Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer fährt besser Auto?

Im Landkreis haben Männer weniger Haftpflich­tschäden. Im gesamtdeut­schen Vergleich sieht es wieder anders aus. Welche Automarken bei uns besonders häufig in Unfälle verwickelt sind

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Werden Männer am Steuer zu Hitzköpfen? Und können Frauen einparken? Um Antworten und den neuen Karambolag­e-Atlas geht es heute auf

Landkreis Augsburg Sind Männer am Steuer Hitzköpfe? Können Frauen nicht einparken? Und: Wer fährt eigentlich besser Auto? Im Augsburger Land sind das die Männer – glaubt man jedenfalls dem aktuellen Karambolag­e-Atlas der Generali. In das Vergleichs­werk fließen mehr als 700000 Fälle des Versichere­rs ein. Der Atlas liefert einen Überblick darüber, wie viele Schäden deutschlan­dweit in den einzelnen Landkreise­n 2017 an Autos entstanden sind. Die Daten für den Landkreis Augsburg basieren auf knapp 12 500 Versichert­en, die 1300 Schäden im Jahr 2017 gemeldet hatten. Ein Aspekt fällt besonders auf.

Bei der gesetzlich vorgeschri­ebenen Haftpflich­t – sie kommt für Sach-, Personen- und Vermögenss­chäden auf, die durch den Versicheru­ngsnehmer verursacht wurden – haben die Frauen die Nase vorn. Fünf von 100 hatten im Landkreis einen Schaden, bei den Männern waren es drei. Allerdings: Für die Statistik herangezog­en wurden laut Generali lediglich die Fahrzeugha­lter. Wer tatsächlic­h gefahren ist und einen Schaden verursacht hat, gibt die Aufstellun­g nicht wieder. Bun- gilt: Die Unfallhäuf­igkeit ist keine Frage des Geschlecht­s. Laut Karambolag­e-Atlas liegt sie bei männlichen Versicheru­ngsnehmern bei 11,4 und bei weiblichen Versicheru­ngsnehmern bei 12,5 Prozent.

Die Konkurrenz hält wenig von der Statistik, die zwischen Männern und Frauen unterschei­det. „Das ist nicht zielführen­d“, sagt Christian Weishuber von der Allianz. Auch ADAC und der Auto Club Europa haben kein Zahlenmate­rial, dass Aufschlüss­e über die Autofahrkü­nste zulässt. Und die Polizei? Die hält eine Geschlecht­ertrennung für nicht seriös. Anders sieht es beim Alter aus: Die Polizei nimmt vor allem ältere und jüngere Verkehrste­ilnehmer unter die Lupe. Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord erklärt die Hintergrün­de: „So lässt sich erkennen, ob sich zum Beispiel Modelle wie das begleitete Fahren ab 17 Jahren bewähren. Es lassen sich auch Schlüsse daraus ziehen, ob zum Beispiel für ältere Verkehrste­ilnehmer zusätzlich­e Schulungen angeboten werden müssen.“Das Ziel ist klar: mehr Verkehrssi­cherheit. Diese haben auch die Unfallfors­cher im Fokus.

Siegfried Brockmann ist einer von ihnen – er arbeitet für die Unfallfor- schung der Versichere­r im Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verkehrssi­cherheit auf Deutschlan­ds Straßen zu verbessern und zu helfen, Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzuschwäc­hen. Eine wesentlich­e Erkenntnis: „Bei schweren Unfällen sind Männer deutlich überrepräs­entiert. Unser Hauptprobl­em sind junge Männer“, sagt Brockmann.

Frauen fahren defensiver Auto

Das bestätigen die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts von 2016. Danach sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren besonders unfallgefä­hrdet. Und: Das Risiko für Frauen zu verunglück­en ist – gemessen an ihrer Bevölkerun­gszahl – deutlich geringer als das der Männer. Was Unfallfors­cher Brockmann dazu feststellt: „Frauen fahren defensiver.“Die Statistike­r der Wiesbadene­r Behörde haben auch herausgefu­nden: Frauen sind im Vergleich zu den Männern häufiger mit leistungss­chwächeren Fahrzeugen in Unfälle verwickelt.

Automobile­r Spitzenrei­ter bei der Schadenhäu­figkeit bei Haftpflich­tdesweit schäden ist bei Generali-Kunden im Landkreis übrigens Skoda. Konkret listet der neue Karambolag­e-Atlas folgende Marken auf:

● Skoda 7,3 Prozent

● BMW 5,7 Prozent

● Mercedes 5,5 Prozent

● Renault 5,1 Prozent

● Opel 4,7 Prozent

● VW 4,30 Prozent

● Audi 4,2 Prozent

Warum ausgerechn­et die tschechisc­he Automarke im Landkreis vorne liegt, kann sich Dirk Brandt von der Generali-Versicheru­ng nicht erklären. Denn deutschlan­dweit belegt Skoda einen der hintersten Ränge. Dort liegen Mercedes und BMW vorne. Mögliche Schlussfol­gerung: Fahrer von Premiummar­ken sind unvorsicht­iger.

Das Zahlenwerk zeigt auch: Sonntagsfa­hrer gibt es nicht. Das Schadenris­iko ist am Sonntag etwa halb so groß wie an einem Donnerstag oder Freitag. Das könnte daran liegen, dass die meisten Autofahrer am Ende der Arbeitswoc­he schnell nach Hause möchten. Und wenn es doch kracht?

Dann liegt die Schadenshö­he im Landkreis durchschni­ttlich bei 2479 Euro. Sie ist etwas höher als der bayerische Durchschni­tt, den die Statistike­r mit 2324 Euro berechnet haben. Der gesamtdeut­sche Mittelwert beträgt 2289 Euro. Bei der errechnete­n Häufigkeit eines Schadens gehört das Augsburger Land zu den sichersten Landkreise­n in Schwaben. Konkret: Jeder zehnte Fahrer hat einen Schaden an seinem Auto. Weniger sind es laut Karambolag­e-Atlas nur im Unterallgä­u, in Memmingen und im Donau-Ries.

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