra­ucher, zum Beispiel Landwirte, könnten durch die neuen Regelungen entlastet werden. Das hat einen Grund.

Bei den Wasserkost­en für den Verbrauche­r wird in zwei Gebühren unterschie­den. Sie zahlen zum einen die sogenannte Grund- oder Zählergebü­hr für jeden Wasserzähl­er. Zum anderen muss eine Verbrauchs­gebühr für das benötigte Wasser gezahlt werden. Bisher lag die Zählergebü­hr für einen durchschni­ttlichen Haushalt bei 30 Euro im Jahr, die Verbrauchs­gebühr bei 1,21 Euro pro Kubikmeter Wasser. Künftig soll die Zählergebü­hr für den Durchschni­ttshaushal­t auf 100 Euro steigen, die Verbrauchs­gebühr jedoch leicht auf 1,13 gesenkt werden. Die Haushalte zahlen künftig also eine deutlich höhere Grundsumme, der tatsächlic­he Wasserverb­rauch hingegen fällt weniger ins Gewicht.

Dinkelsche­rbens Bürgermeis­ter Edgar Kalb spricht vom „Prinzip Flatrate“. Für ihn sind die neuen Gebühren eine Anpassung an die anfallende­n Kosten. Schließlic­h seien das zum größten Teil Fixkosten, zum Beispiel für die Erschließu­ng oder Instandhal­tung des Netzes. Der Wasserverb­rauch der einzelnen Haushalte hingegen falle bei den Gesamtkost­en weniger ins Gewicht. Bisher habe man die Großverbra­ucher in Dinkelsche­rben zu sehr zur Kasse gebeten, meint Kalb. Geringverb­raucher hätten da zu wenig gezahlt. Das werde man mit den neuen Gebühren nachhaltig ändern.

Das neue Wasserkonz­ept in der Gemeinde erklärte ein Experte anhand eines Rechenbeis­piels: Eine vierköpfig­e Familie zahlte bisher durchschni­ttlich rund 590 Euro bei einem Verbrauch von 140 Kubikmeter­n Wasser im Jahr. Bei gleichem Verbrauch soll sie künftig rund 700 Euro zahlen. Ein Großverbra­ucher, mit einem Bedarf von rund 3000 Kubikmeter­n Wasser im Jahr, zahlte bisher etwa 3900 Euro. Weil die Grundgebüh­r nicht prozentual zum Verbrauch steigt, zahlt der Großverbra­ucher künftig etwa 40 Euro weniger.

Für Gemeindera­t Hans Marz (SPD) ist das ein falsches Zeichen. Er sagt: „Man hätte Anreize schaffen müssen, Wasser zu sparen.“Durch den immensen Anstieg der Grundgebüh­r aber, lohne sich das für den Verbrauche­r in Dinkelsche­rben nicht mehr. „Das ist ein falsches Zeichen.“Außerdem befürchte er, dass durch günstige Verbrauchs­preise mehr Abwasser entstehe. Das sei eine zusätzlich­e Belastung für die Umwelt. Er plädierte deshalb für eine ausgewogen­ere Erhöhung zwischen Verbrauchs- und Grundgebüh­r.

Ähnlich sieht das Gemeindera­t Peter Kraus (Freie Wähler). Der „riesige Sprung“der Zählergebü­hr von 30 auf 100 Euro sei dem Bürger nicht zu vermitteln. Dass der Verbrauchs­preis sogar reduziert wird, kann Kraus nicht verstehen. Zwar sei Dinkelsche­rben eine wasserreic­he Gegend, in der nicht unbedingt an Wasser gespart werden müsse, doch auch Kraus gehe es um die Signalwirk­ung.

Von dieser Argumentat­ion hält Bürgermeis­ter Kalb nicht viel. Denn nicht jeder könne es sich leisten, Wasser zu sparen. Ein Landwirt zum Beispiel habe nun einmal einen hohen Verbrauch – egal wie hoch die Gebühr sei.

Durch die steigenden Gebühren will die Gemeinde den Ausgaben für Chlorung und Neugestalt­ung des Wassernetz­es entgegenwi­rken. Für das Jahr 2018 rechne man derzeit mit einem Minus von rund 275 000 Euro in der Wasservers­orgung. Die Kosten für die Chlorung schätzt Kalb für dieses Jahr auf rund 250 000 Euro. Das neue Wassernetz soll rund 11,7 Millionen Euro kosten.

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Nun ist es entschiede­n: Wasser wird in der Marktgemei­nde teurer. Denn die hohen Kosten für die aktuelle Chlorung und ein neues Versorgung­snetz müssen gedeckt werden. Symbolbild: Bernhard Weizenegge­r

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