Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer fährt besser Auto?
Im Landkreis haben Männer weniger Haftpflichtschäden. Im gesamtdeutschen Vergleich sieht es wieder anders aus. Welche Automarken bei uns besonders häufig in Unfälle verwickelt sind
Werden Männer am Steuer zu Hitzköpfen? Und können Frauen einparken? Um Antworten und den neuen Karambolage-Atlas geht es heute auf
Landkreis Augsburg Sind Männer am Steuer Hitzköpfe? Können Frauen nicht einparken? Und: Wer fährt eigentlich besser Auto? Im Augsburger Land sind das die Männer – glaubt man jedenfalls dem aktuellen Karambolage-Atlas der Generali. In das Vergleichswerk fließen mehr als 700000 Fälle des Versicherers ein. Der Atlas liefert einen Überblick darüber, wie viele Schäden deutschlandweit in den einzelnen Landkreisen 2017 an Autos entstanden sind. Die Daten für den Landkreis Augsburg basieren auf knapp 12 500 Versicherten, die 1300 Schäden im Jahr 2017 gemeldet hatten. Ein Aspekt fällt besonders auf.
Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Haftpflicht – sie kommt für Sach-, Personen- und Vermögensschäden auf, die durch den Versicherungsnehmer verursacht wurden – haben die Frauen die Nase vorn. Fünf von 100 hatten im Landkreis einen Schaden, bei den Männern waren es drei. Allerdings: Für die Statistik herangezogen wurden laut Generali lediglich die Fahrzeughalter. Wer tatsächlich gefahren ist und einen Schaden verursacht hat, gibt die Aufstellung nicht wieder. Bun- gilt: Die Unfallhäufigkeit ist keine Frage des Geschlechts. Laut Karambolage-Atlas liegt sie bei männlichen Versicherungsnehmern bei 11,4 und bei weiblichen Versicherungsnehmern bei 12,5 Prozent.
Die Konkurrenz hält wenig von der Statistik, die zwischen Männern und Frauen unterscheidet. „Das ist nicht zielführend“, sagt Christian Weishuber von der Allianz. Auch ADAC und der Auto Club Europa haben kein Zahlenmaterial, dass Aufschlüsse über die Autofahrkünste zulässt. Und die Polizei? Die hält eine Geschlechtertrennung für nicht seriös. Anders sieht es beim Alter aus: Die Polizei nimmt vor allem ältere und jüngere Verkehrsteilnehmer unter die Lupe. Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord erklärt die Hintergründe: „So lässt sich erkennen, ob sich zum Beispiel Modelle wie das begleitete Fahren ab 17 Jahren bewähren. Es lassen sich auch Schlüsse daraus ziehen, ob zum Beispiel für ältere Verkehrsteilnehmer zusätzliche Schulungen angeboten werden müssen.“Das Ziel ist klar: mehr Verkehrssicherheit. Diese haben auch die Unfallforscher im Fokus.
Siegfried Brockmann ist einer von ihnen – er arbeitet für die Unfallfor- schung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verkehrssicherheit auf Deutschlands Straßen zu verbessern und zu helfen, Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen. Eine wesentliche Erkenntnis: „Bei schweren Unfällen sind Männer deutlich überrepräsentiert. Unser Hauptproblem sind junge Männer“, sagt Brockmann.
Frauen fahren defensiver Auto
Das bestätigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2016. Danach sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren besonders unfallgefährdet. Und: Das Risiko für Frauen zu verunglücken ist – gemessen an ihrer Bevölkerungszahl – deutlich geringer als das der Männer. Was Unfallforscher Brockmann dazu feststellt: „Frauen fahren defensiver.“Die Statistiker der Wiesbadener Behörde haben auch herausgefunden: Frauen sind im Vergleich zu den Männern häufiger mit leistungsschwächeren Fahrzeugen in Unfälle verwickelt.
Automobiler Spitzenreiter bei der Schadenhäufigkeit bei Haftpflichtdesweit schäden ist bei Generali-Kunden im Landkreis übrigens Skoda. Konkret listet der neue Karambolage-Atlas folgende Marken auf:
● Skoda 7,3 Prozent
● BMW 5,7 Prozent
● Mercedes 5,5 Prozent
● Renault 5,1 Prozent
● Opel 4,7 Prozent
● VW 4,30 Prozent
● Audi 4,2 Prozent
Warum ausgerechnet die tschechische Automarke im Landkreis vorne liegt, kann sich Dirk Brandt von der Generali-Versicherung nicht erklären. Denn deutschlandweit belegt Skoda einen der hintersten Ränge. Dort liegen Mercedes und BMW vorne. Mögliche Schlussfolgerung: Fahrer von Premiummarken sind unvorsichtiger.
Das Zahlenwerk zeigt auch: Sonntagsfahrer gibt es nicht. Das Schadenrisiko ist am Sonntag etwa halb so groß wie an einem Donnerstag oder Freitag. Das könnte daran liegen, dass die meisten Autofahrer am Ende der Arbeitswoche schnell nach Hause möchten. Und wenn es doch kracht?
Dann liegt die Schadenshöhe im Landkreis durchschnittlich bei 2479 Euro. Sie ist etwas höher als der bayerische Durchschnitt, den die Statistiker mit 2324 Euro berechnet haben. Der gesamtdeutsche Mittelwert beträgt 2289 Euro. Bei der errechneten Häufigkeit eines Schadens gehört das Augsburger Land zu den sichersten Landkreisen in Schwaben. Konkret: Jeder zehnte Fahrer hat einen Schaden an seinem Auto. Weniger sind es laut Karambolage-Atlas nur im Unterallgäu, in Memmingen und im Donau-Ries.